Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.I. Die Schutzwaffen. anlasste vorzüglich, auf dem Helme und der Brust Gebetsprüche ausdem Koran anzubringen, Anrufungen, Beteuerungen u. dgl. Dadurch bildete sich die arabische und kufische Schrift allmählich zu einem wirksamen Mittel der Dekoration aus. Der Gebrauch dürfte sich kaum über das Jahr 1000 hinauf erstrecken, zu welcher Zeit erst die Schrift ihren Charakter erhielt. Eins der ältesten Bestandteile orientalischer Ausrüstung ist der Helm; er ist vom Altertum her in seiner typischen Form, oben spitzig zulaufend, übernommen worden und hatte sich mit unwesentlichen Veränderungen bis in die neueste Zeit so erhalten. Eine ihm eigenartige Beigabe ist in dem Nasen- eisen zu sehen, das, anfänglich mit dem Helme aus einem Stücke gefertigt, später getrennt wurde und nach auf- oder abwärts gestellt werden konnte. Das "bewegliche" Naseneisen ist schon im Mittel- [Abbildung]
Fig. 173. alter üblich gewesen. Bis ins Altertum reicht der Gebrauch einesGegenüberstellung von europäischen und orientalischen Nackenschirmes aus feinem Ringgeflechte, des Vorbildes der Brünne der europäischen Krieger des Mittelalters; er reicht gemeinlich bis über die Schultern und die halbe Brust herab. Bei einigen Völker- schaften Asiens, wie bei den Arabern und den Tartaren, ist das Naseneisen am Helme nicht immer üblich gewesen, erstere ersetzten dasselbe -- allerdings unvorteilhaft genug -- durch einen Streifen von Maschenpanzerwerk, der wie ein Schleier das Gesicht bis über die Augen deckte. I. Die Schutzwaffen. anlaſste vorzüglich, auf dem Helme und der Brust Gebetsprüche ausdem Koran anzubringen, Anrufungen, Beteuerungen u. dgl. Dadurch bildete sich die arabische und kufische Schrift allmählich zu einem wirksamen Mittel der Dekoration aus. Der Gebrauch dürfte sich kaum über das Jahr 1000 hinauf erstrecken, zu welcher Zeit erst die Schrift ihren Charakter erhielt. Eins der ältesten Bestandteile orientalischer Ausrüstung ist der Helm; er ist vom Altertum her in seiner typischen Form, oben spitzig zulaufend, übernommen worden und hatte sich mit unwesentlichen Veränderungen bis in die neueste Zeit so erhalten. Eine ihm eigenartige Beigabe ist in dem Nasen- eisen zu sehen, das, anfänglich mit dem Helme aus einem Stücke gefertigt, später getrennt wurde und nach auf- oder abwärts gestellt werden konnte. Das „bewegliche“ Naseneisen ist schon im Mittel- [Abbildung]
Fig. 173. alter üblich gewesen. Bis ins Altertum reicht der Gebrauch einesGegenüberstellung von europäischen und orientalischen Nackenschirmes aus feinem Ringgeflechte, des Vorbildes der Brünne der europäischen Krieger des Mittelalters; er reicht gemeinlich bis über die Schultern und die halbe Brust herab. Bei einigen Völker- schaften Asiens, wie bei den Arabern und den Tartaren, ist das Naseneisen am Helme nicht immer üblich gewesen, erstere ersetzten dasselbe — allerdings unvorteilhaft genug — durch einen Streifen von Maschenpanzerwerk, der wie ein Schleier das Gesicht bis über die Augen deckte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0182" n="164"/><fw place="top" type="header">I. Die Schutzwaffen.</fw><lb/> anlaſste vorzüglich, auf dem Helme und der Brust Gebetsprüche aus<lb/> dem Koran anzubringen, Anrufungen, Beteuerungen u. dgl. Dadurch<lb/> bildete sich die arabische und kufische Schrift allmählich zu einem<lb/> wirksamen Mittel der Dekoration aus. Der Gebrauch dürfte sich<lb/> kaum über das Jahr 1000 hinauf erstrecken, zu welcher Zeit erst<lb/> die Schrift ihren Charakter erhielt. Eins der ältesten Bestandteile<lb/> orientalischer Ausrüstung ist der Helm; er ist vom Altertum her in<lb/> seiner typischen Form, oben spitzig zulaufend, übernommen worden<lb/> und hatte sich mit unwesentlichen Veränderungen bis in die neueste<lb/> Zeit so erhalten. Eine ihm eigenartige Beigabe ist in dem Nasen-<lb/> eisen zu sehen, das, anfänglich mit dem Helme aus einem Stücke<lb/> gefertigt, später getrennt wurde und nach auf- oder abwärts gestellt<lb/> werden konnte. Das „bewegliche“ Naseneisen ist schon im Mittel-<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 173.</head><p> Gegenüberstellung von europäischen und orientalischen<lb/><hi rendition="#g">Kriegern</hi>. Miniatur aus der Chronica de Gestis Hungarorum der k. k.<lb/> Hofbibliothek in Wien vom Jahre 1330.</p></figure><lb/> alter üblich gewesen. Bis ins Altertum reicht der Gebrauch eines<lb/> Nackenschirmes aus feinem Ringgeflechte, des Vorbildes der Brünne<lb/> der europäischen Krieger des Mittelalters; er reicht gemeinlich bis<lb/> über die Schultern und die halbe Brust herab. Bei einigen Völker-<lb/> schaften Asiens, wie bei den Arabern und den Tartaren, ist das<lb/> Naseneisen am Helme nicht immer üblich gewesen, erstere ersetzten<lb/> dasselbe — allerdings unvorteilhaft genug — durch einen Streifen<lb/> von Maschenpanzerwerk, der wie ein Schleier das Gesicht bis über<lb/> die Augen deckte.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0182]
I. Die Schutzwaffen.
anlaſste vorzüglich, auf dem Helme und der Brust Gebetsprüche aus
dem Koran anzubringen, Anrufungen, Beteuerungen u. dgl. Dadurch
bildete sich die arabische und kufische Schrift allmählich zu einem
wirksamen Mittel der Dekoration aus. Der Gebrauch dürfte sich
kaum über das Jahr 1000 hinauf erstrecken, zu welcher Zeit erst
die Schrift ihren Charakter erhielt. Eins der ältesten Bestandteile
orientalischer Ausrüstung ist der Helm; er ist vom Altertum her in
seiner typischen Form, oben spitzig zulaufend, übernommen worden
und hatte sich mit unwesentlichen Veränderungen bis in die neueste
Zeit so erhalten. Eine ihm eigenartige Beigabe ist in dem Nasen-
eisen zu sehen, das, anfänglich mit dem Helme aus einem Stücke
gefertigt, später getrennt wurde und nach auf- oder abwärts gestellt
werden konnte. Das „bewegliche“ Naseneisen ist schon im Mittel-
[Abbildung Fig. 173. Gegenüberstellung von europäischen und orientalischen
Kriegern. Miniatur aus der Chronica de Gestis Hungarorum der k. k.
Hofbibliothek in Wien vom Jahre 1330.]
alter üblich gewesen. Bis ins Altertum reicht der Gebrauch eines
Nackenschirmes aus feinem Ringgeflechte, des Vorbildes der Brünne
der europäischen Krieger des Mittelalters; er reicht gemeinlich bis
über die Schultern und die halbe Brust herab. Bei einigen Völker-
schaften Asiens, wie bei den Arabern und den Tartaren, ist das
Naseneisen am Helme nicht immer üblich gewesen, erstere ersetzten
dasselbe — allerdings unvorteilhaft genug — durch einen Streifen
von Maschenpanzerwerk, der wie ein Schleier das Gesicht bis über
die Augen deckte.
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