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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

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Das Complot
und Worten umgienge. Dieses ist sehr bequem
die Censuren von sich abzukehren, weil niemand
gern etwas angreist, was der Autor selbst vor ge-
ring und liederlich erkennt. Und wenn es jemand
würdiget, sich daran zu reiben, so ist die Entschuldi-
gung gut, daß man anf Kleinigkeiten nicht mehr
Fleiß oder Geist gewendet hat. Wenn ihr Lob
oder Tadel austheilet, so machet einen billigen Un-
terschied zwischen Freunden und Feinden. Lobet
nicht unbedachtsam, bevor ihr von jemands Freund-
schaft gewisse Kennzeichen habet. Es war eine
grosse Uebereilung, daß man in unsren Beyträ-
gen die Uebersezungen des verl. Paradieses und des
Hudibras, imgleichen den Briefwechsel vom Ge-
schmack so übermässig gelobet hat. (A a a) Es
kömmt zu hämisch heraus, daß wir dieses Lob we-
gen der izigen Umstände zurücknehmen müssen.
(B b b) Jch halte darum grosse Stüke von der
Klugheit meines Gönners des Hrn. Mag. Wasch-

be,
(A a a) Gewiß alle Kenner Miltons sind erstaunet,
als sie Bodmers Dollmetschung des verl. Par. gelesen ha-
ben. Denn wer hätte sichs eingebildet, daß dieses mit
Gedanken so beschwerte Gedichte, dessen Ausdruck so kör-
nigt, sinnreich und tief ist, sich so nachdrücklich und voll-
ständig deutsch würde geben lassen? Und doch hat es der
Hr. Bodmer gethan. Jn Wahrheit wer nun mehr unsre
Sprache noch matt, seicht, und plauderhaft nennen will,
der verdient, daß man ihn damit auslachet. Jm XIX.
Beytr. Art. 8. Bl. 448.
(B b b) Wenn es gleich wahr ist, daß Bodmers Mil-
ton gegen die Discurse der Mahler zu rechnen, recht vor-
trefflich deutsch geschrieben ist, so folget es doch nicht,
daß

Das Complot
und Worten umgienge. Dieſes iſt ſehr bequem
die Cenſuren von ſich abzukehren, weil niemand
gern etwas angreiſt, was der Autor ſelbſt vor ge-
ring und liederlich erkennt. Und wenn es jemand
wuͤrdiget, ſich daran zu reiben, ſo iſt die Entſchuldi-
gung gut, daß man anf Kleinigkeiten nicht mehr
Fleiß oder Geiſt gewendet hat. Wenn ihr Lob
oder Tadel austheilet, ſo machet einen billigen Un-
terſchied zwiſchen Freunden und Feinden. Lobet
nicht unbedachtſam, bevor ihr von jemands Freund-
ſchaft gewiſſe Kennzeichen habet. Es war eine
groſſe Uebereilung, daß man in unſren Beytraͤ-
gen die Ueberſezungen des verl. Paradieſes und des
Hudibras, imgleichen den Briefwechſel vom Ge-
ſchmack ſo uͤbermaͤſſig gelobet hat. (A a a) Es
koͤmmt zu haͤmiſch heraus, daß wir dieſes Lob we-
gen der izigen Umſtaͤnde zuruͤcknehmen muͤſſen.
(B b b) Jch halte darum groſſe Stuͤke von der
Klugheit meines Goͤnners des Hrn. Mag. Waſch-

be,
(A a a) Gewiß alle Kenner Miltons ſind erſtaunet,
als ſie Bodmers Dollmetſchung des verl. Par. geleſen ha-
ben. Denn wer haͤtte ſichs eingebildet, daß dieſes mit
Gedanken ſo beſchwerte Gedichte, deſſen Ausdruck ſo koͤr-
nigt, ſinnreich und tief iſt, ſich ſo nachdruͤcklich und voll-
ſtaͤndig deutſch wuͤrde geben laſſen? Und doch hat es der
Hr. Bodmer gethan. Jn Wahrheit wer nun mehr unſre
Sprache noch matt, ſeicht, und plauderhaft nennen will,
der verdient, daß man ihn damit auslachet. Jm XIX.
Beytr. Art. 8. Bl. 448.
(B b b) Wenn es gleich wahr iſt, daß Bodmers Mil-
ton gegen die Diſcurſe der Mahler zu rechnen, recht vor-
trefflich deutſch geſchrieben iſt, ſo folget es doch nicht,
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[214/0216] Das Complot und Worten umgienge. Dieſes iſt ſehr bequem die Cenſuren von ſich abzukehren, weil niemand gern etwas angreiſt, was der Autor ſelbſt vor ge- ring und liederlich erkennt. Und wenn es jemand wuͤrdiget, ſich daran zu reiben, ſo iſt die Entſchuldi- gung gut, daß man anf Kleinigkeiten nicht mehr Fleiß oder Geiſt gewendet hat. Wenn ihr Lob oder Tadel austheilet, ſo machet einen billigen Un- terſchied zwiſchen Freunden und Feinden. Lobet nicht unbedachtſam, bevor ihr von jemands Freund- ſchaft gewiſſe Kennzeichen habet. Es war eine groſſe Uebereilung, daß man in unſren Beytraͤ- gen die Ueberſezungen des verl. Paradieſes und des Hudibras, imgleichen den Briefwechſel vom Ge- ſchmack ſo uͤbermaͤſſig gelobet hat. (A a a) Es koͤmmt zu haͤmiſch heraus, daß wir dieſes Lob we- gen der izigen Umſtaͤnde zuruͤcknehmen muͤſſen. (B b b) Jch halte darum groſſe Stuͤke von der Klugheit meines Goͤnners des Hrn. Mag. Waſch- be, (A a a) Gewiß alle Kenner Miltons ſind erſtaunet, als ſie Bodmers Dollmetſchung des verl. Par. geleſen ha- ben. Denn wer haͤtte ſichs eingebildet, daß dieſes mit Gedanken ſo beſchwerte Gedichte, deſſen Ausdruck ſo koͤr- nigt, ſinnreich und tief iſt, ſich ſo nachdruͤcklich und voll- ſtaͤndig deutſch wuͤrde geben laſſen? Und doch hat es der Hr. Bodmer gethan. Jn Wahrheit wer nun mehr unſre Sprache noch matt, ſeicht, und plauderhaft nennen will, der verdient, daß man ihn damit auslachet. Jm XIX. Beytr. Art. 8. Bl. 448. (B b b) Wenn es gleich wahr iſt, daß Bodmers Mil- ton gegen die Diſcurſe der Mahler zu rechnen, recht vor- trefflich deutſch geſchrieben iſt, ſo folget es doch nicht, daß

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/216>, abgerufen am 23.11.2024.