Da trabt ein rotwolliges Mammutpaar durch den schwarzen Eibenforst, -- ganz nahe dem heutigen Berlin, bei den heutigen Kiesgruben von Rixdorf, zu denen jetzt der elektrisch helle Abend der Weltstadt seinen magisch blauen Lichtschein herüber¬ wirft. Kolosse von der Größe des stärksten Elefanten, mit langen Rüsseln, die über den ganzen Forst weg ihren ohrzer¬ reißenden Trompetenton gellen lassen, wenn sie andonnern mit dem schweren Paßgang aller Elefanten. Und das Männchen jetzt liebesbrünstig. Die Ohrdrüsen beginnen zu schwitzen, über den ganzen Riesen kommt die furchtbarste Erregung, die ihn zuerst brutal das widerstrebende Weibchen anrempeln läßt. Schließlich streicheln sich beide liebkosend mit den Rüsseln, bis endlich der Liebessturm sich austobt in ungeheuerlichem Akt, als wollten zwei Berge aneinander emporklettern. So treibt es der heutige Elefant, -- warum nicht das Mammut schon! Bloß daß die langen weißen, wild geschweiften Stoßzähne bei dem stürmischen Liebeskampf im Mondlicht aufgeblinkt und sich hin und her gewirbelt haben müssen wie vier Gigantenschlangen, die aus dem rohen Doppelklumpen roten Zottenhaares empor¬ züngelten.
Da sind zwei Megatherien, die Riesenfaultiere Südamerikas, Ungeheuer, deren Hinterschenkel fast dreimal so dick waren als die des Mammut und deren Arme bei sitzender Haltung starke Waldbäume umreißen konnten. Langsam in ihren Bewegungen, wie sie sicherlich waren, mag ihre Liebe äußerlich ohne jede Leidenschaft gewesen sein. Aber über die weite Grasebene, in deren Löchern sich vorsichtig schon der Urmensch barg, wird wie ein drohender Orkanstoß ihr "Ai", der Liebesruf der heutigen Faultiere, gebraust sein, wenn die Geschlechter sich von Gehölz zu Gehölz durch die Nachtstille lockten.
Im sumpfigen Röhricht Madagaskars legt der Riesenvogel Aepyornis, der noch einen halben Meter höher war als der Strauß und Beine viel dicker als ein starker Ochse besaß, sein Ei, in dessen Schale der Inhalt von fünf Straußeneiern Platz hat.
Da trabt ein rotwolliges Mammutpaar durch den ſchwarzen Eibenforſt, — ganz nahe dem heutigen Berlin, bei den heutigen Kiesgruben von Rixdorf, zu denen jetzt der elektriſch helle Abend der Weltſtadt ſeinen magiſch blauen Lichtſchein herüber¬ wirft. Koloſſe von der Größe des ſtärkſten Elefanten, mit langen Rüſſeln, die über den ganzen Forſt weg ihren ohrzer¬ reißenden Trompetenton gellen laſſen, wenn ſie andonnern mit dem ſchweren Paßgang aller Elefanten. Und das Männchen jetzt liebesbrünſtig. Die Ohrdrüſen beginnen zu ſchwitzen, über den ganzen Rieſen kommt die furchtbarſte Erregung, die ihn zuerſt brutal das widerſtrebende Weibchen anrempeln läßt. Schließlich ſtreicheln ſich beide liebkoſend mit den Rüſſeln, bis endlich der Liebesſturm ſich austobt in ungeheuerlichem Akt, als wollten zwei Berge aneinander emporklettern. So treibt es der heutige Elefant, — warum nicht das Mammut ſchon! Bloß daß die langen weißen, wild geſchweiften Stoßzähne bei dem ſtürmiſchen Liebeskampf im Mondlicht aufgeblinkt und ſich hin und her gewirbelt haben müſſen wie vier Gigantenſchlangen, die aus dem rohen Doppelklumpen roten Zottenhaares empor¬ züngelten.
Da ſind zwei Megatherien, die Rieſenfaultiere Südamerikas, Ungeheuer, deren Hinterſchenkel faſt dreimal ſo dick waren als die des Mammut und deren Arme bei ſitzender Haltung ſtarke Waldbäume umreißen konnten. Langſam in ihren Bewegungen, wie ſie ſicherlich waren, mag ihre Liebe äußerlich ohne jede Leidenſchaft geweſen ſein. Aber über die weite Grasebene, in deren Löchern ſich vorſichtig ſchon der Urmenſch barg, wird wie ein drohender Orkanſtoß ihr „Ai“, der Liebesruf der heutigen Faultiere, gebrauſt ſein, wenn die Geſchlechter ſich von Gehölz zu Gehölz durch die Nachtſtille lockten.
Im ſumpfigen Röhricht Madagaskars legt der Rieſenvogel Aepyornis, der noch einen halben Meter höher war als der Strauß und Beine viel dicker als ein ſtarker Ochſe beſaß, ſein Ei, in deſſen Schale der Inhalt von fünf Straußeneiern Platz hat.
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Da trabt ein rotwolliges Mammutpaar durch den ſchwarzen
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Kiesgruben von Rixdorf, zu denen jetzt der elektriſch helle
Abend der Weltſtadt ſeinen magiſch blauen Lichtſchein herüber¬
wirft. Koloſſe von der Größe des ſtärkſten Elefanten, mit
langen Rüſſeln, die über den ganzen Forſt weg ihren ohrzer¬
reißenden Trompetenton gellen laſſen, wenn ſie andonnern mit
dem ſchweren Paßgang aller Elefanten. Und das Männchen
jetzt liebesbrünſtig. Die Ohrdrüſen beginnen zu ſchwitzen, über
den ganzen Rieſen kommt die furchtbarſte Erregung, die ihn
zuerſt brutal das widerſtrebende Weibchen anrempeln läßt.
Schließlich ſtreicheln ſich beide liebkoſend mit den Rüſſeln, bis
endlich der Liebesſturm ſich austobt in ungeheuerlichem Akt,
als wollten zwei Berge aneinander emporklettern. So treibt
es der heutige Elefant, — warum nicht das Mammut ſchon!
Bloß daß die langen weißen, wild geſchweiften Stoßzähne bei
dem ſtürmiſchen Liebeskampf im Mondlicht aufgeblinkt und ſich
hin und her gewirbelt haben müſſen wie vier Gigantenſchlangen,
die aus dem rohen Doppelklumpen roten Zottenhaares empor¬
züngelten.
Da ſind zwei Megatherien, die Rieſenfaultiere Südamerikas,
Ungeheuer, deren Hinterſchenkel faſt dreimal ſo dick waren als
die des Mammut und deren Arme bei ſitzender Haltung ſtarke
Waldbäume umreißen konnten. Langſam in ihren Bewegungen,
wie ſie ſicherlich waren, mag ihre Liebe äußerlich ohne jede
Leidenſchaft geweſen ſein. Aber über die weite Grasebene, in
deren Löchern ſich vorſichtig ſchon der Urmenſch barg, wird wie
ein drohender Orkanſtoß ihr „Ai“, der Liebesruf der heutigen
Faultiere, gebrauſt ſein, wenn die Geſchlechter ſich von Gehölz
zu Gehölz durch die Nachtſtille lockten.
Im ſumpfigen Röhricht Madagaskars legt der Rieſenvogel
Aepyornis, der noch einen halben Meter höher war als der
Strauß und Beine viel dicker als ein ſtarker Ochſe beſaß, ſein
Ei, in deſſen Schale der Inhalt von fünf Straußeneiern Platz hat.
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/101>, abgerufen am 22.11.2024.
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