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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen.
Zweifel benutzten die Araber vor Mohammed figürliche Motive zu
dekorativen Zwecken, aber Waffen aus jener fernen Zeit sind nicht
auf uns gekommen. So beschränkte sich der orientalische Motivenschatz
notgedrungen auf das botanische Gebiet. Die stilistische Ausgestaltung
der Pflanzenwelt bei den Arabern hat mit den Uranfängen der Kunst
im Norden Europas, in den altslawischen Gebieten etc. eine über-
raschende Ähnlichkeit. Die Schrift als dekoratives Mittel zu be-
nutzen haben die Araber um das Jahr 1000 n. Chr. zuerst begonnen;
nach ihnen versuchten es auch die Perser, die als Schiiten übrigens
an figürlichen Darstellungen keinen Anstoss zu nehmen pflegten.
Ornamente mit eingestreuten Tieren sind daher, wenn nicht ihr Stil
auf andere Gebiete, wie etwa Indien, Siam, China etc., weist, was
leicht zu unterscheiden ist, als persisch zu betrachten, wenn auch
arabische Formen mit unterlaufen. Die Sarazenen, sowie die Mauren
in Sizilien und Spanien haben sich nicht immer strenge an das mo-
hammedanische Gesetz gehalten, denn wir besitzen von ihnen zahl-
reiche ornamentale Gebilde mit Tier- und selbst mit Menschenge-
stalten. Der Löwenhof der Alhambra ist ja für dieses Hinwegsetzen
über religiöse Satzungen ein monumentaler Beweis. Ungemeines Ge-
schick zeigen alle orientalischen Völker in der farbigen Behandlung
des Ornaments; das erlernten von ihnen auch die Byzantiner. Die
übermässige Auszierung der Gegenstände mit kostbaren Steinen, die
wir vom 7. Jahrhundert her an arabischen Waffen, später auch
an byzantinischen merken, bedeuten einen Rückgang in der dekora-
tiven Kunst. Vorwiegend wird der Türkis verwendet, der vom Sinai
und aus Persien von Nischapur bei Mesched bezogen wurde.

So geschickt die Chinesen auch in allen Handfertigkeiten sind
und so alt auch ihre Bekanntschaft mit dem Eisen ist, in der Waffen-
fabrikation standen sie immer hinter ihren westlichen Nachbarn, den
Siamesen und Indern, aber auch hinter ihren Brüdern, den Japanern,
zurück. Die ältesten Eisenwerke Chinas waren in Schansi und
Tschilili in der Provinz Ho und in Hai-schan im Südwesten; die
dort bereiteten Stahlsorten wurden zu Schwertern, Spiesseisen und
Messern verarbeitet.

Weit vollkommener ist die Eisen- und Stahlbereitung, sowie die
Waffenindustrie in Japan. Das Eisen wird an verschiedenen Stellen
gewonnen, am meisten da, wo die drei Provinzen Mimesaka, Bitspi
und Bisen zusammenstossen. Japanesische Klingen sind so vortrefflich
gearbeitet, dass sie den Damaskklingen zur Seite gestellt werden; freilich
standen sie auch ungemein hoch im Preise. Die Bereitung des Stahles
wird als Geheimnis gehütet; nach Swedenborg*) schmieden sie Eisen
in Stangen aus, die sie an gewissen sumpfigen Orten in den Boden
eingraben und sie dort so lange liegen lassen, bis sie zum grössten

*) Swedenborgius, De Ferro. 1734. p. 194. -- Beck, l. c.

V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen.
Zweifel benutzten die Araber vor Mohammed figürliche Motive zu
dekorativen Zwecken, aber Waffen aus jener fernen Zeit sind nicht
auf uns gekommen. So beschränkte sich der orientalische Motivenschatz
notgedrungen auf das botanische Gebiet. Die stilistische Ausgestaltung
der Pflanzenwelt bei den Arabern hat mit den Uranfängen der Kunst
im Norden Europas, in den altslawischen Gebieten etc. eine über-
raschende Ähnlichkeit. Die Schrift als dekoratives Mittel zu be-
nutzen haben die Araber um das Jahr 1000 n. Chr. zuerst begonnen;
nach ihnen versuchten es auch die Perser, die als Schiiten übrigens
an figürlichen Darstellungen keinen Anstoſs zu nehmen pflegten.
Ornamente mit eingestreuten Tieren sind daher, wenn nicht ihr Stil
auf andere Gebiete, wie etwa Indien, Siam, China etc., weist, was
leicht zu unterscheiden ist, als persisch zu betrachten, wenn auch
arabische Formen mit unterlaufen. Die Sarazenen, sowie die Mauren
in Sizilien und Spanien haben sich nicht immer strenge an das mo-
hammedanische Gesetz gehalten, denn wir besitzen von ihnen zahl-
reiche ornamentale Gebilde mit Tier- und selbst mit Menschenge-
stalten. Der Löwenhof der Alhambra ist ja für dieses Hinwegsetzen
über religiöse Satzungen ein monumentaler Beweis. Ungemeines Ge-
schick zeigen alle orientalischen Völker in der farbigen Behandlung
des Ornaments; das erlernten von ihnen auch die Byzantiner. Die
übermäſsige Auszierung der Gegenstände mit kostbaren Steinen, die
wir vom 7. Jahrhundert her an arabischen Waffen, später auch
an byzantinischen merken, bedeuten einen Rückgang in der dekora-
tiven Kunst. Vorwiegend wird der Türkis verwendet, der vom Sinai
und aus Persien von Nischapur bei Mesched bezogen wurde.

So geschickt die Chinesen auch in allen Handfertigkeiten sind
und so alt auch ihre Bekanntschaft mit dem Eisen ist, in der Waffen-
fabrikation standen sie immer hinter ihren westlichen Nachbarn, den
Siamesen und Indern, aber auch hinter ihren Brüdern, den Japanern,
zurück. Die ältesten Eisenwerke Chinas waren in Schansi und
Tschilili in der Provinz Ho und in Hai-schan im Südwesten; die
dort bereiteten Stahlsorten wurden zu Schwertern, Spieſseisen und
Messern verarbeitet.

Weit vollkommener ist die Eisen- und Stahlbereitung, sowie die
Waffenindustrie in Japan. Das Eisen wird an verschiedenen Stellen
gewonnen, am meisten da, wo die drei Provinzen Mimesaka, Bitspi
und Bisen zusammenstoſsen. Japanesische Klingen sind so vortrefflich
gearbeitet, daſs sie den Damaskklingen zur Seite gestellt werden; freilich
standen sie auch ungemein hoch im Preise. Die Bereitung des Stahles
wird als Geheimnis gehütet; nach Swedenborg*) schmieden sie Eisen
in Stangen aus, die sie an gewissen sumpfigen Orten in den Boden
eingraben und sie dort so lange liegen lassen, bis sie zum gröſsten

*) Swedenborgius, De Ferro. 1734. p. 194. — Beck, l. c.
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[620/0638] V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen. Zweifel benutzten die Araber vor Mohammed figürliche Motive zu dekorativen Zwecken, aber Waffen aus jener fernen Zeit sind nicht auf uns gekommen. So beschränkte sich der orientalische Motivenschatz notgedrungen auf das botanische Gebiet. Die stilistische Ausgestaltung der Pflanzenwelt bei den Arabern hat mit den Uranfängen der Kunst im Norden Europas, in den altslawischen Gebieten etc. eine über- raschende Ähnlichkeit. Die Schrift als dekoratives Mittel zu be- nutzen haben die Araber um das Jahr 1000 n. Chr. zuerst begonnen; nach ihnen versuchten es auch die Perser, die als Schiiten übrigens an figürlichen Darstellungen keinen Anstoſs zu nehmen pflegten. Ornamente mit eingestreuten Tieren sind daher, wenn nicht ihr Stil auf andere Gebiete, wie etwa Indien, Siam, China etc., weist, was leicht zu unterscheiden ist, als persisch zu betrachten, wenn auch arabische Formen mit unterlaufen. Die Sarazenen, sowie die Mauren in Sizilien und Spanien haben sich nicht immer strenge an das mo- hammedanische Gesetz gehalten, denn wir besitzen von ihnen zahl- reiche ornamentale Gebilde mit Tier- und selbst mit Menschenge- stalten. Der Löwenhof der Alhambra ist ja für dieses Hinwegsetzen über religiöse Satzungen ein monumentaler Beweis. Ungemeines Ge- schick zeigen alle orientalischen Völker in der farbigen Behandlung des Ornaments; das erlernten von ihnen auch die Byzantiner. Die übermäſsige Auszierung der Gegenstände mit kostbaren Steinen, die wir vom 7. Jahrhundert her an arabischen Waffen, später auch an byzantinischen merken, bedeuten einen Rückgang in der dekora- tiven Kunst. Vorwiegend wird der Türkis verwendet, der vom Sinai und aus Persien von Nischapur bei Mesched bezogen wurde. So geschickt die Chinesen auch in allen Handfertigkeiten sind und so alt auch ihre Bekanntschaft mit dem Eisen ist, in der Waffen- fabrikation standen sie immer hinter ihren westlichen Nachbarn, den Siamesen und Indern, aber auch hinter ihren Brüdern, den Japanern, zurück. Die ältesten Eisenwerke Chinas waren in Schansi und Tschilili in der Provinz Ho und in Hai-schan im Südwesten; die dort bereiteten Stahlsorten wurden zu Schwertern, Spieſseisen und Messern verarbeitet. Weit vollkommener ist die Eisen- und Stahlbereitung, sowie die Waffenindustrie in Japan. Das Eisen wird an verschiedenen Stellen gewonnen, am meisten da, wo die drei Provinzen Mimesaka, Bitspi und Bisen zusammenstoſsen. Japanesische Klingen sind so vortrefflich gearbeitet, daſs sie den Damaskklingen zur Seite gestellt werden; freilich standen sie auch ungemein hoch im Preise. Die Bereitung des Stahles wird als Geheimnis gehütet; nach Swedenborg *) schmieden sie Eisen in Stangen aus, die sie an gewissen sumpfigen Orten in den Boden eingraben und sie dort so lange liegen lassen, bis sie zum gröſsten *) Swedenborgius, De Ferro. 1734. p. 194. — Beck, l. c.

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/638>, abgerufen am 22.11.2024.