[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.für die Tr-ll-rischen Fabeln. Mit was vor Heftigkeit und Bitterkeit stös-set er seine Urtheile nicht aus? Warum denn dieses alles? nemlich um Sylben, Gedan- ken, dan- 175. 177. 188. u. f. 195. höhnisch durchzuziehen, son- dern noch überdas von Bl. 214. bis 262. alleine bemü- het ist, die in dem Anhange der Tr-ll-rischen Gedichte befindlichen Fabeln durch die Musterung gehen zu las- sen. Was bedurfte es solcher Weitläuftigkeit, wenn er nichts mehrers sagen wollte, als daß ihm diese Fa- beln mißfallen? Mit was vor Heftigkeit und Bitterkeit etc.) Wa- rum muß er die Tr-ll-rische Untersuchung unbegründt und unglücklich nennen? Warum die Fehler, die sich etwann ereignen, just vor eine Würckung einer schlech- ten Ueberlegung angeben? Warum auf den Wider- spruch, den er zu entdecken meinet, als etwas recht kin- disches schmähen? Und wann würde ich fertig werden, wenn ich alle die Critischen Hiebe und Streiche, womit er lincks und rechts unbarmhertziger Weise und ohne Mitleiden um sich schmeißt, nahmhaft machen wollte? Jch bitte meine Leser, die Mühe selbst zu nehmen, und den siebenden Abschnitt der Critischen Dichtkunst mit Nachdencken zu lesen, so werden sie dem Hrn. Doctor das Zeugniß geben müssen, daß er noch gnädig mit seinem Feinde verfährt, wenn er ihn bloß einer Hef- tigkeit und Bitterkeit in seinen Urtheilen beschuldiget. Wenn er demselben nicht verschonet hätte, so wäre es ihm ohne Zweifel ein leichtes gewesen, seine Urtheile vor falsch und unbegründet auszuschreyen. Um Sylben, Gedancken, Worte und Reime)
Jch bin lange im Zweifel gestanden, ob sich nicht das Wort Gedancken hier wider die Absicht des Verfassers eingeschlichen habe: Denn, gedachte ich, falsche Ge- fuͤr die Tr-ll-riſchen Fabeln. Mit was vor Heftigkeit und Bitterkeit ſtoͤſ-ſet er ſeine Urtheile nicht aus? Warum denn dieſes alles? nemlich um Sylben, Gedan- ken, dan- 175. 177. 188. u. f. 195. hoͤhniſch durchzuziehen, ſon- dern noch uͤberdas von Bl. 214. bis 262. alleine bemuͤ- het iſt, die in dem Anhange der Tr-ll-riſchen Gedichte befindlichen Fabeln durch die Muſterung gehen zu laſ- ſen. Was bedurfte es ſolcher Weitlaͤuftigkeit, wenn er nichts mehrers ſagen wollte, als daß ihm dieſe Fa- beln mißfallen? Mit was vor Heftigkeit und Bitterkeit ꝛc.) Wa- rum muß er die Tr-ll-riſche Unterſuchung unbegruͤndt und ungluͤcklich nennen? Warum die Fehler, die ſich etwann ereignen, juſt vor eine Wuͤrckung einer ſchlech- ten Ueberlegung angeben? Warum auf den Wider- ſpruch, den er zu entdecken meinet, als etwas recht kin- diſches ſchmaͤhen? Und wann wuͤrde ich fertig werden, wenn ich alle die Critiſchen Hiebe und Streiche, womit er lincks und rechts unbarmhertziger Weiſe und ohne Mitleiden um ſich ſchmeißt, nahmhaft machen wollte? Jch bitte meine Leſer, die Muͤhe ſelbſt zu nehmen, und den ſiebenden Abſchnitt der Critiſchen Dichtkunſt mit Nachdencken zu leſen, ſo werden ſie dem Hrn. Doctor das Zeugniß geben muͤſſen, daß er noch gnaͤdig mit ſeinem Feinde verfaͤhrt, wenn er ihn bloß einer Hef- tigkeit und Bitterkeit in ſeinen Urtheilen beſchuldiget. Wenn er demſelben nicht verſchonet haͤtte, ſo waͤre es ihm ohne Zweifel ein leichtes geweſen, ſeine Urtheile vor falſch und unbegruͤndet auszuſchreyen. Um Sylben, Gedancken, Worte und Reime)
Jch bin lange im Zweifel geſtanden, ob ſich nicht das Wort Gedancken hier wider die Abſicht des Verfaſſers eingeſchlichen habe: Denn, gedachte ich, falſche Ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">fuͤr die Tr-ll-riſchen Fabeln.</hi></fw><lb/> Mit was vor <hi rendition="#fr">Heftigkeit und Bitterkeit</hi> ſtoͤſ-<lb/> ſet er ſeine Urtheile nicht aus? Warum denn<lb/> dieſes alles? nemlich um <hi rendition="#fr">Sylben, Gedan-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ken,</hi></fw><lb/><note xml:id="f04" prev="#f03" place="foot">175. 177. 188. u. f. 195. hoͤhniſch durchzuziehen, ſon-<lb/> dern noch uͤberdas von Bl. 214. bis 262. alleine bemuͤ-<lb/> het iſt, die in dem Anhange der Tr-ll-riſchen Gedichte<lb/> befindlichen Fabeln durch die Muſterung gehen zu laſ-<lb/> ſen. Was bedurfte es ſolcher Weitlaͤuftigkeit, wenn<lb/> er nichts mehrers ſagen wollte, als daß ihm dieſe Fa-<lb/> beln mißfallen?</note><lb/><note place="foot"><hi rendition="#fr">Mit was vor Heftigkeit und Bitterkeit ꝛc.</hi>) Wa-<lb/> rum muß er die Tr-ll-riſche Unterſuchung <hi rendition="#fr">unbegruͤndt</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">ungluͤcklich</hi> nennen? Warum die Fehler, die ſich<lb/> etwann ereignen, juſt vor eine <hi rendition="#fr">Wuͤrckung einer ſchlech-<lb/> ten Ueberlegung</hi> angeben? Warum auf den Wider-<lb/> ſpruch, den er zu entdecken meinet, als etwas <hi rendition="#fr">recht kin-<lb/> diſches</hi> ſchmaͤhen? Und wann wuͤrde ich fertig werden,<lb/> wenn ich alle die Critiſchen Hiebe und Streiche, womit<lb/> er lincks und rechts unbarmhertziger Weiſe und ohne<lb/> Mitleiden um ſich ſchmeißt, nahmhaft machen wollte?<lb/> Jch bitte meine Leſer, die Muͤhe ſelbſt zu nehmen, und<lb/> den ſiebenden Abſchnitt der Critiſchen Dichtkunſt mit<lb/> Nachdencken zu leſen, ſo werden ſie dem Hrn. Doctor<lb/> das Zeugniß geben muͤſſen, daß er noch gnaͤdig mit<lb/> ſeinem Feinde verfaͤhrt, wenn er ihn bloß einer Hef-<lb/> tigkeit und Bitterkeit in ſeinen Urtheilen beſchuldiget.<lb/> Wenn er demſelben nicht verſchonet haͤtte, ſo waͤre es<lb/> ihm ohne Zweifel ein leichtes geweſen, ſeine Urtheile<lb/> vor falſch und unbegruͤndet auszuſchreyen.</note><lb/><note xml:id="f05" place="foot" next="#f06"><hi rendition="#fr">Um Sylben, Gedancken, Worte und Reime</hi>)<lb/> Jch bin lange im Zweifel geſtanden, ob ſich nicht das<lb/> Wort <hi rendition="#fr">Gedancken</hi> hier wider die Abſicht des Verfaſſers<lb/> eingeſchlichen habe: Denn, gedachte ich, falſche Ge-</note><lb/> <fw place="bottom" type="catch">dan-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0029]
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ſet er ſeine Urtheile nicht aus? Warum denn
dieſes alles? nemlich um Sylben, Gedan-
ken,
dan-
175. 177. 188. u. f. 195. hoͤhniſch durchzuziehen, ſon-
dern noch uͤberdas von Bl. 214. bis 262. alleine bemuͤ-
het iſt, die in dem Anhange der Tr-ll-riſchen Gedichte
befindlichen Fabeln durch die Muſterung gehen zu laſ-
ſen. Was bedurfte es ſolcher Weitlaͤuftigkeit, wenn
er nichts mehrers ſagen wollte, als daß ihm dieſe Fa-
beln mißfallen?
Mit was vor Heftigkeit und Bitterkeit ꝛc.) Wa-
rum muß er die Tr-ll-riſche Unterſuchung unbegruͤndt
und ungluͤcklich nennen? Warum die Fehler, die ſich
etwann ereignen, juſt vor eine Wuͤrckung einer ſchlech-
ten Ueberlegung angeben? Warum auf den Wider-
ſpruch, den er zu entdecken meinet, als etwas recht kin-
diſches ſchmaͤhen? Und wann wuͤrde ich fertig werden,
wenn ich alle die Critiſchen Hiebe und Streiche, womit
er lincks und rechts unbarmhertziger Weiſe und ohne
Mitleiden um ſich ſchmeißt, nahmhaft machen wollte?
Jch bitte meine Leſer, die Muͤhe ſelbſt zu nehmen, und
den ſiebenden Abſchnitt der Critiſchen Dichtkunſt mit
Nachdencken zu leſen, ſo werden ſie dem Hrn. Doctor
das Zeugniß geben muͤſſen, daß er noch gnaͤdig mit
ſeinem Feinde verfaͤhrt, wenn er ihn bloß einer Hef-
tigkeit und Bitterkeit in ſeinen Urtheilen beſchuldiget.
Wenn er demſelben nicht verſchonet haͤtte, ſo waͤre es
ihm ohne Zweifel ein leichtes geweſen, ſeine Urtheile
vor falſch und unbegruͤndet auszuſchreyen.
Um Sylben, Gedancken, Worte und Reime)
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