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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.

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zur III. Gottsch. Dichtk.
gemacht: doch habe ich mich sowohl der Namen

mei-
Eben
fen, die mit so vieler Gründlichkeit gegen seinen Versuch
gemacht worden, begegnen sollen; aber er hat es lieber
bey der blossen Erkenntniß dieser Schuldigkeit bewenden
lassen. Man durchgehe nachfolgendes Verzeichniß von
Beschuldigungen, so von den Zürchischen Kunstlehrern in
verschiedenen Wercken mit Nahmen gegen ihn gemachet wor-
den; und erkundige sich hernach durch sein eigenes Nach-
schlagen, ob und wo er auch nur den kleinsten Versuch ge-
than, eine von denselben, gesetzt es wäre auch nur mit
einigen scheinbaren Worten, von sich abzulehnen. Man
wird finden, daß er deßfalls zum Anstoß seiner geringsten
Schüler, welche zu ihrer Belehrung sich darnach mit der
dazu nöthigen Lernensbegierde umgesehen hatten, als stumm
und mundtodt geblieben.
Critische Abhandlung von Gleichnissen.

Bl. 170. 171. wird Hrn. Gottsched vorgehalten, daß er
eine Stelle aus Canitzen Gedichten, wo er Virgils Charac-
ter der Dido erhebet, auf eine unverständige Weise verbes-
sern wollen, aber würcklich verderbet, und den Character,
den er doch anpreiset, gantz verstellt habe. Siehe Gottsch.
Dichtk. IV. Cap. §. 5.

Eben daselbst Bl. 179. wird das Lob, welches Hr.
Gottsched Amthors Uebersetzung von der Rede der erzürn-
ten Dido beym Virgil, beygeleget, in eine critische Unter-
suchung genommen, und als ein Beweis von dessen üblem
Geschmack angegeben. S. Gottsch. Dk. X. Cap. §. 4.

Eben daselbst Bl. 198. wird Hr. Gottscheds Erörterung,
wie ferne die Gleichnissen sich in die Schreibart der Tragö-
dien schicken? weitläuftig geprüffet, und als undeutlich,
ungewiß und verworren dargegeben: zugleich auch gezei-
get, daß Gottsched die Regel: Ahmet der Natur nach:
die er so oft in dem Munde führet, bis itzo nicht verstan-
den habe. S. Gottsch. Dk. II. Th. X. Cap. §. 25.

zur III. Gottſch. Dichtk.
gemacht: doch habe ich mich ſowohl der Namen

mei-
Eben
fen, die mit ſo vieler Gruͤndlichkeit gegen ſeinen Verſuch
gemacht worden, begegnen ſollen; aber er hat es lieber
bey der bloſſen Erkenntniß dieſer Schuldigkeit bewenden
laſſen. Man durchgehe nachfolgendes Verzeichniß von
Beſchuldigungen, ſo von den Zuͤrchiſchen Kunſtlehrern in
verſchiedenen Wercken mit Nahmen gegen ihn gemachet wor-
den; und erkundige ſich hernach durch ſein eigenes Nach-
ſchlagen, ob und wo er auch nur den kleinſten Verſuch ge-
than, eine von denſelben, geſetzt es waͤre auch nur mit
einigen ſcheinbaren Worten, von ſich abzulehnen. Man
wird finden, daß er deßfalls zum Anſtoß ſeiner geringſten
Schuͤler, welche zu ihrer Belehrung ſich darnach mit der
dazu noͤthigen Lernensbegierde umgeſehen hatten, als ſtumm
und mundtodt geblieben.
Critiſche Abhandlung von Gleichniſſen.

Bl. 170. 171. wird Hrn. Gottſched vorgehalten, daß er
eine Stelle aus Canitzen Gedichten, wo er Virgils Charac-
ter der Dido erhebet, auf eine unverſtaͤndige Weiſe verbeſ-
ſern wollen, aber wuͤrcklich verderbet, und den Character,
den er doch anpreiſet, gantz verſtellt habe. Siehe Gottſch.
Dichtk. IV. Cap. §. 5.

Eben daſelbſt Bl. 179. wird das Lob, welches Hr.
Gottſched Amthors Ueberſetzung von der Rede der erzuͤrn-
ten Dido beym Virgil, beygeleget, in eine critiſche Unter-
ſuchung genommen, und als ein Beweis von deſſen uͤblem
Geſchmack angegeben. S. Gottſch. Dk. X. Cap. §. 4.

Eben daſelbſt Bl. 198. wird Hr. Gottſcheds Eroͤrterung,
wie ferne die Gleichniſſen ſich in die Schreibart der Tragoͤ-
dien ſchicken? weitlaͤuftig gepruͤffet, und als undeutlich,
ungewiß und verworren dargegeben: zugleich auch gezei-
get, daß Gottſched die Regel: Ahmet der Natur nach:
die er ſo oft in dem Munde fuͤhret, bis itzo nicht verſtan-
den habe. S. Gottſch. Dk. II. Th. X. Cap. §. 25.

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[123/0123] zur III. Gottſch. Dichtk. gemacht: doch habe ich mich ſowohl der Namen mei- v Eben v fen, die mit ſo vieler Gruͤndlichkeit gegen ſeinen Verſuch gemacht worden, begegnen ſollen; aber er hat es lieber bey der bloſſen Erkenntniß dieſer Schuldigkeit bewenden laſſen. Man durchgehe nachfolgendes Verzeichniß von Beſchuldigungen, ſo von den Zuͤrchiſchen Kunſtlehrern in verſchiedenen Wercken mit Nahmen gegen ihn gemachet wor- den; und erkundige ſich hernach durch ſein eigenes Nach- ſchlagen, ob und wo er auch nur den kleinſten Verſuch ge- than, eine von denſelben, geſetzt es waͤre auch nur mit einigen ſcheinbaren Worten, von ſich abzulehnen. Man wird finden, daß er deßfalls zum Anſtoß ſeiner geringſten Schuͤler, welche zu ihrer Belehrung ſich darnach mit der dazu noͤthigen Lernensbegierde umgeſehen hatten, als ſtumm und mundtodt geblieben. Critiſche Abhandlung von Gleichniſſen. Bl. 170. 171. wird Hrn. Gottſched vorgehalten, daß er eine Stelle aus Canitzen Gedichten, wo er Virgils Charac- ter der Dido erhebet, auf eine unverſtaͤndige Weiſe verbeſ- ſern wollen, aber wuͤrcklich verderbet, und den Character, den er doch anpreiſet, gantz verſtellt habe. Siehe Gottſch. Dichtk. IV. Cap. §. 5. Eben daſelbſt Bl. 179. wird das Lob, welches Hr. Gottſched Amthors Ueberſetzung von der Rede der erzuͤrn- ten Dido beym Virgil, beygeleget, in eine critiſche Unter- ſuchung genommen, und als ein Beweis von deſſen uͤblem Geſchmack angegeben. S. Gottſch. Dk. X. Cap. §. 4. Eben daſelbſt Bl. 198. wird Hr. Gottſcheds Eroͤrterung, wie ferne die Gleichniſſen ſich in die Schreibart der Tragoͤ- dien ſchicken? weitlaͤuftig gepruͤffet, und als undeutlich, ungewiß und verworren dargegeben: zugleich auch gezei- get, daß Gottſched die Regel: Ahmet der Natur nach: die er ſo oft in dem Munde fuͤhret, bis itzo nicht verſtan- den habe. S. Gottſch. Dk. II. Th. X. Cap. §. 25.

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742/123>, abgerufen am 23.11.2024.