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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 12. Zürich, 1744.

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Versuch über den Ursprung
mein ist.) aus einer Quelle geschöpfet habe, mit
deren verschiedene Meynungen der Alten wol über-
ein kommen, ob sie gleich bisher weder von den al-
ten noch den neuern Gelahrten jemahls entdeckt wor-
den ist. Und was soll ich nun den Menschen, in
Betrachtung dieser grossen Entdeckung, sagen?
Was anders, als daß sie ihren Hochmuth herun-
terreissen, und bedencken, daß die Urheber unse-
rer Erkenntnissen sich unter den Thieren befinden;
daß die, welche einst bey der Schöpfung unsere
ältere Brüder gewesen, und deren Reich, wie
Platons Abriß einer vollkommenen Regierungs-
Form erfodert, von Philosophen beherrschet wor-
den, die endlich, deren Gelehrsamkeit in Aethiopien
und Jndien in höchstem Flor gestanden, nun von
ihnen nicht unterschieden, und iezo einzig als
Thiere unter den Nahmen der Affen und Bafia-
nen bekannt sind.

Was die Rede angehet, so zweifle ich keineswegs,
daß es in ihren angebohrnen vaterländischen Wüsten
noch einige Ueberbleibsel von dem ersten noch nicht
so gar verdorbenen Geschlechte gebe, welche derselben
noch iezo mächtig sind. Jndessen ist die gemeine
Ursach, welche die Spanier angeben, daß sie nicht
reden wollen, weil sie nemlich förchten, man möch-
te sie zur Arbeit halten, allein genugsam dafür;
wenn man nur bedenckt, wie sehr die Gelehrten
ihre Gemöchlichkeit lieben. Eine andere ist, daß
diese aufmercksamen Geschöpfe, da sie Augen-
Zeugen von der Grausamkeit gewesen, mit wel-
cher diese Nation ihren Brüdern, den Jndia-
nern, begegnet, es nothwendig finden zu verhöhlen,

daß

Verſuch uͤber den Urſprung
mein iſt.) aus einer Quelle geſchoͤpfet habe, mit
deren verſchiedene Meynungen der Alten wol uͤber-
ein kommen, ob ſie gleich bisher weder von den al-
ten noch den neuern Gelahrten jemahls entdeckt wor-
den iſt. Und was ſoll ich nun den Menſchen, in
Betrachtung dieſer groſſen Entdeckung, ſagen?
Was anders, als daß ſie ihren Hochmuth herun-
terreiſſen, und bedencken, daß die Urheber unſe-
rer Erkenntniſſen ſich unter den Thieren befinden;
daß die, welche einſt bey der Schoͤpfung unſere
aͤltere Bruͤder geweſen, und deren Reich, wie
Platons Abriß einer vollkommenen Regierungs-
Form erfodert, von Philoſophen beherrſchet wor-
den, die endlich, deren Gelehrſamkeit in Aethiopien
und Jndien in hoͤchſtem Flor geſtanden, nun von
ihnen nicht unterſchieden, und iezo einzig als
Thiere unter den Nahmen der Affen und Bafia-
nen bekannt ſind.

Was die Rede angehet, ſo zweifle ich keineswegs,
daß es in ihren angebohrnen vaterlaͤndiſchen Wuͤſten
noch einige Ueberbleibſel von dem erſten noch nicht
ſo gar verdorbenen Geſchlechte gebe, welche derſelben
noch iezo maͤchtig ſind. Jndeſſen iſt die gemeine
Urſach, welche die Spanier angeben, daß ſie nicht
reden wollen, weil ſie nemlich foͤrchten, man moͤch-
te ſie zur Arbeit halten, allein genugſam dafuͤr;
wenn man nur bedenckt, wie ſehr die Gelehrten
ihre Gemoͤchlichkeit lieben. Eine andere iſt, daß
dieſe aufmerckſamen Geſchoͤpfe, da ſie Augen-
Zeugen von der Grauſamkeit geweſen, mit wel-
cher dieſe Nation ihren Bruͤdern, den Jndia-
nern, begegnet, es nothwendig finden zu verhoͤhlen,

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[50/0052] Verſuch uͤber den Urſprung mein iſt.) aus einer Quelle geſchoͤpfet habe, mit deren verſchiedene Meynungen der Alten wol uͤber- ein kommen, ob ſie gleich bisher weder von den al- ten noch den neuern Gelahrten jemahls entdeckt wor- den iſt. Und was ſoll ich nun den Menſchen, in Betrachtung dieſer groſſen Entdeckung, ſagen? Was anders, als daß ſie ihren Hochmuth herun- terreiſſen, und bedencken, daß die Urheber unſe- rer Erkenntniſſen ſich unter den Thieren befinden; daß die, welche einſt bey der Schoͤpfung unſere aͤltere Bruͤder geweſen, und deren Reich, wie Platons Abriß einer vollkommenen Regierungs- Form erfodert, von Philoſophen beherrſchet wor- den, die endlich, deren Gelehrſamkeit in Aethiopien und Jndien in hoͤchſtem Flor geſtanden, nun von ihnen nicht unterſchieden, und iezo einzig als Thiere unter den Nahmen der Affen und Bafia- nen bekannt ſind. Was die Rede angehet, ſo zweifle ich keineswegs, daß es in ihren angebohrnen vaterlaͤndiſchen Wuͤſten noch einige Ueberbleibſel von dem erſten noch nicht ſo gar verdorbenen Geſchlechte gebe, welche derſelben noch iezo maͤchtig ſind. Jndeſſen iſt die gemeine Urſach, welche die Spanier angeben, daß ſie nicht reden wollen, weil ſie nemlich foͤrchten, man moͤch- te ſie zur Arbeit halten, allein genugſam dafuͤr; wenn man nur bedenckt, wie ſehr die Gelehrten ihre Gemoͤchlichkeit lieben. Eine andere iſt, daß dieſe aufmerckſamen Geſchoͤpfe, da ſie Augen- Zeugen von der Grauſamkeit geweſen, mit wel- cher dieſe Nation ihren Bruͤdern, den Jndia- nern, begegnet, es nothwendig finden zu verhoͤhlen, daß

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 12. Zürich, 1744, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung12_1744/52>, abgerufen am 22.11.2024.