IV. Bemerkungen für Freunde und Sammler von Waffen.
eine neue ersetzen. Bei archäologischen Gegenständen ist aber ein dahingehender Entschluss stets bedenklich, weil sie unbedingt an Wert dadurch einbüssen; denn jede nachträgliche Färbung ist dem Fachmanne leicht kenntlich.
Das Innere der Gewehrläufe wird untersucht, indem man ein scheibenförmiges, glänzend poliertes Plättchen von Stahl, "Spiegel", in den Grund des Laufes gleiten lässt und dann diesen gegen das Licht hält. Der Reflex des Spiegels erhellt die Laufwandungen so vollständig, dass man jede rostige Stelle sofort erkennen kann.
Mit Ausnahme des Goldes unterliegen alle für unsere Zwecke in Betracht kommende Metalle der Oxydation. Diese ist zweifacher Art; die eine ist vorteilhaft und wirkt konservierend, die andere ist un- bedingt schädlich und muss hintangehalten werden.
Bronze nimmt, je nach ihrer Zusammensetzung, durch die Ein- wirkung des Sauerstoffes der Luft an der Oberfläche allmählich eine andere Färbung an, indem sich halbkohlensaures Kupferoxydhydrat entwickelt; sie wird erst bräunlich und erhält später, ohne die Glätte einzubüssen, eine tiefgrünliche Farbe. Diese feine Kruste, die gegen die zerstörende Einwirkung der Witterung schützt, ist die schon im Altertume gepriesene patina antiqua. Gegenstände, welche auf natür- lichem Wege diese Patina erhalten haben, werden von Kennern stets mit Interesse, unter Umständen selbst mit hoher Bewunderung be- trachtet. Man soll, um die Patinabildung nicht zu stören, einen Bronzegegenstand nie mit Tüchern abwischen, sondern lediglich mit einem Haarpinsel oder Flederwisch vom Staube befreien.
Etwas anderes ist es mit einem Oxyd, das sich an einzelnen Stellen, vornehmlich in scharfen Vertiefungen ansetzt, sich von da immer weiter verbreitet und den Gegenstand allmählich zerstört. Es ist im Gegensatze zur Patina von hellgrüner, dem Schweinfurter Grün ähnlicher Farbe und hat ein kalkähnliches Aussehen; dieses essig- saure Kupferoxyd, der sogenannte "Grünspan", muss entfernt werden, wenn man den Gegenstand erhalten will.
Diesem Feinde unterliegen auch andere Metalle, wie Kupfer und Messing gleich allen Kupferlegierungen. Auch hier ist das Öl das beste Mittel zur Entfernung des Schadens. Am sichersten und schnellsten würde freilich Essig oder Weinsteinsäure wirken, beide würden das Oxyd augenblicklich entfernen; aber selbst bei sorglichster Reinigung der Stellen würden die Säuren die Ursache zu neuem Oxydansatze werden. Somit ist nur Baum- oder Steinöl zu empfehlen; wenn es nötig ist, hilft man mit kleinen Holzstückchen nach, um die Kruste aufzulockern.
Silber verliert durch den Zutritt des Schwefelwasserstoffes in der Luft im Oxydul den Glanz und verändert seine Farbe ins Tiefgraue, zuweilen ins Bräunliche. Den grauen Farbton nennt man "Altsilber". Diese Kruste, so sehr sie auch die künstlerische Wirkung eines
IV. Bemerkungen für Freunde und Sammler von Waffen.
eine neue ersetzen. Bei archäologischen Gegenständen ist aber ein dahingehender Entschluſs stets bedenklich, weil sie unbedingt an Wert dadurch einbüſsen; denn jede nachträgliche Färbung ist dem Fachmanne leicht kenntlich.
Das Innere der Gewehrläufe wird untersucht, indem man ein scheibenförmiges, glänzend poliertes Plättchen von Stahl, „Spiegel“, in den Grund des Laufes gleiten läſst und dann diesen gegen das Licht hält. Der Reflex des Spiegels erhellt die Laufwandungen so vollständig, daſs man jede rostige Stelle sofort erkennen kann.
Mit Ausnahme des Goldes unterliegen alle für unsere Zwecke in Betracht kommende Metalle der Oxydation. Diese ist zweifacher Art; die eine ist vorteilhaft und wirkt konservierend, die andere ist un- bedingt schädlich und muſs hintangehalten werden.
Bronze nimmt, je nach ihrer Zusammensetzung, durch die Ein- wirkung des Sauerstoffes der Luft an der Oberfläche allmählich eine andere Färbung an, indem sich halbkohlensaures Kupferoxydhydrat entwickelt; sie wird erst bräunlich und erhält später, ohne die Glätte einzubüſsen, eine tiefgrünliche Farbe. Diese feine Kruste, die gegen die zerstörende Einwirkung der Witterung schützt, ist die schon im Altertume gepriesene patina antiqua. Gegenstände, welche auf natür- lichem Wege diese Patina erhalten haben, werden von Kennern stets mit Interesse, unter Umständen selbst mit hoher Bewunderung be- trachtet. Man soll, um die Patinabildung nicht zu stören, einen Bronzegegenstand nie mit Tüchern abwischen, sondern lediglich mit einem Haarpinsel oder Flederwisch vom Staube befreien.
Etwas anderes ist es mit einem Oxyd, das sich an einzelnen Stellen, vornehmlich in scharfen Vertiefungen ansetzt, sich von da immer weiter verbreitet und den Gegenstand allmählich zerstört. Es ist im Gegensatze zur Patina von hellgrüner, dem Schweinfurter Grün ähnlicher Farbe und hat ein kalkähnliches Aussehen; dieses essig- saure Kupferoxyd, der sogenannte „Grünspan“, muſs entfernt werden, wenn man den Gegenstand erhalten will.
Diesem Feinde unterliegen auch andere Metalle, wie Kupfer und Messing gleich allen Kupferlegierungen. Auch hier ist das Öl das beste Mittel zur Entfernung des Schadens. Am sichersten und schnellsten würde freilich Essig oder Weinsteinsäure wirken, beide würden das Oxyd augenblicklich entfernen; aber selbst bei sorglichster Reinigung der Stellen würden die Säuren die Ursache zu neuem Oxydansatze werden. Somit ist nur Baum- oder Steinöl zu empfehlen; wenn es nötig ist, hilft man mit kleinen Holzstückchen nach, um die Kruste aufzulockern.
Silber verliert durch den Zutritt des Schwefelwasserstoffes in der Luft im Oxydul den Glanz und verändert seine Farbe ins Tiefgraue, zuweilen ins Bräunliche. Den grauen Farbton nennt man „Altsilber“. Diese Kruste, so sehr sie auch die künstlerische Wirkung eines
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[588/0606]
IV. Bemerkungen für Freunde und Sammler von Waffen.
eine neue ersetzen. Bei archäologischen Gegenständen ist aber ein
dahingehender Entschluſs stets bedenklich, weil sie unbedingt an
Wert dadurch einbüſsen; denn jede nachträgliche Färbung ist dem
Fachmanne leicht kenntlich.
Das Innere der Gewehrläufe wird untersucht, indem man ein
scheibenförmiges, glänzend poliertes Plättchen von Stahl, „Spiegel“,
in den Grund des Laufes gleiten läſst und dann diesen gegen das
Licht hält. Der Reflex des Spiegels erhellt die Laufwandungen so
vollständig, daſs man jede rostige Stelle sofort erkennen kann.
Mit Ausnahme des Goldes unterliegen alle für unsere Zwecke in
Betracht kommende Metalle der Oxydation. Diese ist zweifacher Art;
die eine ist vorteilhaft und wirkt konservierend, die andere ist un-
bedingt schädlich und muſs hintangehalten werden.
Bronze nimmt, je nach ihrer Zusammensetzung, durch die Ein-
wirkung des Sauerstoffes der Luft an der Oberfläche allmählich eine
andere Färbung an, indem sich halbkohlensaures Kupferoxydhydrat
entwickelt; sie wird erst bräunlich und erhält später, ohne die Glätte
einzubüſsen, eine tiefgrünliche Farbe. Diese feine Kruste, die gegen
die zerstörende Einwirkung der Witterung schützt, ist die schon im
Altertume gepriesene patina antiqua. Gegenstände, welche auf natür-
lichem Wege diese Patina erhalten haben, werden von Kennern stets
mit Interesse, unter Umständen selbst mit hoher Bewunderung be-
trachtet. Man soll, um die Patinabildung nicht zu stören, einen
Bronzegegenstand nie mit Tüchern abwischen, sondern lediglich mit
einem Haarpinsel oder Flederwisch vom Staube befreien.
Etwas anderes ist es mit einem Oxyd, das sich an einzelnen
Stellen, vornehmlich in scharfen Vertiefungen ansetzt, sich von da
immer weiter verbreitet und den Gegenstand allmählich zerstört. Es
ist im Gegensatze zur Patina von hellgrüner, dem Schweinfurter Grün
ähnlicher Farbe und hat ein kalkähnliches Aussehen; dieses essig-
saure Kupferoxyd, der sogenannte „Grünspan“, muſs entfernt werden,
wenn man den Gegenstand erhalten will.
Diesem Feinde unterliegen auch andere Metalle, wie Kupfer und
Messing gleich allen Kupferlegierungen. Auch hier ist das Öl das
beste Mittel zur Entfernung des Schadens. Am sichersten und
schnellsten würde freilich Essig oder Weinsteinsäure wirken, beide
würden das Oxyd augenblicklich entfernen; aber selbst bei sorglichster
Reinigung der Stellen würden die Säuren die Ursache zu neuem
Oxydansatze werden. Somit ist nur Baum- oder Steinöl zu empfehlen;
wenn es nötig ist, hilft man mit kleinen Holzstückchen nach, um die
Kruste aufzulockern.
Silber verliert durch den Zutritt des Schwefelwasserstoffes in der
Luft im Oxydul den Glanz und verändert seine Farbe ins Tiefgraue,
zuweilen ins Bräunliche. Den grauen Farbton nennt man „Altsilber“.
Diese Kruste, so sehr sie auch die künstlerische Wirkung eines
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/606>, abgerufen am 22.11.2024.
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