Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.I. Die Schutzwaffen. Leder, mit Blechstücken oder Ringen benäht. Über der aufge-schlagenen Kapuze trägt der Krieger einen sphärisch spitz nach oben zulaufenden Helm, das Vorbild der späteren Beckenhaube. Das älteste Beispiel dieser Form ersehen wir in dem Helme des heiligen Wenzel im Schatze des St. Veitsdomes zu Prag. (Fig. 3.) Er ist noch aus mehreren Stücken zusammengenietet, an seinem Rande vorn ist eine Spange, Naseneisen, nasal, angenietet, rückwärts befindet sich ein ähnlicher breiter Fortsatz. Diese Form ist orien- talisch, sie hat sich unter den Arabern und den persischen und turanischen Völkern bis ins 17. Jahrhundert erhalten. In den nörd- lichen Ländern und in Italien treffen wir im 11. Jahrhundert den Helm bei gleichfalls konischer Gestalt, meist auch mit dem Nasen- eisen. Im Norden erblicken wir ihn häufig von Kupfer in 2 Hälften [Abbildung]
Fig. 3. Der an der Rückseite des St. Wenzel-Altars zu St. Veit [Abbildung]
Fig. 4. gefertigt und mit Bronze verziert. (Fig. 4.) Wiewohl gegen die Helm aus getriebenem Kupfer, aus zwei getrennten Schlagwaffe noch nicht ausreichend deckend, war diese Helmform schon als ein erheblicher Fortschritt zu betrachten; es ist darum erklärlich, dass sich dieselbe bis ins 12., ja selbst ins 13. Jahrhundert hinein erhielt. (Fig. 5.) Mit dem Ende des 11. Jahrhunderts erscheinen die ersten derlei Helme aus einem Stücke getrieben. (Fig. 6.) Diese Thatsache beweist eine enorme Entwickelung der Waffenschmiede- I. Die Schutzwaffen. Leder, mit Blechstücken oder Ringen benäht. Über der aufge-schlagenen Kapuze trägt der Krieger einen sphärisch spitz nach oben zulaufenden Helm, das Vorbild der späteren Beckenhaube. Das älteste Beispiel dieser Form ersehen wir in dem Helme des heiligen Wenzel im Schatze des St. Veitsdomes zu Prag. (Fig. 3.) Er ist noch aus mehreren Stücken zusammengenietet, an seinem Rande vorn ist eine Spange, Naseneisen, nasal, angenietet, rückwärts befindet sich ein ähnlicher breiter Fortsatz. Diese Form ist orien- talisch, sie hat sich unter den Arabern und den persischen und turanischen Völkern bis ins 17. Jahrhundert erhalten. In den nörd- lichen Ländern und in Italien treffen wir im 11. Jahrhundert den Helm bei gleichfalls konischer Gestalt, meist auch mit dem Nasen- eisen. Im Norden erblicken wir ihn häufig von Kupfer in 2 Hälften [Abbildung]
Fig. 3. Der an der Rückseite des St. Wenzel-Altars zu St. Veit [Abbildung]
Fig. 4. gefertigt und mit Bronze verziert. (Fig. 4.) Wiewohl gegen die Helm aus getriebenem Kupfer, aus zwei getrennten Schlagwaffe noch nicht ausreichend deckend, war diese Helmform schon als ein erheblicher Fortschritt zu betrachten; es ist darum erklärlich, daſs sich dieselbe bis ins 12., ja selbst ins 13. Jahrhundert hinein erhielt. (Fig. 5.) Mit dem Ende des 11. Jahrhunderts erscheinen die ersten derlei Helme aus einem Stücke getrieben. (Fig. 6.) Diese Thatsache beweist eine enorme Entwickelung der Waffenschmiede- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0044" n="26"/><fw place="top" type="header">I. Die Schutzwaffen.</fw><lb/> Leder, mit Blechstücken oder Ringen benäht. Über der aufge-<lb/> schlagenen Kapuze trägt der Krieger einen sphärisch spitz nach oben<lb/> zulaufenden Helm, das Vorbild der späteren Beckenhaube. Das<lb/> älteste Beispiel dieser Form ersehen wir in dem Helme des heiligen<lb/> Wenzel im Schatze des St. Veitsdomes zu Prag. (Fig. 3.) Er ist<lb/> noch aus mehreren Stücken zusammengenietet, an seinem Rande<lb/> vorn ist eine Spange, <hi rendition="#g">Naseneisen</hi>, nasal, angenietet, rückwärts<lb/> befindet sich ein ähnlicher breiter Fortsatz. Diese Form ist orien-<lb/> talisch, sie hat sich unter den Arabern und den persischen und<lb/> turanischen Völkern bis ins 17. Jahrhundert erhalten. In den nörd-<lb/> lichen Ländern und in Italien treffen wir im 11. Jahrhundert den<lb/> Helm bei gleichfalls konischer Gestalt, meist auch mit dem Nasen-<lb/> eisen. Im Norden erblicken wir ihn häufig von Kupfer in 2 Hälften<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 3.</head><p> Der an der Rückseite des St. Wenzel-Altars zu St. Veit<lb/> in Prag aufbewahrte <hi rendition="#g">Helm des Herzogs Wenzeslaus des Heili-<lb/> gen</hi> von Böhmen (ermordet 938).</p></figure><lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig. 4.</hi></head><p><hi rendition="#g"> Helm aus getriebenem Kupfer</hi>, aus zwei getrennten<lb/> Hälften bestehend, die zusammengenietet sind. Die kronenförmige Um-<lb/> rahmung, sowie die groſse Federhülse tragen Spuren von Vergoldung.<lb/> Der Helm wurde zu Giez in der Provinz Posen aus dem Boden ge-<lb/> graben, deren Feste 1039 von den Böhmen zerstört wurde. 12. Jahr-<lb/> hundert. Museum der Freunde der Wissenschaft in Posen.</p></figure><lb/> gefertigt und mit Bronze verziert. (Fig. 4.) Wiewohl gegen die<lb/> Schlagwaffe noch nicht ausreichend deckend, war diese Helmform<lb/> schon als ein erheblicher Fortschritt zu betrachten; es ist darum<lb/> erklärlich, daſs sich dieselbe bis ins 12., ja selbst ins 13. Jahrhundert<lb/> hinein erhielt. (Fig. 5.) Mit dem Ende des 11. Jahrhunderts erscheinen<lb/> die ersten derlei Helme aus einem Stücke getrieben. (Fig. 6.) Diese<lb/> Thatsache beweist eine enorme Entwickelung der Waffenschmiede-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0044]
I. Die Schutzwaffen.
Leder, mit Blechstücken oder Ringen benäht. Über der aufge-
schlagenen Kapuze trägt der Krieger einen sphärisch spitz nach oben
zulaufenden Helm, das Vorbild der späteren Beckenhaube. Das
älteste Beispiel dieser Form ersehen wir in dem Helme des heiligen
Wenzel im Schatze des St. Veitsdomes zu Prag. (Fig. 3.) Er ist
noch aus mehreren Stücken zusammengenietet, an seinem Rande
vorn ist eine Spange, Naseneisen, nasal, angenietet, rückwärts
befindet sich ein ähnlicher breiter Fortsatz. Diese Form ist orien-
talisch, sie hat sich unter den Arabern und den persischen und
turanischen Völkern bis ins 17. Jahrhundert erhalten. In den nörd-
lichen Ländern und in Italien treffen wir im 11. Jahrhundert den
Helm bei gleichfalls konischer Gestalt, meist auch mit dem Nasen-
eisen. Im Norden erblicken wir ihn häufig von Kupfer in 2 Hälften
[Abbildung Fig. 3. Der an der Rückseite des St. Wenzel-Altars zu St. Veit
in Prag aufbewahrte Helm des Herzogs Wenzeslaus des Heili-
gen von Böhmen (ermordet 938).]
[Abbildung Fig. 4. Helm aus getriebenem Kupfer, aus zwei getrennten
Hälften bestehend, die zusammengenietet sind. Die kronenförmige Um-
rahmung, sowie die groſse Federhülse tragen Spuren von Vergoldung.
Der Helm wurde zu Giez in der Provinz Posen aus dem Boden ge-
graben, deren Feste 1039 von den Böhmen zerstört wurde. 12. Jahr-
hundert. Museum der Freunde der Wissenschaft in Posen.]
gefertigt und mit Bronze verziert. (Fig. 4.) Wiewohl gegen die
Schlagwaffe noch nicht ausreichend deckend, war diese Helmform
schon als ein erheblicher Fortschritt zu betrachten; es ist darum
erklärlich, daſs sich dieselbe bis ins 12., ja selbst ins 13. Jahrhundert
hinein erhielt. (Fig. 5.) Mit dem Ende des 11. Jahrhunderts erscheinen
die ersten derlei Helme aus einem Stücke getrieben. (Fig. 6.) Diese
Thatsache beweist eine enorme Entwickelung der Waffenschmiede-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |