die Ochsen- als Schweinsgalle kommen darinn überein, daß sie beyde ein mineralisches Laugen- salz enthalten; denn durch beygemischte Vitriolsäu- re erhielt er sowohl aus der Ochsen- als Schweins- galle Glaubersalz.
2) Bey der Destillation sowohl der Schweins- als Ochsengalle geht zuerst eine wässerigte, end- lich aber eine urinöse Flüßigkeit über. Die Fer- nambuktinktur bekam dadurch eine purpurrothe Far- be, der Sublimat wurde mit einem weissen Bo- densatze niedergeschlagen, und der Beilchensaft er- hielt dadurch die schönste grüne Farbe. Woraus also das Daseyn eines flüchtigen Laugensalzes erhellet.
3) Auch der Salmiak, den der Verfasser aus der Vermischung der Salzsäure mit jener urinösen Flüßigkeit erhielt, beweiset das Daseyn des flüch- tigen Laugensalzes.
4) Die nach der Destillation rückständige, kalzinirte, und ausgelaugte Kohle liefert das rein- ste mineralische Laugensalz, welches mit der Vitriol- Salpeter- und Phosphorsäure sehr deutlich aufbrauset, und verschiedene Mittelsalze darstellt. Da übrigens dieses Salz in freyer Luft nicht zerfließt, sondern vielmehr verwittert, so er- hellt auch hieraus, daß dieses Salz kein vegetabi- lisches, sondern ein mineralisches Laugensalz ist.
5) Daß aber in der Galle im natürlichen Zu- stande auch Salzsäure enthalten sey, haben die angestellten Versuche offenbar erwiesen. Denn durch den Weingeist ward ein ächtes Küchensalz entwickelt, welches im Feuer knisterte, und die Silberauflösung niederschlug; aber auch das Vi- triolöl trieb durch die Destillation die Salzsäure
die Ochsen- als Schweinsgalle kommen darinn überein, daß sie beyde ein mineralisches Laugen- salz enthalten; denn durch beygemischte Vitriolsäu- re erhielt er sowohl aus der Ochsen- als Schweins- galle Glaubersalz.
2) Bey der Destillation sowohl der Schweins- als Ochsengalle geht zuerst eine wässerigte, end- lich aber eine urinöse Flüßigkeit über. Die Fer- nambuktinktur bekam dadurch eine purpurrothe Far- be, der Sublimat wurde mit einem weissen Bo- densatze niedergeschlagen, und der Beilchensaft er- hielt dadurch die schönste grüne Farbe. Woraus also das Daseyn eines flüchtigen Laugensalzes erhellet.
3) Auch der Salmiak, den der Verfasser aus der Vermischung der Salzsäure mit jener urinösen Flüßigkeit erhielt, beweiset das Daseyn des flüch- tigen Laugensalzes.
4) Die nach der Destillation rückständige, kalzinirte, und ausgelaugte Kohle liefert das rein- ste mineralische Laugensalz, welches mit der Vitriol- Salpeter- und Phosphorsäure sehr deutlich aufbrauset, und verschiedene Mittelsalze darstellt. Da übrigens dieses Salz in freyer Luft nicht zerfließt, sondern vielmehr verwittert, so er- hellt auch hieraus, daß dieses Salz kein vegetabi- lisches, sondern ein mineralisches Laugensalz ist.
5) Daß aber in der Galle im natürlichen Zu- stande auch Salzsäure enthalten sey, haben die angestellten Versuche offenbar erwiesen. Denn durch den Weingeist ward ein ächtes Küchensalz entwickelt, welches im Feuer knisterte, und die Silberauflösung niederschlug; aber auch das Vi- triolöl trieb durch die Destillation die Salzsäure
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000072"><back><divtype="addenda"n="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0423"xml:id="pb407_0001"n="407"/>
die Ochsen- als Schweinsgalle kommen darinn<lb/>
überein, daß sie beyde ein mineralisches Laugen-<lb/>
salz enthalten; denn durch beygemischte Vitriolsäu-<lb/>
re erhielt er sowohl aus der Ochsen- als Schweins-<lb/>
galle Glaubersalz.</p><p>2) Bey der Destillation sowohl der Schweins-<lb/>
als Ochsengalle geht zuerst eine wässerigte, end-<lb/>
lich aber eine urinöse Flüßigkeit über. Die Fer-<lb/>
nambuktinktur bekam dadurch eine purpurrothe Far-<lb/>
be, der Sublimat wurde mit einem weissen Bo-<lb/>
densatze niedergeschlagen, und der Beilchensaft er-<lb/>
hielt dadurch die schönste grüne Farbe. Woraus<lb/>
also das Daseyn eines flüchtigen Laugensalzes<lb/>
erhellet.</p><p>3) Auch der Salmiak, den der Verfasser aus<lb/>
der Vermischung der Salzsäure mit jener urinösen<lb/>
Flüßigkeit erhielt, beweiset das Daseyn des flüch-<lb/>
tigen Laugensalzes.</p><p>4) Die nach der Destillation rückständige,<lb/>
kalzinirte, und ausgelaugte Kohle liefert das rein-<lb/>
ste mineralische Laugensalz, welches mit der<lb/>
Vitriol- Salpeter- und Phosphorsäure sehr<lb/>
deutlich aufbrauset, und verschiedene Mittelsalze<lb/>
darstellt. Da übrigens dieses Salz in freyer Luft<lb/>
nicht zerfließt, sondern vielmehr verwittert, so er-<lb/>
hellt auch hieraus, daß dieses Salz kein vegetabi-<lb/>
lisches, sondern ein mineralisches Laugensalz ist.</p><p>5) Daß aber in der Galle im natürlichen Zu-<lb/>
stande auch Salzsäure enthalten sey, haben die<lb/>
angestellten Versuche offenbar erwiesen. Denn<lb/>
durch den Weingeist ward ein ächtes Küchensalz<lb/>
entwickelt, welches im Feuer knisterte, und die<lb/>
Silberauflösung niederschlug; aber auch das Vi-<lb/>
triolöl trieb durch die Destillation die Salzsäure<lb/></p></div></div></back></text></TEI>
[407/0423]
die Ochsen- als Schweinsgalle kommen darinn
überein, daß sie beyde ein mineralisches Laugen-
salz enthalten; denn durch beygemischte Vitriolsäu-
re erhielt er sowohl aus der Ochsen- als Schweins-
galle Glaubersalz.
2) Bey der Destillation sowohl der Schweins-
als Ochsengalle geht zuerst eine wässerigte, end-
lich aber eine urinöse Flüßigkeit über. Die Fer-
nambuktinktur bekam dadurch eine purpurrothe Far-
be, der Sublimat wurde mit einem weissen Bo-
densatze niedergeschlagen, und der Beilchensaft er-
hielt dadurch die schönste grüne Farbe. Woraus
also das Daseyn eines flüchtigen Laugensalzes
erhellet.
3) Auch der Salmiak, den der Verfasser aus
der Vermischung der Salzsäure mit jener urinösen
Flüßigkeit erhielt, beweiset das Daseyn des flüch-
tigen Laugensalzes.
4) Die nach der Destillation rückständige,
kalzinirte, und ausgelaugte Kohle liefert das rein-
ste mineralische Laugensalz, welches mit der
Vitriol- Salpeter- und Phosphorsäure sehr
deutlich aufbrauset, und verschiedene Mittelsalze
darstellt. Da übrigens dieses Salz in freyer Luft
nicht zerfließt, sondern vielmehr verwittert, so er-
hellt auch hieraus, daß dieses Salz kein vegetabi-
lisches, sondern ein mineralisches Laugensalz ist.
5) Daß aber in der Galle im natürlichen Zu-
stande auch Salzsäure enthalten sey, haben die
angestellten Versuche offenbar erwiesen. Denn
durch den Weingeist ward ein ächtes Küchensalz
entwickelt, welches im Feuer knisterte, und die
Silberauflösung niederschlug; aber auch das Vi-
triolöl trieb durch die Destillation die Salzsäure
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/423>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.