[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 7. Zürich, 1743.
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des ſechszehnten Jahrhunderts.
„habe er ihr gleich einen Stuhl zum Schopf
„geworffen, und dadurch ſeinen Peterskopf
„erwieſen. Haͤtte er es ſolchergeſtalt lange ge-
„trieben, ſo waͤre kein Stuhl mehr im Himmel
„geblieben. Alſo, ſollte Jupiter ſeine Strah-
„len, ſo oft wir es verdienen, auf uns los-
„ſchieſſen, ſo haͤtte er ſchon laͤngſtens kein
„Geſchoß mehr. Doch ſoll darum keiner ſicher
„ſeyn, eine langſame Pein iſt eine lange Pein. -
„O koͤnnte ich ietzt einen Hagel kochen, ich
„lieſſe es doch nicht ungerochen hingehen,
„denn wie kan ich mir doch abbrechen, daß
„ich mich nicht greulich raͤchen ſollte, weil
„ſie mir als die greulichſten Feinde meine
„Aeltern, Geſchwiſtern, meine getreueſten
„Freunde, ja meinen Gemahl ermoͤrdet ha-
„ben? O daß mir das Hertz nicht in tau-
„ſend Stuͤcke bricht, wenn ich gedencke, daß
„dieſe lieben Freunde noch dazu unbegraben
„ſind! Ach warum haſt du mich doch alſo
„gemacht, daß ich dem Weibervolck zum
„Opfer wuͤrde? Oder warum haſt du die
„Weiber alſo geſchaffen, nur daß ſie uns
„ſtraffeten? Entweder ſollten keine Floͤhe ſeyn,
„oder kein Weib ſollte mehr werden, weil
„dieſe beyde ſich nie vertragen. Aber es iſt
„gar ein ungleiches Ding, daß ein Zwerg
„mit einem Rieſen ringe, was zoͤrne ich denn
„lange, ich thue mir nur ſelbſt mit Zorn weh.
„Jch will es dir befehlen, Jupiter, du kanſt
„mein Recht zurecht beſtellen. Raͤche du der
„Mord in unſrem Nahmen; laß uns als deine
„Ge-
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Zitationshilfe: | [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 7. Zürich, 1743, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung07_1743/75>, abgerufen am 16.02.2025. |