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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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19. Gemeiner Thon.

Meist von grauer Farbe, und aus derselben durch man-
cherlei Uebergänge in andere; matt; weich; fettig anzufüh-
len; der Bruch häufig ins Schieferige; gibt angehaucht den
eigenen Thongeruch. Es gehören dahin

1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique).

Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich im Feuer
mehrentheils ziegelroth; variirt mannigfaltig im Ansehen,
Feinheit, Gehalt und der davon abhängenden vielfachen Brauch-
barkeit, z. B. zu Terra cotta, Fayence, Steingut, so viel-
artiger anderer Töpferwaare*), Tabackspfeifen, türkischen
Pfeifenköpfen (u. a. vulgo so genannten terrae sigillatae
Waaren), Schmelztiegeln, Ziegeln, auch zum Walken schlech-
ter Tücher, zum Raffiniren des Zuckers etc. Findet sich meist
in aufgeschwemmtem Lande, nahe unter der Dammerde.

2) Verhärteter Thon, Thonstein.

Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist feinerdigem
Bruche; macht theils den Grundteig mancher Porphyre aus.
Gebrauch in theils Gegenden als Baustein.

3) Schieferthon, Zechstein.

Meist rauchgrau, ins Schwarze, der Bruch schiefrig, schei-
benförmig; manche Abarten hängen stark an der Zunge**);
oft mit Kräuterabdrücken (Kräuterschiefer). Ein ge-
wöhnlicher Gefährte der Steinkohlen. Uebergän-
ge in Thonschiefer, Porcellan-Jaspis.

*) Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Töpferthons, die
sich durch auffallende Eigenheiten der daraus gebrannten Gefäße aus-
zeichnen , gehören vorzüglich 1) die, woraus die bewundernswürdigen antiken griechischen und so
genannten etruskischen Vasen gearbeitet worden, die sich
besonders durch ihre so ausnehmende Leichtigkeit unterscheiden. 2) Die, aus welcher die Portugiesischen Bacaros de Estremoz
gedreht werden, welche einen angenehmen adstringirenden Geschmack
haben, und selbigen auch dem daraus genossenen Getränk mittheilen. 3) Die, woraus man in Szent-Laszlo in Siebenbürgen die son-
derbaren Blasentöpfe mit großen aufgetriebenen Blasen in ihren
Wänden verfertigt.
**) Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der vom jün-
gern Lowitz 1772 bei Dmitriewsk an der Mündung der Kamyschinka
in die Wolga entdeckte überaus merkwürdige aschgraue Hygrome-
ter Schiefer
, der von der äußerst scharfsinnigen Anwendung den
Namen hat, die dieser vortreffliche Chemiker davon gemacht, und in Lich-
tenberg's
Göttingischem Magazin 3ten Jahrg. 4ten Stück, S. 401
u. f. genau beschrieben hat.

19. Gemeiner Thon.

Meist von grauer Farbe, und aus derselben durch man-
cherlei Uebergänge in andere; matt; weich; fettig anzufüh-
len; der Bruch häufig ins Schieferige; gibt angehaucht den
eigenen Thongeruch. Es gehören dahin

1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique).

Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich im Feuer
mehrentheils ziegelroth; variirt mannigfaltig im Ansehen,
Feinheit, Gehalt und der davon abhängenden vielfachen Brauch-
barkeit, z. B. zu Terra cotta, Fayence, Steingut, so viel-
artiger anderer Töpferwaare*), Tabackspfeifen, türkischen
Pfeifenköpfen (u. a. vulgo so genannten terrae sigillatae
Waaren), Schmelztiegeln, Ziegeln, auch zum Walken schlech-
ter Tücher, zum Raffiniren des Zuckers ꝛc. Findet sich meist
in aufgeschwemmtem Lande, nahe unter der Dammerde.

2) Verhärteter Thon, Thonstein.

Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist feinerdigem
Bruche; macht theils den Grundteig mancher Porphyre aus.
Gebrauch in theils Gegenden als Baustein.

3) Schieferthon, Zechstein.

Meist rauchgrau, ins Schwarze, der Bruch schiefrig, schei-
benförmig; manche Abarten hängen stark an der Zunge**);
oft mit Kräuterabdrücken (Kräuterschiefer). Ein ge-
wöhnlicher Gefährte der Steinkohlen. Uebergän-
ge in Thonschiefer, Porcellan-Jaspis.

*) Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Töpferthons, die
sich durch auffallende Eigenheiten der daraus gebrannten Gefäße aus-
zeichnen , gehören vorzüglich 1) die, woraus die bewundernswürdigen antiken griechischen und so
genannten etruskischen Vasen gearbeitet worden, die sich
besonders durch ihre so ausnehmende Leichtigkeit unterscheiden. 2) Die, aus welcher die Portugiesischen Bacaros de Estremoz
gedreht werden, welche einen angenehmen adstringirenden Geschmack
haben, und selbigen auch dem daraus genossenen Getränk mittheilen. 3) Die, woraus man in Szent-Laszlo in Siebenbürgen die son-
derbaren Blasentöpfe mit großen aufgetriebenen Blasen in ihren
Wänden verfertigt.
**) Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der vom jün-
gern Lowitz 1772 bei Dmitriewsk an der Mündung der Kamyschinka
in die Wolga entdeckte überaus merkwürdige aschgraue Hygrome-
ter Schiefer
, der von der äußerst scharfsinnigen Anwendung den
Namen hat, die dieser vortreffliche Chemiker davon gemacht, und in Lich-
tenberg's
Göttingischem Magazin 3ten Jahrg. 4ten Stück, S. 401
u. f. genau beschrieben hat.
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[394/0404] 19. Gemeiner Thon. Meist von grauer Farbe, und aus derselben durch man- cherlei Uebergänge in andere; matt; weich; fettig anzufüh- len; der Bruch häufig ins Schieferige; gibt angehaucht den eigenen Thongeruch. Es gehören dahin 1) Töpferthon. (Fr. l'argile plastique). Sehr weich; wird im Wasser zähe; brennt sich im Feuer mehrentheils ziegelroth; variirt mannigfaltig im Ansehen, Feinheit, Gehalt und der davon abhängenden vielfachen Brauch- barkeit, z. B. zu Terra cotta, Fayence, Steingut, so viel- artiger anderer Töpferwaare *), Tabackspfeifen, türkischen Pfeifenköpfen (u. a. vulgo so genannten terrae sigillatae Waaren), Schmelztiegeln, Ziegeln, auch zum Walken schlech- ter Tücher, zum Raffiniren des Zuckers ꝛc. Findet sich meist in aufgeschwemmtem Lande, nahe unter der Dammerde. 2) Verhärteter Thon, Thonstein. Von verschiedener Farbe und Festigkeit; meist feinerdigem Bruche; macht theils den Grundteig mancher Porphyre aus. Gebrauch in theils Gegenden als Baustein. 3) Schieferthon, Zechstein. Meist rauchgrau, ins Schwarze, der Bruch schiefrig, schei- benförmig; manche Abarten hängen stark an der Zunge **); oft mit Kräuterabdrücken (Kräuterschiefer). Ein ge- wöhnlicher Gefährte der Steinkohlen. Uebergän- ge in Thonschiefer, Porcellan-Jaspis. *) Zu den besonders merkwürdigen Abarten des Töpferthons, die sich durch auffallende Eigenheiten der daraus gebrannten Gefäße aus- zeichnen , gehören vorzüglich 1) die, woraus die bewundernswürdigen antiken griechischen und so genannten etruskischen Vasen gearbeitet worden, die sich besonders durch ihre so ausnehmende Leichtigkeit unterscheiden. 2) Die, aus welcher die Portugiesischen Bacaros de Estremoz gedreht werden, welche einen angenehmen adstringirenden Geschmack haben, und selbigen auch dem daraus genossenen Getränk mittheilen. 3) Die, woraus man in Szent-Laszlo in Siebenbürgen die son- derbaren Blasentöpfe mit großen aufgetriebenen Blasen in ihren Wänden verfertigt. **) Vor allen bis jetzt bekannten Fossilien thut dieß der vom jün- gern Lowitz 1772 bei Dmitriewsk an der Mündung der Kamyschinka in die Wolga entdeckte überaus merkwürdige aschgraue Hygrome- ter Schiefer, der von der äußerst scharfsinnigen Anwendung den Namen hat, die dieser vortreffliche Chemiker davon gemacht, und in Lich- tenberg's Göttingischem Magazin 3ten Jahrg. 4ten Stück, S. 401 u. f. genau beschrieben hat.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/404>, abgerufen am 22.11.2024.