Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

und Fundamentalbedeutung des Wortes Ge-
schlecht ist:

"Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen
der Dinge:

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des
Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbei-
nen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundi-
gen Luther's Bibel-Übersetzung lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwen-
dung auf Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Sy-
stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft-
lichen Ähnlichkeiten unter Geschlechter.

2) Eben so ausgemacht und bekannt ist aber
auch, daß hingegen das Wort Gattung von
dem Zeitworte sich gatten, abstammt; und
da nun im freyen Naturzustande wohl nur die
Thiere von einer species sich mit einander
fruchtbar gatten, so versteht sich also von selbst,
daß das Wort species, in dem Sinne, wovon
hier die Rede ist, durch kein anderes Deutsches
Wort passender und bezeichnender und bestimm-
ter ausgedrückt werden konnte, als durch Gat-
tung
.

und Fundamentalbedeutung des Wortes Ge-
schlecht ist:

„Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen
der Dinge:

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des
Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbei-
nen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundi-
gen Luther's Bibel-Übersetzung lernen.

Dem zu Folge wissen wir also in Anwen-
dung auf Methodologie in der Naturgeschichte:

Die Gattungen schafft die Natur: der Sy-
stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft-
lichen Ähnlichkeiten unter Geschlechter.

2) Eben so ausgemacht und bekannt ist aber
auch, daß hingegen das Wort Gattung von
dem Zeitworte sich gatten, abstammt; und
da nun im freyen Naturzustande wohl nur die
Thiere von einer species sich mit einander
fruchtbar gatten, so versteht sich also von selbst,
daß das Wort species, in dem Sinne, wovon
hier die Rede ist, durch kein anderes Deutsches
Wort passender und bezeichnender und bestimm-
ter ausgedrückt werden konnte, als durch Gat-
tung
.

<TEI xml:lang="de-DE">
  <text xml:id="blume_hbnatur_000041">
    <group>
      <text xml:id="blume_hbnatur_000041_1" n="1">
        <front>
          <div type="preface" n="1">
            <p><pb facs="#f0011" xml:id="pbVII_0001" n="VII"/>
und Fundamentalbedeutung des Wortes Ge-<lb/>
schlecht ist:</p>
            <p rendition="#l1em">
              <q type="preline">&#x201E;Die <hi rendition="#g">Aehnlichkeit</hi> der verschiedenen <hi rendition="#g">Gat-<lb/>
tungen</hi> der Dinge:</q>
            </p>
            <p>Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des<lb/>
Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbei-<lb/>
nen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundi-<lb/>
gen Luther's Bibel-Übersetzung lernen.</p>
            <p>Dem zu Folge wissen wir also in Anwen-<lb/>
dung auf Methodologie in der Naturgeschichte:</p>
            <p rendition="#l1em">Die <hi rendition="#g">Gattungen</hi> schafft die Natur: der Sy-<lb/>
stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft-<lb/>
lichen Ähnlichkeiten unter <hi rendition="#g">Geschlechter</hi>.</p>
            <p>2) Eben so ausgemacht und bekannt ist aber<lb/>
auch, daß hingegen das Wort <hi rendition="#g">Gattung</hi> von<lb/>
dem Zeitworte <hi rendition="#g">sich gatten</hi>, abstammt; und<lb/>
da nun im freyen Naturzustande wohl nur die<lb/>
Thiere von <hi rendition="#g">einer</hi> <hi rendition="#aq">species</hi> sich mit einander<lb/>
fruchtbar gatten, so versteht sich also von selbst,<lb/>
daß das Wort <hi rendition="#aq">species</hi>, in dem Sinne, wovon<lb/>
hier die Rede ist, durch kein anderes Deutsches<lb/>
Wort passender und bezeichnender und bestimm-<lb/>
ter ausgedrückt werden konnte, als durch <hi rendition="#g">Gat-<lb/>
tung</hi>.</p>
          </div>
        </front>
      </text>
    </group>
  </text>
</TEI>
[VII/0011] und Fundamentalbedeutung des Wortes Ge- schlecht ist: „Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat- tungen der Dinge: Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindesbei- nen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundi- gen Luther's Bibel-Übersetzung lernen. Dem zu Folge wissen wir also in Anwen- dung auf Methodologie in der Naturgeschichte: Die Gattungen schafft die Natur: der Sy- stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft- lichen Ähnlichkeiten unter Geschlechter. 2) Eben so ausgemacht und bekannt ist aber auch, daß hingegen das Wort Gattung von dem Zeitworte sich gatten, abstammt; und da nun im freyen Naturzustande wohl nur die Thiere von einer species sich mit einander fruchtbar gatten, so versteht sich also von selbst, daß das Wort species, in dem Sinne, wovon hier die Rede ist, durch kein anderes Deutsches Wort passender und bezeichnender und bestimm- ter ausgedrückt werden konnte, als durch Gat- tung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/11
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/11>, abgerufen am 28.04.2024.