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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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2. Der Harnischkragen.
Rand dient als Führungsschiene für den hohlen Wulst am Unterrande
des Helmes, der sich darin nach den Seiten bewegt, wie es in der
alten Sprache heisst: "der im Kragen vmbgeet". Bei allen anderen
Helm- und Harnischformen besitzt der Kragen einen aufgeworfenen
Rand, der häufig mit eingehauenen Linien geziert ist, die ihm das
Aussehen einer gedrehten Schnur verleihen, ein sogenannter "ge-
schnürlter", im Gegensatze zum "glatten" Rand. (Fig. 58.)

Nicht selten findet man an geschlossenen deutschen Sturmhauben
unterhalb quere Auftreibungen, dem Kragenrande entsprechend, um
eine Verbindung der Haube mit dem Kragen zu erzielen. Über dem
Kragen wurden nun Brust und Rücken, dann erst die Achseln mit
den Armzeugen aufgelegt. Eine nicht unwichtige Aufgabe hatte der
Kragen dadurch zu erfüllen, dass an seinen Seiten die Achselstücke
mittelst sogenannter Federzapfen oder auch mittelst Riemchen befestigt

[Abbildung] Fig. 58.

Harnischkragen mit Federzapfen zur Befestigung der
Achseln, in Schwarzätzung im Stile der oberdeutschen Kleinmeister, ge-
ziert von einem Landsknechtharnische des Sebastian Schärtlin von
Burtenbach
(1495--1577.) Deutsch, um 1545.

[Abbildung] Fig. 59.

Kragen zum Reiterharnisch des Kurfürsten Johann
Friedrich von Sachsen,
(1503--1554) zugleich Wechselstück für
einen Landsknechtharnisch. Geschwärzt, mit blanken, schwarzgeätzten
Strichen (vielleicht von Mathias Gerung.) Deutsch um 1540.

wurden. Um 1540 erscheinen die Brust- und Rückenbleche der
Krägen an deutschen Harnischen bis über die Achseln reichend.
Die Veranlassung war nur, den Druck der Tragbänder des Brust-
stückes zu mässigen. Die Form verschwindet wieder um 1550. (Fig. 59.)

Diese Anwendung der Verbindung mit den Achseln hatte für
den praktischen Gebrauch in der Truppe seine Nachteile schon da-
durch, dass das Anlegen der Harnische bei den vielen einzelnen
Stücken umständlich war und unverhältnismässig viele Zeit erforderte.
Diese Wahrnehmung und das Bestreben, dem Übelstande abzuhelfen,

2. Der Harnischkragen.
Rand dient als Führungsschiene für den hohlen Wulst am Unterrande
des Helmes, der sich darin nach den Seiten bewegt, wie es in der
alten Sprache heiſst: „der im Kragen vmbgeet“. Bei allen anderen
Helm- und Harnischformen besitzt der Kragen einen aufgeworfenen
Rand, der häufig mit eingehauenen Linien geziert ist, die ihm das
Aussehen einer gedrehten Schnur verleihen, ein sogenannter „ge-
schnürlter“, im Gegensatze zum „glatten“ Rand. (Fig. 58.)

Nicht selten findet man an geschlossenen deutschen Sturmhauben
unterhalb quere Auftreibungen, dem Kragenrande entsprechend, um
eine Verbindung der Haube mit dem Kragen zu erzielen. Über dem
Kragen wurden nun Brust und Rücken, dann erst die Achseln mit
den Armzeugen aufgelegt. Eine nicht unwichtige Aufgabe hatte der
Kragen dadurch zu erfüllen, daſs an seinen Seiten die Achselstücke
mittelst sogenannter Federzapfen oder auch mittelst Riemchen befestigt

[Abbildung] Fig. 58.

Harnischkragen mit Federzapfen zur Befestigung der
Achseln, in Schwarzätzung im Stile der oberdeutschen Kleinmeister, ge-
ziert von einem Landsknechtharnische des Sebastian Schärtlin von
Burtenbach
(1495—1577.) Deutsch, um 1545.

[Abbildung] Fig. 59.

Kragen zum Reiterharnisch des Kurfürsten Johann
Friedrich von Sachsen,
(1503—1554) zugleich Wechselstück für
einen Landsknechtharnisch. Geschwärzt, mit blanken, schwarzgeätzten
Strichen (vielleicht von Mathias Gerung.) Deutsch um 1540.

wurden. Um 1540 erscheinen die Brust- und Rückenbleche der
Krägen an deutschen Harnischen bis über die Achseln reichend.
Die Veranlassung war nur, den Druck der Tragbänder des Brust-
stückes zu mäſsigen. Die Form verschwindet wieder um 1550. (Fig. 59.)

Diese Anwendung der Verbindung mit den Achseln hatte für
den praktischen Gebrauch in der Truppe seine Nachteile schon da-
durch, daſs das Anlegen der Harnische bei den vielen einzelnen
Stücken umständlich war und unverhältnismäſsig viele Zeit erforderte.
Diese Wahrnehmung und das Bestreben, dem Übelstande abzuhelfen,

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[63/0081] 2. Der Harnischkragen. Rand dient als Führungsschiene für den hohlen Wulst am Unterrande des Helmes, der sich darin nach den Seiten bewegt, wie es in der alten Sprache heiſst: „der im Kragen vmbgeet“. Bei allen anderen Helm- und Harnischformen besitzt der Kragen einen aufgeworfenen Rand, der häufig mit eingehauenen Linien geziert ist, die ihm das Aussehen einer gedrehten Schnur verleihen, ein sogenannter „ge- schnürlter“, im Gegensatze zum „glatten“ Rand. (Fig. 58.) Nicht selten findet man an geschlossenen deutschen Sturmhauben unterhalb quere Auftreibungen, dem Kragenrande entsprechend, um eine Verbindung der Haube mit dem Kragen zu erzielen. Über dem Kragen wurden nun Brust und Rücken, dann erst die Achseln mit den Armzeugen aufgelegt. Eine nicht unwichtige Aufgabe hatte der Kragen dadurch zu erfüllen, daſs an seinen Seiten die Achselstücke mittelst sogenannter Federzapfen oder auch mittelst Riemchen befestigt [Abbildung Fig. 58. Harnischkragen mit Federzapfen zur Befestigung der Achseln, in Schwarzätzung im Stile der oberdeutschen Kleinmeister, ge- ziert von einem Landsknechtharnische des Sebastian Schärtlin von Burtenbach (1495—1577.) Deutsch, um 1545.] [Abbildung Fig. 59. Kragen zum Reiterharnisch des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, (1503—1554) zugleich Wechselstück für einen Landsknechtharnisch. Geschwärzt, mit blanken, schwarzgeätzten Strichen (vielleicht von Mathias Gerung.) Deutsch um 1540.] wurden. Um 1540 erscheinen die Brust- und Rückenbleche der Krägen an deutschen Harnischen bis über die Achseln reichend. Die Veranlassung war nur, den Druck der Tragbänder des Brust- stückes zu mäſsigen. Die Form verschwindet wieder um 1550. (Fig. 59.) Diese Anwendung der Verbindung mit den Achseln hatte für den praktischen Gebrauch in der Truppe seine Nachteile schon da- durch, daſs das Anlegen der Harnische bei den vielen einzelnen Stücken umständlich war und unverhältnismäſsig viele Zeit erforderte. Diese Wahrnehmung und das Bestreben, dem Übelstande abzuhelfen,

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/81>, abgerufen am 21.11.2024.