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Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896.

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Den zum Probiren gebrauchten Grund gießt man ge-
wöhnlich weg, da er durch Untersinken von Farbentropfen
und durch die eingerührten Farbenreste gewöhnlich unrein
geworden ist.

Da der Grund täglich dünner wird, so bewahrt man
sich eine gewisse Menge stärkerer Lösung auf.

Hinsichtlich der Reihenfolge des Aufsprengens der
Farben gehen die Meinungen weit auseinander; der Eine
behauptet die hellsten Farben müssten zuerst, die dunkeln
zuletzt aufgesprengt werden, ein Anderer hält das Umgekehrte
für das Richtige. Adam sagt diesbezüglich: "Das einzig
Richtige ist, die Farbe, welche man am intensivsten zu sehen
wünscht, muß zuerst aufgesprengt werden, da diese von den
folgenden am meisten zurückgedrängt werden wird; sie muß
aber dadurch den tiefsten Ton erhalten. Die letzte Farbe
wird die am wenigsten tiefe sein und man wird deshalb
zweckmäßig Gelb, Braun oder Blau nehmen, letzteres nur
deshalb, weil es sehr ergiebig und die Färbung auch in der
Verdünnung sehr kräftig ist. Bei Kammschnitt wäre es nun
ziemlich einerlei, welche Farbe zuerst, welche zuletzt kommt,
doch kommt da auch die Eigenthümlichkeit der Farben mit in
Betracht; Schwarz wird meist, auch bei geringer Verdünnung,
grau erscheinen, und es empfiehlt sich deshalb, dasselbe als
eine der ersten Farben aufzusprengen; als erste Farbe,
welche den Schnitt stets am besten hebt, ist Roth, als letzte
Gelb oder Blau zu empfehlen.

Die treibende Wirkung der Galle ist nicht in allen
Farben gleich und es ergeben oft Farben, die man vorher
probirte, in Verbindung mit anderen Farben eine veränderte
Treibwirkung. In solchen Fällen sucht man die Reihenfolge
der Farben zu verändern. Oftmals kommt auch die Dicke
der Farben in Betracht; beim Versuche einer einzelnen Farbe
haben die Tropfen oft genügend Raum um sich auszubreiten,
der aber in Verbindung mit anderen Farben zu klein werden
kann. Es überläuft dann die dickere Farbe die dünnere und
mischt sich mit dieser und man muß dann immer erst über-
legen, welche von beiden verdünnt werden soll. Meist ist es
Schwarz und Braun oder Schwarz und Gelb, die sich nicht

Den zum Probiren gebrauchten Grund gießt man ge-
woͤhnlich weg, da er durch Untersinken von Farbentropfen
und durch die eingeruͤhrten Farbenreste gewoͤhnlich unrein
geworden ist.

Da der Grund taͤglich duͤnner wird, so bewahrt man
sich eine gewisse Menge staͤrkerer Loͤsung auf.

Hinsichtlich der Reihenfolge des Aufsprengens der
Farben gehen die Meinungen weit auseinander; der Eine
behauptet die hellsten Farben muͤssten zuerst, die dunkeln
zuletzt aufgesprengt werden, ein Anderer haͤlt das Umgekehrte
fuͤr das Richtige. Adam sagt diesbezuͤglich: „Das einzig
Richtige ist, die Farbe, welche man am intensivsten zu sehen
wuͤnscht, muß zuerst aufgesprengt werden, da diese von den
folgenden am meisten zuruͤckgedraͤngt werden wird; sie muß
aber dadurch den tiefsten Ton erhalten. Die letzte Farbe
wird die am wenigsten tiefe sein und man wird deshalb
zweckmaͤßig Gelb, Braun oder Blau nehmen, letzteres nur
deshalb, weil es sehr ergiebig und die Faͤrbung auch in der
Verduͤnnung sehr kraͤftig ist. Bei Kammschnitt waͤre es nun
ziemlich einerlei, welche Farbe zuerst, welche zuletzt kommt,
doch kommt da auch die Eigenthuͤmlichkeit der Farben mit in
Betracht; Schwarz wird meist, auch bei geringer Verduͤnnung,
grau erscheinen, und es empfiehlt sich deshalb, dasselbe als
eine der ersten Farben aufzusprengen; als erste Farbe,
welche den Schnitt stets am besten hebt, ist Roth, als letzte
Gelb oder Blau zu empfehlen.

Die treibende Wirkung der Galle ist nicht in allen
Farben gleich und es ergeben oft Farben, die man vorher
probirte, in Verbindung mit anderen Farben eine veraͤnderte
Treibwirkung. In solchen Faͤllen sucht man die Reihenfolge
der Farben zu veraͤndern. Oftmals kommt auch die Dicke
der Farben in Betracht; beim Versuche einer einzelnen Farbe
haben die Tropfen oft genuͤgend Raum um sich auszubreiten,
der aber in Verbindung mit anderen Farben zu klein werden
kann. Es uͤberlaͤuft dann die dickere Farbe die duͤnnere und
mischt sich mit dieser und man muß dann immer erst uͤber-
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Schwarz und Braun oder Schwarz und Gelb, die sich nicht

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[19/0029] Den zum Probiren gebrauchten Grund gießt man ge- woͤhnlich weg, da er durch Untersinken von Farbentropfen und durch die eingeruͤhrten Farbenreste gewoͤhnlich unrein geworden ist. Da der Grund taͤglich duͤnner wird, so bewahrt man sich eine gewisse Menge staͤrkerer Loͤsung auf. Hinsichtlich der Reihenfolge des Aufsprengens der Farben gehen die Meinungen weit auseinander; der Eine behauptet die hellsten Farben muͤssten zuerst, die dunkeln zuletzt aufgesprengt werden, ein Anderer haͤlt das Umgekehrte fuͤr das Richtige. Adam sagt diesbezuͤglich: „Das einzig Richtige ist, die Farbe, welche man am intensivsten zu sehen wuͤnscht, muß zuerst aufgesprengt werden, da diese von den folgenden am meisten zuruͤckgedraͤngt werden wird; sie muß aber dadurch den tiefsten Ton erhalten. Die letzte Farbe wird die am wenigsten tiefe sein und man wird deshalb zweckmaͤßig Gelb, Braun oder Blau nehmen, letzteres nur deshalb, weil es sehr ergiebig und die Faͤrbung auch in der Verduͤnnung sehr kraͤftig ist. Bei Kammschnitt waͤre es nun ziemlich einerlei, welche Farbe zuerst, welche zuletzt kommt, doch kommt da auch die Eigenthuͤmlichkeit der Farben mit in Betracht; Schwarz wird meist, auch bei geringer Verduͤnnung, grau erscheinen, und es empfiehlt sich deshalb, dasselbe als eine der ersten Farben aufzusprengen; als erste Farbe, welche den Schnitt stets am besten hebt, ist Roth, als letzte Gelb oder Blau zu empfehlen. Die treibende Wirkung der Galle ist nicht in allen Farben gleich und es ergeben oft Farben, die man vorher probirte, in Verbindung mit anderen Farben eine veraͤnderte Treibwirkung. In solchen Faͤllen sucht man die Reihenfolge der Farben zu veraͤndern. Oftmals kommt auch die Dicke der Farben in Betracht; beim Versuche einer einzelnen Farbe haben die Tropfen oft genuͤgend Raum um sich auszubreiten, der aber in Verbindung mit anderen Farben zu klein werden kann. Es uͤberlaͤuft dann die dickere Farbe die duͤnnere und mischt sich mit dieser und man muß dann immer erst uͤber- legen, welche von beiden verduͤnnt werden soll. Meist ist es Schwarz und Braun oder Schwarz und Gelb, die sich nicht

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Zitationshilfe: Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/29>, abgerufen am 21.11.2024.