[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.Echo in dem VI. St. der Beyträge Bl. 530. nebenHrn. Gottsched wegen seiner grossen Geschicklich- keit im Uebersetzen selbst dem gelehrten Hrn. D. Heumann zum Muster vorgestellet hat. Wenn nun das Urtheil, welches in eben diesen Bey- trägen an zweien Orten von seiner Uebersetzung der Briefe Cicerons auf eine unbescheidene Weise ausgefället wird, Grund haben soll; so folget gantz natürlich, daß das ihm vorhin mit- getheilte Lob wegen seiner so grossen Geschicklich- keit im Uebersetzen eine schmeichelhafte Ungerech- tigkeit gewesen sey. Denn wer wird sich wohl als glaublich vorstellen können, daß Hr. Damm, nachdem er Cicerons Rede für den Roscius so nachdrücklich, männlich und zierlich übersezt hat, hernach bey der Uebersetzung der Briefe dieses Römers so unglücklich sollte gewesen seyn, und eine so harte und schimpfliche Bestraffung verdienet haben? Das zweite Exempel, das ich oben berühret habe, ist das Beyspiel des Herausgebers der Neukirchischen Uebersetzung des Telemachs Hrn. J. Chr. Hirsch. Was hat dieser gute Mann verschuldet? Nichts anders, als daß er in der kurtzen Vorrede zu diesem Neu- kirchischen Wercke, welche nicht mehr als fünf und eine halbe Seite beträgt, das übereilte Vorgeben, als ob Neukirch die Uebersetzung des Telemachs nicht vollendet, und man also ausser dem ersten Theile nichts weiters von seiner Arbeit zu erwarten habe, welches durch die Crit. Beyträge ausgestreuet worden, um etwas empfindlich geantet hat. Aber man lese die plum-
Echo in dem VI. St. der Beytraͤge Bl. 530. nebenHrn. Gottſched wegen ſeiner groſſen Geſchicklich- keit im Ueberſetzen ſelbſt dem gelehrten Hrn. D. Heumann zum Muſter vorgeſtellet hat. Wenn nun das Urtheil, welches in eben dieſen Bey- traͤgen an zweien Orten von ſeiner Ueberſetzung der Briefe Cicerons auf eine unbeſcheidene Weiſe ausgefaͤllet wird, Grund haben ſoll; ſo folget gantz natuͤrlich, daß das ihm vorhin mit- getheilte Lob wegen ſeiner ſo groſſen Geſchicklich- keit im Ueberſetzen eine ſchmeichelhafte Ungerech- tigkeit geweſen ſey. Denn wer wird ſich wohl als glaublich vorſtellen koͤnnen, daß Hr. Damm, nachdem er Cicerons Rede fuͤr den Roſcius ſo nachdruͤcklich, maͤnnlich und zierlich uͤberſezt hat, hernach bey der Ueberſetzung der Briefe dieſes Roͤmers ſo ungluͤcklich ſollte geweſen ſeyn, und eine ſo harte und ſchimpfliche Beſtraffung verdienet haben? Das zweite Exempel, das ich oben beruͤhret habe, iſt das Beyſpiel des Herausgebers der Neukirchiſchen Ueberſetzung des Telemachs Hrn. J. Chr. Hirſch. Was hat dieſer gute Mann verſchuldet? Nichts anders, als daß er in der kurtzen Vorrede zu dieſem Neu- kirchiſchen Wercke, welche nicht mehr als fuͤnf und eine halbe Seite betraͤgt, das uͤbereilte Vorgeben, als ob Neukirch die Ueberſetzung des Telemachs nicht vollendet, und man alſo auſſer dem erſten Theile nichts weiters von ſeiner Arbeit zu erwarten habe, welches durch die Crit. Beytraͤge ausgeſtreuet worden, um etwas empfindlich geantet hat. Aber man leſe die plum-
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Echo
in dem VI. St. der Beytraͤge Bl. 530. neben
Hrn. Gottſched wegen ſeiner groſſen Geſchicklich-
keit im Ueberſetzen ſelbſt dem gelehrten Hrn. D.
Heumann zum Muſter vorgeſtellet hat. Wenn
nun das Urtheil, welches in eben dieſen Bey-
traͤgen an zweien Orten von ſeiner Ueberſetzung
der Briefe Cicerons auf eine unbeſcheidene
Weiſe ausgefaͤllet wird, Grund haben ſoll; ſo
folget gantz natuͤrlich, daß das ihm vorhin mit-
getheilte Lob wegen ſeiner ſo groſſen Geſchicklich-
keit im Ueberſetzen eine ſchmeichelhafte Ungerech-
tigkeit geweſen ſey. Denn wer wird ſich wohl
als glaublich vorſtellen koͤnnen, daß Hr. Damm,
nachdem er Cicerons Rede fuͤr den Roſcius ſo
nachdruͤcklich, maͤnnlich und zierlich uͤberſezt
hat, hernach bey der Ueberſetzung der Briefe
dieſes Roͤmers ſo ungluͤcklich ſollte geweſen ſeyn,
und eine ſo harte und ſchimpfliche Beſtraffung
verdienet haben? Das zweite Exempel, das
ich oben beruͤhret habe, iſt das Beyſpiel des
Herausgebers der Neukirchiſchen Ueberſetzung
des Telemachs Hrn. J. Chr. Hirſch. Was hat
dieſer gute Mann verſchuldet? Nichts anders,
als daß er in der kurtzen Vorrede zu dieſem Neu-
kirchiſchen Wercke, welche nicht mehr als fuͤnf
und eine halbe Seite betraͤgt, das uͤbereilte
Vorgeben, als ob Neukirch die Ueberſetzung
des Telemachs nicht vollendet, und man alſo
auſſer dem erſten Theile nichts weiters von ſeiner
Arbeit zu erwarten habe, welches durch die
Crit. Beytraͤge ausgeſtreuet worden, um etwas
empfindlich geantet hat. Aber man leſe die
plum-
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