Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.
5. Die Harnischbrust. Harnischbrüste nach ihrem eigenen bizarren Geschmack um, und soübertrieben die Mode erschien, sie war nicht ganz ohne Berechnung entstanden. Das Bruststück wurde nämlich in der Mitte immer weiter vorgetrieben, so, dass sich um 1530 allmählich eine scharfe Spitze bildete. Eine derlei spitze Auftreibung hiess Tapul, von dem ita- lienischen "tappo", der Zapfen. Die Landsknechte erachteten diese [Abbildung]
Fig. 88. Form darum für vorteilhaft, weil ihrer Ansicht nach jeder Hieb und jedeBrust mit Kragen, Bauchreifen und geschobenen Kugel von den schräg gerichteten sphärischen Wänden abgleiten musste. Diese Form erhielt sich bis um das Jahr 1546. (Fig. 89.) 5. Die Harnischbrust. Harnischbrüste nach ihrem eigenen bizarren Geschmack um, und soübertrieben die Mode erschien, sie war nicht ganz ohne Berechnung entstanden. Das Bruststück wurde nämlich in der Mitte immer weiter vorgetrieben, so, daſs sich um 1530 allmählich eine scharfe Spitze bildete. Eine derlei spitze Auftreibung hieſs Tapul, von dem ita- lienischen „tappo“, der Zapfen. Die Landsknechte erachteten diese [Abbildung]
Fig. 88. Form darum für vorteilhaft, weil ihrer Ansicht nach jeder Hieb und jedeBrust mit Kragen, Bauchreifen und geschobenen Kugel von den schräg gerichteten sphärischen Wänden abgleiten muſste. Diese Form erhielt sich bis um das Jahr 1546. (Fig. 89.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0107" n="89"/><fw place="top" type="header">5. Die Harnischbrust.</fw><lb/> Harnischbrüste nach ihrem eigenen bizarren Geschmack um, und so<lb/> übertrieben die Mode erschien, sie war nicht ganz ohne Berechnung<lb/> entstanden. Das Bruststück wurde nämlich in der Mitte immer weiter<lb/> vorgetrieben, so, daſs sich um 1530 allmählich eine scharfe Spitze<lb/> bildete. Eine derlei spitze Auftreibung hieſs <hi rendition="#g">Tapul</hi>, von dem ita-<lb/> lienischen „tappo“, der Zapfen. Die Landsknechte erachteten diese<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 88.</head><p><hi rendition="#g">Brust mit Kragen, Bauchreifen und geschobenen<lb/> Beintaschen</hi> von einem (geriffelten) Maximiliansharnische des <hi rendition="#g">Rup-<lb/> recht von der Pfalz</hi> (gest. 1504). Deutsche Arbeit um 1500.</p></figure><lb/> Form darum für vorteilhaft, weil ihrer Ansicht nach jeder Hieb und jede<lb/> Kugel von den schräg gerichteten sphärischen Wänden abgleiten muſste.<lb/> Diese Form erhielt sich bis um das Jahr 1546. (Fig. 89.)</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0107]
5. Die Harnischbrust.
Harnischbrüste nach ihrem eigenen bizarren Geschmack um, und so
übertrieben die Mode erschien, sie war nicht ganz ohne Berechnung
entstanden. Das Bruststück wurde nämlich in der Mitte immer weiter
vorgetrieben, so, daſs sich um 1530 allmählich eine scharfe Spitze
bildete. Eine derlei spitze Auftreibung hieſs Tapul, von dem ita-
lienischen „tappo“, der Zapfen. Die Landsknechte erachteten diese
[Abbildung Fig. 88. Brust mit Kragen, Bauchreifen und geschobenen
Beintaschen von einem (geriffelten) Maximiliansharnische des Rup-
recht von der Pfalz (gest. 1504). Deutsche Arbeit um 1500.]
Form darum für vorteilhaft, weil ihrer Ansicht nach jeder Hieb und jede
Kugel von den schräg gerichteten sphärischen Wänden abgleiten muſste.
Diese Form erhielt sich bis um das Jahr 1546. (Fig. 89.)
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| Zitationshilfe: | Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/107>, abgerufen am 23.11.2024. |
