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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 5. Zürich, 1742.

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von den deutschen Poeten.
Stücke gehalten wird; ihr werdet darinnen ei-
nen Beweis meiner Meinung finden. Jch wer-
de die lezte Strophe dieser Ode nie vergessen;
sie hat etwas allzu sonderbares, daß ich sie hier
nicht anführen sollte; Vielleicht habet ihr nie-
mahls Zeit gehabt, sie genau zu betrachten. Jch
bitte nur die Frauenspersonen, denen ihr etwa
meinen Brief zeigen mögtet, daß sie sich an gewissen

pursch-
"nicht wissen kan, ob er als ein Heide oder als ein Christ
"habe sterben wollen. Hernach weiß er selbst in den er-
"habensten Oden nicht den Wohlstand, und das so ge-
"nannte prepon zu beobachten." Jn dem XXIV. St.
derselben Critischen Beyträge, in den Anmerckungen über
Clercs Gedancken von der Poesie Bl. 589. stehet: "Was
"ich von Hofmannswaldau sage, das gilt auch von eini-
"gen neuern, als Amthorn, Günthern, und ein Paar
"noch lebenden Dichtern [vielleicht Triller und Gottsched]
"theils von schwülstiger, theils von niedriger Schreibart.
"Wohl dem, der von Jugend auf auf gute Muster ver-
"fallen ist. z. E. auf den Virgil, Horatz, Opitz, Canitz."

Und wer sich an diesen Zeugnissen noch nicht sattigen will,
der lese in dem XXIV. St. der Crit. Beyträge Art. III.
Bl. 63. den Versuch einer Critick über die güntherische Ode:
Eugen ist fort! Jhr Musen nach etc., wo er folgende und
dergleichen critische Aussprüche bey der Menge antreffen
wird: Diese Kleinigkeiten können das Bathos nicht
bergen: Dieses ist ein pöbelhafter Ausdruck: Dieses
ist Günthers gröster und gewöhnlichster Fehler, daß
er auch in der prächtigsten Rede, seinem Saryr biswei-
len zu meckern erlaubt: Der gantze Einfall ist Flitter-
gold, das hieher nicht gehört: Da ist ein Galimatias,
hier ein Phöbus: Bald plaudert er, wie ein Fieberhaf-
ter, bald aber schimpset er beynahe, wie ein Schoten-
hüter: Ein solches abentheurliches Phöbus harte noch
gefehlt. etc. etc.

von den deutſchen Poeten.
Stuͤcke gehalten wird; ihr werdet darinnen ei-
nen Beweis meiner Meinung finden. Jch wer-
de die lezte Strophe dieſer Ode nie vergeſſen;
ſie hat etwas allzu ſonderbares, daß ich ſie hier
nicht anfuͤhren ſollte; Vielleicht habet ihr nie-
mahls Zeit gehabt, ſie genau zu betrachten. Jch
bitte nur die Frauensperſonen, denen ihr etwa
meinen Brief zeigen moͤgtet, daß ſie ſich an gewiſſen

purſch-
„nicht wiſſen kan, ob er als ein Heide oder als ein Chriſt
„habe ſterben wollen. Hernach weiß er ſelbſt in den er-
„habenſten Oden nicht den Wohlſtand, und das ſo ge-
„nannte πρέπον zu beobachten.„ Jn dem XXIV. St.
derſelben Critiſchen Beytraͤge, in den Anmerckungen uͤber
Clercs Gedancken von der Poeſie Bl. 589. ſtehet: „Was
„ich von Hofmannswaldau ſage, das gilt auch von eini-
„gen neuern, als Amthorn, Guͤnthern, und ein Paar
„noch lebenden Dichtern [vielleicht Triller und Gottſched]
„theils von ſchwuͤlſtiger, theils von niedriger Schreibart.
„Wohl dem, der von Jugend auf auf gute Muſter ver-
„fallen iſt. z. E. auf den Virgil, Horatz, Opitz, Canitz.„

Und wer ſich an dieſen Zeugniſſen noch nicht ſattigen will,
der leſe in dem XXIV. St. der Crit. Beytraͤge Art. III.
Bl. 63. den Verſuch einer Critick uͤber die guͤntheriſche Ode:
Eugen iſt fort! Jhr Muſen nach ꝛc., wo er folgende und
dergleichen critiſche Ausſpruͤche bey der Menge antreffen
wird: Dieſe Kleinigkeiten koͤnnen das Bathos nicht
bergen: Dieſes iſt ein poͤbelhafter Ausdruck: Dieſes
iſt Guͤnthers groͤſter und gewoͤhnlichſter Fehler, daß
er auch in der praͤchtigſten Rede, ſeinem Saryr biswei-
len zu meckern erlaubt: Der gantze Einfall iſt Flitter-
gold, das hieher nicht gehoͤrt: Da iſt ein Galimatias,
hier ein Phoͤbus: Bald plaudert er, wie ein Fieberhaf-
ter, bald aber ſchimpſet er beynahe, wie ein Schoten-
huͤter: Ein ſolches abentheurliches Phoͤbus harte noch
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[47/0047] von den deutſchen Poeten. Stuͤcke gehalten wird; ihr werdet darinnen ei- nen Beweis meiner Meinung finden. Jch wer- de die lezte Strophe dieſer Ode nie vergeſſen; ſie hat etwas allzu ſonderbares, daß ich ſie hier nicht anfuͤhren ſollte; Vielleicht habet ihr nie- mahls Zeit gehabt, ſie genau zu betrachten. Jch bitte nur die Frauensperſonen, denen ihr etwa meinen Brief zeigen moͤgtet, daß ſie ſich an gewiſſen purſch- „nicht wiſſen kan, ob er als ein Heide oder als ein Chriſt „habe ſterben wollen. Hernach weiß er ſelbſt in den er- „habenſten Oden nicht den Wohlſtand, und das ſo ge- „nannte πρέπον zu beobachten.„ Jn dem XXIV. St. derſelben Critiſchen Beytraͤge, in den Anmerckungen uͤber Clercs Gedancken von der Poeſie Bl. 589. ſtehet: „Was „ich von Hofmannswaldau ſage, das gilt auch von eini- „gen neuern, als Amthorn, Guͤnthern, und ein Paar „noch lebenden Dichtern [vielleicht Triller und Gottſched] „theils von ſchwuͤlſtiger, theils von niedriger Schreibart. „Wohl dem, der von Jugend auf auf gute Muſter ver- „fallen iſt. z. E. auf den Virgil, Horatz, Opitz, Canitz.„ Und wer ſich an dieſen Zeugniſſen noch nicht ſattigen will, der leſe in dem XXIV. St. der Crit. Beytraͤge Art. III. Bl. 63. den Verſuch einer Critick uͤber die guͤntheriſche Ode: Eugen iſt fort! Jhr Muſen nach ꝛc., wo er folgende und dergleichen critiſche Ausſpruͤche bey der Menge antreffen wird: Dieſe Kleinigkeiten koͤnnen das Bathos nicht bergen: Dieſes iſt ein poͤbelhafter Ausdruck: Dieſes iſt Guͤnthers groͤſter und gewoͤhnlichſter Fehler, daß er auch in der praͤchtigſten Rede, ſeinem Saryr biswei- len zu meckern erlaubt: Der gantze Einfall iſt Flitter- gold, das hieher nicht gehoͤrt: Da iſt ein Galimatias, hier ein Phoͤbus: Bald plaudert er, wie ein Fieberhaf- ter, bald aber ſchimpſet er beynahe, wie ein Schoten- huͤter: Ein ſolches abentheurliches Phoͤbus harte noch gefehlt. ꝛc. ꝛc.

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 5. Zürich, 1742, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung05_1742/47>, abgerufen am 21.11.2024.