[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.Nachrichten von dem Ursprunge mit Romanen schreiben sich etwas zu verdienen,auch einige Opern verfertigete. Dieser ließ erstlich etliche satyrische Briefe, und hernach ein rechtes Possenspiel voller Frazen und Anzüglichkeiten wie- der Wernike druken, unter dem Titel: Der thörigte Pritschmeister, oder, schwermende Poet etc. von Menantes. Cölln, bey Peter Martau dem jüngern 1704. Die Personen dieses Possenspieles sind, ein gelehrter Mann, der von seinen Renten lebet, ein Schulmeister, ein Ertzpritschmeister, ein lustiger Bedienter, ein Pegnitzschäfer, Hans Sachsens Geist, Mirandola, in die sich der Ertz- pritschmeister verliebt, Amarillis des gelehrten Manns Tochter, die er gleichfalls liebt, eine Schustersmagd, eine Milchdirn, eine Trödel- frau. Der Schertz, und das Gelächter, das sie führen, und das Werniken gelten soll, ist dem Stande dieser Personen aus dem niedrigsten Pö- bel gemäß. Es besteht meistens aus ungereimten Anwendungen der Wernikischen Sinngedichte, welche sie sich durch ihre Verdrehungen zugleich eigen und lächerlich machen. Es sind immunda, ignominiosaque dicta, die niemand anderm als dem gemeinen Pöbel zur Ergetzung dienen kön- nen. Der Nahme Wernike, wird in Wecknarr und Narrweck verwandelt, und dem Ertzpritsch- meister der erste, der andere der lustigen Person beygeleget. Das Lächerliche, worauf Wernike mit einem schertzreichen Einfall gestichelt, wird ihm selber aufgebürdet, und also der Stachel statt des Schuldigen auf ihn geworffen. Diese Pos- sen sind mit Anmerckungen begleitet, worinnen Menan-
Nachrichten von dem Urſprunge mit Romanen ſchreiben ſich etwas zu verdienen,auch einige Opern verfertigete. Dieſer ließ erſtlich etliche ſatyriſche Briefe, und hernach ein rechtes Poſſenſpiel voller Frazen und Anzuͤglichkeiten wie- der Wernike druken, unter dem Titel: Der thoͤrigte Pritſchmeiſter, oder, ſchwermende Poet ꝛc. von Menantes. Coͤlln, bey Peter Martau dem juͤngern 1704. Die Perſonen dieſes Poſſenſpieles ſind, ein gelehrter Mann, der von ſeinen Renten lebet, ein Schulmeiſter, ein Ertzpritſchmeiſter, ein luſtiger Bedienter, ein Pegnitzſchaͤfer, Hans Sachſens Geiſt, Mirandola, in die ſich der Ertz- pritſchmeiſter verliebt, Amarillis des gelehrten Manns Tochter, die er gleichfalls liebt, eine Schuſtersmagd, eine Milchdirn, eine Troͤdel- frau. Der Schertz, und das Gelaͤchter, das ſie fuͤhren, und das Werniken gelten ſoll, iſt dem Stande dieſer Perſonen aus dem niedrigſten Poͤ- bel gemaͤß. Es beſteht meiſtens aus ungereimten Anwendungen der Wernikiſchen Sinngedichte, welche ſie ſich durch ihre Verdrehungen zugleich eigen und laͤcherlich machen. Es ſind immunda, ignominioſaque dicta, die niemand anderm als dem gemeinen Poͤbel zur Ergetzung dienen koͤn- nen. Der Nahme Wernike, wird in Wecknarr und Narrweck verwandelt, und dem Ertzpritſch- meiſter der erſte, der andere der luſtigen Perſon beygeleget. Das Laͤcherliche, worauf Wernike mit einem ſchertzreichen Einfall geſtichelt, wird ihm ſelber aufgebuͤrdet, und alſo der Stachel ſtatt des Schuldigen auf ihn geworffen. Dieſe Poſ- ſen ſind mit Anmerckungen begleitet, worinnen Menan-
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Nachrichten von dem Urſprunge
mit Romanen ſchreiben ſich etwas zu verdienen,
auch einige Opern verfertigete. Dieſer ließ erſtlich
etliche ſatyriſche Briefe, und hernach ein rechtes
Poſſenſpiel voller Frazen und Anzuͤglichkeiten wie-
der Wernike druken, unter dem Titel: Der
thoͤrigte Pritſchmeiſter, oder, ſchwermende Poet ꝛc.
von Menantes. Coͤlln, bey Peter Martau dem
juͤngern 1704. Die Perſonen dieſes Poſſenſpieles
ſind, ein gelehrter Mann, der von ſeinen Renten
lebet, ein Schulmeiſter, ein Ertzpritſchmeiſter,
ein luſtiger Bedienter, ein Pegnitzſchaͤfer, Hans
Sachſens Geiſt, Mirandola, in die ſich der Ertz-
pritſchmeiſter verliebt, Amarillis des gelehrten
Manns Tochter, die er gleichfalls liebt, eine
Schuſtersmagd, eine Milchdirn, eine Troͤdel-
frau. Der Schertz, und das Gelaͤchter, das ſie
fuͤhren, und das Werniken gelten ſoll, iſt dem
Stande dieſer Perſonen aus dem niedrigſten Poͤ-
bel gemaͤß. Es beſteht meiſtens aus ungereimten
Anwendungen der Wernikiſchen Sinngedichte,
welche ſie ſich durch ihre Verdrehungen zugleich
eigen und laͤcherlich machen. Es ſind immunda,
ignominioſaque dicta, die niemand anderm
als dem gemeinen Poͤbel zur Ergetzung dienen koͤn-
nen. Der Nahme Wernike, wird in Wecknarr
und Narrweck verwandelt, und dem Ertzpritſch-
meiſter der erſte, der andere der luſtigen Perſon
beygeleget. Das Laͤcherliche, worauf Wernike
mit einem ſchertzreichen Einfall geſtichelt, wird
ihm ſelber aufgebuͤrdet, und alſo der Stachel ſtatt
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