Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 472.

Bey einigen andern absondernden Eingewei-
den findet wieder ein verschiedener Mechanismus
statt, z. B. bey den Hoden, die ganz aus unge-
mein langen, zahlreichen, und fest zusammenge-
rollten Gefäßen bestehen.

§. 473.

Wir kommen nun auf die Untersuchung der
Ursachen, wodurch jede Flüßigkeit in ihren be-
stimmten Organen abgesondert wird; allein diese
ganze Lehre ist noch ungemeinen Schwierigkeiten
und Zweifeln ausgesetzt.

§. 474.

Soviel scheint ausgemacht zu seyn, daß die
nächste Ursache der mehresten Absonderungen in
dem innern Bau der Absonderungswerkzeuge ver-
borgen liegt. Hieher gehört in den gehäuften
Drüsen, und absondernden Eingeweiden die be-
sondere Richtung und Vertheilung der Blutgefäße,
aus denen die Säfte abgeschieden werden; auch
das eigenthümliche Parenchyma, wodurch sich
jedes absondernde Eingeweide schon beym ersten
Anblick von jeder andern Fleischmasse auszeichnet
(§. 27.).

§. 475.

Ueberdieß ist es mir aus Gründen, die ich
hier und da schon angeführt habe, sehr wahrschein-
lich, daß die absondernden Eingeweide nicht nur
ein eigenthümliches Parenchyma, sondern auch
ein eigenthümliches Leben, das ist, eine besonde-
re Art der Lebenskraft besitzen, die man von den
allgemeinen Lebenskräften, nämlich von der Zu-
sammenziehbarkeit, Reizbarkeit, und Empfindlich-
keit wohl unterscheiden muß.

§. 472.

Bey einigen andern absondernden Eingewei-
den findet wieder ein verschiedener Mechanismus
statt, z. B. bey den Hoden, die ganz aus unge-
mein langen, zahlreichen, und fest zusammenge-
rollten Gefäßen bestehen.

§. 473.

Wir kommen nun auf die Untersuchung der
Ursachen, wodurch jede Flüßigkeit in ihren be-
stimmten Organen abgesondert wird; allein diese
ganze Lehre ist noch ungemeinen Schwierigkeiten
und Zweifeln ausgesetzt.

§. 474.

Soviel scheint ausgemacht zu seyn, daß die
nächste Ursache der mehresten Absonderungen in
dem innern Bau der Absonderungswerkzeuge ver-
borgen liegt. Hieher gehört in den gehäuften
Drüsen, und absondernden Eingeweiden die be-
sondere Richtung und Vertheilung der Blutgefäße,
aus denen die Säfte abgeschieden werden; auch
das eigenthümliche Parenchyma, wodurch sich
jedes absondernde Eingeweide schon beym ersten
Anblick von jeder andern Fleischmasse auszeichnet
(§. 27.).

§. 475.

Ueberdieß ist es mir aus Gründen, die ich
hier und da schon angeführt habe, sehr wahrschein-
lich, daß die absondernden Eingeweide nicht nur
ein eigenthümliches Parenchyma, sondern auch
ein eigenthümliches Leben, das ist, eine besonde-
re Art der Lebenskraft besitzen, die man von den
allgemeinen Lebenskräften, nämlich von der Zu-
sammenziehbarkeit, Reizbarkeit, und Empfindlich-
keit wohl unterscheiden muß.

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000071">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0305" xml:id="pb287_0001" n="287"/>
          <head rendition="#c">§. 472.</head><lb/>
          <p>Bey einigen andern absondernden Eingewei-<lb/>
den findet wieder ein verschiedener Mechanismus<lb/>
statt, z. B. bey den Hoden, die ganz aus unge-<lb/>
mein langen, zahlreichen, und fest zusammenge-<lb/>
rollten Gefäßen bestehen.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 473.</head><lb/>
          <p>Wir kommen nun auf die Untersuchung der<lb/>
Ursachen, wodurch jede Flüßigkeit in ihren be-<lb/>
stimmten Organen abgesondert wird; allein diese<lb/>
ganze Lehre ist noch ungemeinen Schwierigkeiten<lb/>
und Zweifeln ausgesetzt.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 474.</head><lb/>
          <p>Soviel scheint ausgemacht zu seyn, daß die<lb/>
nächste Ursache der mehresten Absonderungen in<lb/>
dem innern Bau der Absonderungswerkzeuge ver-<lb/>
borgen liegt. Hieher gehört in den gehäuften<lb/>
Drüsen, und absondernden Eingeweiden die be-<lb/>
sondere Richtung und Vertheilung der Blutgefäße,<lb/>
aus denen die Säfte abgeschieden werden; auch<lb/>
das eigenthümliche Parenchyma, wodurch sich<lb/>
jedes absondernde Eingeweide schon beym ersten<lb/>
Anblick von jeder andern Fleischmasse auszeichnet<lb/>
(§. 27.).</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 475.</head><lb/>
          <p>Ueberdieß ist es mir aus Gründen, die ich<lb/>
hier und da schon angeführt habe, sehr wahrschein-<lb/>
lich, daß die absondernden Eingeweide nicht nur<lb/>
ein eigenthümliches Parenchyma, sondern auch<lb/>
ein eigenthümliches Leben, das ist, eine besonde-<lb/>
re Art der Lebenskraft besitzen, die man von den<lb/>
allgemeinen Lebenskräften, nämlich von der Zu-<lb/>
sammenziehbarkeit, Reizbarkeit, und Empfindlich-<lb/>
keit wohl unterscheiden muß.</p>
        </div>
        <div n="2">
</div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0305] §. 472. Bey einigen andern absondernden Eingewei- den findet wieder ein verschiedener Mechanismus statt, z. B. bey den Hoden, die ganz aus unge- mein langen, zahlreichen, und fest zusammenge- rollten Gefäßen bestehen. §. 473. Wir kommen nun auf die Untersuchung der Ursachen, wodurch jede Flüßigkeit in ihren be- stimmten Organen abgesondert wird; allein diese ganze Lehre ist noch ungemeinen Schwierigkeiten und Zweifeln ausgesetzt. §. 474. Soviel scheint ausgemacht zu seyn, daß die nächste Ursache der mehresten Absonderungen in dem innern Bau der Absonderungswerkzeuge ver- borgen liegt. Hieher gehört in den gehäuften Drüsen, und absondernden Eingeweiden die be- sondere Richtung und Vertheilung der Blutgefäße, aus denen die Säfte abgeschieden werden; auch das eigenthümliche Parenchyma, wodurch sich jedes absondernde Eingeweide schon beym ersten Anblick von jeder andern Fleischmasse auszeichnet (§. 27.). §. 475. Ueberdieß ist es mir aus Gründen, die ich hier und da schon angeführt habe, sehr wahrschein- lich, daß die absondernden Eingeweide nicht nur ein eigenthümliches Parenchyma, sondern auch ein eigenthümliches Leben, das ist, eine besonde- re Art der Lebenskraft besitzen, die man von den allgemeinen Lebenskräften, nämlich von der Zu- sammenziehbarkeit, Reizbarkeit, und Empfindlich- keit wohl unterscheiden muß.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/305
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/305>, abgerufen am 22.11.2024.