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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815.

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2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbona-
tee fibreuse et soyeuse
.)

Meist weiß in mancherley Abstufungen; theils
mit Seidenglanz. Unter andern bey Clausthal und
Zellerfeld am Harz. Von vorzüglicher Schönheit
aber bey Alstonmore in Northumberland, wo er
zu Ohrgehängen u. a. dergl. Schmuck verarbeitet
wird.

3) Dichter Kalkstein (und Marmor).

Als gemeiner Kalkstein meist grau in man-
cherley Abstufungen; hingegen als feinkörniger, po-
lirbarer Marmor sowohl fast in allen einfachen
Farben, als auf die vielartigste Weise bunt, mar-
morirt, geadert etc. in endloser Mannigfaltigkeit. So
z. B. vom einfarbigen die vorzüglichen antiken
Arten, giallo, rosso, nero etc.; vom zweyfar-
bigen
, pavonazzo, weiß mit rothen Streifen; mit
drey Farben, fiorito, weiß, roth und gelb ge-
flammt; mit vieren, broccatello, weiß, roth,
gelb und grau; u. s. w. So unter denen mit be-
sondern Zeichnungen, z. B. Dendriten-Mar-
mor
(alberino); Ruinen-Marmor. (cittadino
ruderato, paesino, Rimaggio
etc.) der schon in Mer-
gelstein übergeht etc. So unter denen, die fremde
Körper enthalten, besonders die Petrefacten-Mar-
mor, und unter diesen wieder nahmentlich der Mu-
schel-Marmor
(lumacchella); und der Corallen-
Marmor, wohin die pietra stellaria gehört etc. Man-
cher besieht als Breschen-Marmor aus zusam-
mencämentirten Trümmern von andern Marmorar-
ten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien durchzo-
gen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera (S.
579.), oder geflammt, wie der ausnehmend schöne
lauchgrüne Cipollino antico u. s. w. - Ueberhaupt
hat der dichte Kalkstein und Marmor meist splitteri-
gen Bruch; theils schieferiges Gefüge (- so z. B.
der neuerlich zur Lithographik oder Steindruckerey
angewandte Pappenheimer Kalkschiefer, in welchem
sich auch die merkwürdigen Abdrücke von tropischen

2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbona-
tée fibreuse et soyeuse
.)

Meist weiß in mancherley Abstufungen; theils
mit Seidenglanz. Unter andern bey Clausthal und
Zellerfeld am Harz. Von vorzüglicher Schönheit
aber bey Alstonmore in Northumberland, wo er
zu Ohrgehängen u. a. dergl. Schmuck verarbeitet
wird.

3) Dichter Kalkstein (und Marmor).

Als gemeiner Kalkstein meist grau in man-
cherley Abstufungen; hingegen als feinkörniger, po-
lirbarer Marmor sowohl fast in allen einfachen
Farben, als auf die vielartigste Weise bunt, mar-
morirt, geadert ꝛc. in endloser Mannigfaltigkeit. So
z. B. vom einfarbigen die vorzüglichen antiken
Arten, giallo, rosso, nero etc.; vom zweyfar-
bigen
, pavonazzo, weiß mit rothen Streifen; mit
drey Farben, fiorito, weiß, roth und gelb ge-
flammt; mit vieren, broccatello, weiß, roth,
gelb und grau; u. s. w. So unter denen mit be-
sondern Zeichnungen, z. B. Dendriten-Mar-
mor
(alberino); Ruinen-Marmor. (cittadino
ruderato, paësino, Rimaggio
etc.) der schon in Mer-
gelstein übergeht ꝛc. So unter denen, die fremde
Körper enthalten, besonders die Petrefacten-Mar-
mor, und unter diesen wieder nahmentlich der Mu-
schel-Marmor
(lumacchella); und der Corallen-
Marmor, wohin die pietra stellaria gehört ꝛc. Man-
cher besieht als Breschen-Marmor aus zusam-
mencämentirten Trümmern von andern Marmorar-
ten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien durchzo-
gen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera (S.
579.), oder geflammt, wie der ausnehmend schöne
lauchgrüne Cipollino antico u. s. w. – Ueberhaupt
hat der dichte Kalkstein und Marmor meist splitteri-
gen Bruch; theils schieferiges Gefüge (– so z. B.
der neuerlich zur Lithographik oder Steindruckerey
angewandte Pappenheimer Kalkschiefer, in welchem
sich auch die merkwürdigen Abdrücke von tropischen

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[592/0596] 2) Faseriger Kalkstein. (Fr. chaux carbona- tée fibreuse et soyeuse.) Meist weiß in mancherley Abstufungen; theils mit Seidenglanz. Unter andern bey Clausthal und Zellerfeld am Harz. Von vorzüglicher Schönheit aber bey Alstonmore in Northumberland, wo er zu Ohrgehängen u. a. dergl. Schmuck verarbeitet wird. 3) Dichter Kalkstein (und Marmor). Als gemeiner Kalkstein meist grau in man- cherley Abstufungen; hingegen als feinkörniger, po- lirbarer Marmor sowohl fast in allen einfachen Farben, als auf die vielartigste Weise bunt, mar- morirt, geadert ꝛc. in endloser Mannigfaltigkeit. So z. B. vom einfarbigen die vorzüglichen antiken Arten, giallo, rosso, nero etc.; vom zweyfar- bigen, pavonazzo, weiß mit rothen Streifen; mit drey Farben, fiorito, weiß, roth und gelb ge- flammt; mit vieren, broccatello, weiß, roth, gelb und grau; u. s. w. So unter denen mit be- sondern Zeichnungen, z. B. Dendriten-Mar- mor (alberino); Ruinen-Marmor. (cittadino ruderato, paësino, Rimaggio etc.) der schon in Mer- gelstein übergeht ꝛc. So unter denen, die fremde Körper enthalten, besonders die Petrefacten-Mar- mor, und unter diesen wieder nahmentlich der Mu- schel-Marmor (lumacchella); und der Corallen- Marmor, wohin die pietra stellaria gehört ꝛc. Man- cher besieht als Breschen-Marmor aus zusam- mencämentirten Trümmern von andern Marmorar- ten. Mancher ist mit talkartigen Fossilien durchzo- gen; entweder gemarmelt, wie der Polzevera (S. 579.), oder geflammt, wie der ausnehmend schöne lauchgrüne Cipollino antico u. s. w. – Ueberhaupt hat der dichte Kalkstein und Marmor meist splitteri- gen Bruch; theils schieferiges Gefüge (– so z. B. der neuerlich zur Lithographik oder Steindruckerey angewandte Pappenheimer Kalkschiefer, in welchem sich auch die merkwürdigen Abdrücke von tropischen

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  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
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  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/596>, abgerufen am 17.06.2024.