[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 7. Zürich, 1743.Abentheuer von der Aeneis es schien, ziemlich gelassen an, und gestuhnd mir,daß seine Arbeit mit denen ausgestellten Fehlern würcklich behaftet wäre. Aber da ich ihn fol- gends zu der angesetzten Strafe des Schulesels verurtheilete, konnte er sich nicht so leicht darein ergeben; es reuete ihn der gebrauchten List, wel- che ihm so übel bekommen sollte; und er that ein freyes Bekenntniß, daß er diese gereimte Ue- bersetzung, die ich so scharf beurtheilet hätte, nicht selbst verfertiget, sondern aus einem gedruckten Buche, das erst in diesem Jahr zu Regensburg an das Licht gekommen wäre, von Wort zu Wort abgeschrieben hätte; er hätte sich nicht getrauet etwas bessers zu machen. Er zog das Buch aus der Tasche hervor, und zeigete mir die Stellen, die er ohne die geringste Verän- derung abgecopiert hatte. Er hieß mich überdies das Auge auf den Gnadenbrief werfen, womit seine Hochedelg. Magnificenz, der Hr. Prof. Gott- sched, diese neue Uebersetzung begleitet, und angeprie- sen hatte; desgleichen auf das stattliche Zeugniß, welches eben derselbe dieser Uebersetzung in dem XXIX. St. der critischen Beyträge beygeleget hat. Wir lesen an diesen beyden Orten von Joh. Chri- stoph Schwartzen, (das ist der Nahme dieses deut- schen Uebersetzers Virgils, den mein Schüler Johann Christoph Weiß ausgeplündert hatte,) unter andern folgende Worte: "Derselbe scheint "daß
Abentheuer von der Aeneis es ſchien, ziemlich gelaſſen an, und geſtuhnd mir,daß ſeine Arbeit mit denen ausgeſtellten Fehlern wuͤrcklich behaftet waͤre. Aber da ich ihn fol- gends zu der angeſetzten Strafe des Schuleſels verurtheilete, konnte er ſich nicht ſo leicht darein ergeben; es reuete ihn der gebrauchten Liſt, wel- che ihm ſo uͤbel bekommen ſollte; und er that ein freyes Bekenntniß, daß er dieſe gereimte Ue- berſetzung, die ich ſo ſcharf beurtheilet haͤtte, nicht ſelbſt verfertiget, ſondern aus einem gedruckten Buche, das erſt in dieſem Jahr zu Regensburg an das Licht gekommen waͤre, von Wort zu Wort abgeſchrieben haͤtte; er haͤtte ſich nicht getrauet etwas beſſers zu machen. Er zog das Buch aus der Taſche hervor, und zeigete mir die Stellen, die er ohne die geringſte Veraͤn- derung abgecopiert hatte. Er hieß mich uͤberdies das Auge auf den Gnadenbrief werfen, womit ſeine Hochedelg. Magnificenz, der Hr. Prof. Gott- ſched, dieſe neue Ueberſetzung begleitet, und angeprie- ſen hatte; desgleichen auf das ſtattliche Zeugniß, welches eben derſelbe dieſer Ueberſetzung in dem XXIX. St. der critiſchen Beytraͤge beygeleget hat. Wir leſen an dieſen beyden Orten von Joh. Chri- ſtoph Schwartzen, (das iſt der Nahme dieſes deut- ſchen Ueberſetzers Virgils, den mein Schuͤler Johann Chriſtoph Weiß ausgepluͤndert hatte,) unter andern folgende Worte: „Derſelbe ſcheint „daß
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Abentheuer von der Aeneis
es ſchien, ziemlich gelaſſen an, und geſtuhnd mir,
daß ſeine Arbeit mit denen ausgeſtellten Fehlern
wuͤrcklich behaftet waͤre. Aber da ich ihn fol-
gends zu der angeſetzten Strafe des Schuleſels
verurtheilete, konnte er ſich nicht ſo leicht darein
ergeben; es reuete ihn der gebrauchten Liſt, wel-
che ihm ſo uͤbel bekommen ſollte; und er that
ein freyes Bekenntniß, daß er dieſe gereimte Ue-
berſetzung, die ich ſo ſcharf beurtheilet haͤtte, nicht
ſelbſt verfertiget, ſondern aus einem gedruckten
Buche, das erſt in dieſem Jahr zu Regensburg
an das Licht gekommen waͤre, von Wort zu
Wort abgeſchrieben haͤtte; er haͤtte ſich nicht
getrauet etwas beſſers zu machen. Er zog das
Buch aus der Taſche hervor, und zeigete mir
die Stellen, die er ohne die geringſte Veraͤn-
derung abgecopiert hatte. Er hieß mich uͤberdies
das Auge auf den Gnadenbrief werfen, womit
ſeine Hochedelg. Magnificenz, der Hr. Prof. Gott-
ſched, dieſe neue Ueberſetzung begleitet, und angeprie-
ſen hatte; desgleichen auf das ſtattliche Zeugniß,
welches eben derſelbe dieſer Ueberſetzung in dem
XXIX. St. der critiſchen Beytraͤge beygeleget hat.
Wir leſen an dieſen beyden Orten von Joh. Chri-
ſtoph Schwartzen, (das iſt der Nahme dieſes deut-
ſchen Ueberſetzers Virgils, den mein Schuͤler
Johann Chriſtoph Weiß ausgepluͤndert hatte,)
unter andern folgende Worte:
„Derſelbe ſcheint
„allerdings zu Ueberſetzungen alter Poeten recht
„gebohren zu ſeyn. - - Jch ſtatte unſerm Vater-
„lande zu dieſer deutſchen Aeneis meinen Gluͤck-
„wunſch ab. - - - - Er hat darinn gewieſen,
„daß
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