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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898.

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ihre Stütze. Und so giebt es der Gründe mehr. Faßt du sie
als Bündel zusammen, so merkst du wohl, daß sie einzeln das
kühne Bild einer sonnenhaft flammenden Urerde kaum tragen
könnten, aber im Verbande allerdings stark genug sind, um in
den roten Nebel, der allgemein über solcher Urphantasmagorie
schwebt, wenigstens die vorläufig besten Umrisse zu bringen.

Also: die Gesamtentwickelung der Dinge geht für unsere
Phantasie noch weit über den irdischen Urbazillenstrand hinaus.
Erst jenseits ungeheuerlicher Systembildungen, Ringabschleude¬
rungen, kosmischen Verdichtungen und Erkaltungen fällt sie in
die Schwärze des ganz Unfaßbaren -- des Mysteriums -- ab.
Innerhalb dieser extremeren Entwickelung beginnt aber jenseits
des Urbazillenstrandes sofort Rotglut der Erdkugel, die den
Bazillen, dem Leben, der Liebe ein Ziel zu setzen scheint.

Erinnere dich noch einmal wohl: in dem Urbazillus steckt
schon der Mensch. Im Sinne einer durch Entwickelung ver¬
änderten, aber innerlich kontinuierlichen Zeugungskette der
älteste Mensch. Bis hierher zurück geht der feste, nie zer¬
rissene Faden der Unsterblichkeit durch die Liebe. Aber was
nun? Woher kamen die ersten Bazillen an der Grenzscheide
zwischen rotglühender und abgekühlter Erde?

Der Naturforscher macht dir einen scharfen Schnitt. Alles
vom Bazillus der vorkambrischen Jahrmillionen bis auf den Men¬
schen von heute läuft an dem goldenen Schicksalsseil der Zeugung.
Der erste Bazillus aber soll entstanden sein -- durch Urzeugung.

Das ist nun ein Begriff der besondersten Art. Unsere
Betrachtung, die von dem großen Bilde der Geschlechtszeugung
beim heutigen, lebenden Menschen ausging und dann in den
Schacht der Äonen stieg auf der Suche nach seinem tiefsten
philosophischen Sinn, muß einen Moment hier fest Auge in
Auge stehen .....

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ihre Stütze. Und ſo giebt es der Gründe mehr. Faßt du ſie
als Bündel zuſammen, ſo merkſt du wohl, daß ſie einzeln das
kühne Bild einer ſonnenhaft flammenden Urerde kaum tragen
könnten, aber im Verbande allerdings ſtark genug ſind, um in
den roten Nebel, der allgemein über ſolcher Urphantasmagorie
ſchwebt, wenigſtens die vorläufig beſten Umriſſe zu bringen.

Alſo: die Geſamtentwickelung der Dinge geht für unſere
Phantaſie noch weit über den irdiſchen Urbazillenſtrand hinaus.
Erſt jenſeits ungeheuerlicher Syſtembildungen, Ringabſchleude¬
rungen, kosmiſchen Verdichtungen und Erkaltungen fällt ſie in
die Schwärze des ganz Unfaßbaren — des Myſteriums — ab.
Innerhalb dieſer extremeren Entwickelung beginnt aber jenſeits
des Urbazillenſtrandes ſofort Rotglut der Erdkugel, die den
Bazillen, dem Leben, der Liebe ein Ziel zu ſetzen ſcheint.

Erinnere dich noch einmal wohl: in dem Urbazillus ſteckt
ſchon der Menſch. Im Sinne einer durch Entwickelung ver¬
änderten, aber innerlich kontinuierlichen Zeugungskette der
älteſte Menſch. Bis hierher zurück geht der feſte, nie zer¬
riſſene Faden der Unſterblichkeit durch die Liebe. Aber was
nun? Woher kamen die erſten Bazillen an der Grenzſcheide
zwiſchen rotglühender und abgekühlter Erde?

Der Naturforſcher macht dir einen ſcharfen Schnitt. Alles
vom Bazillus der vorkambriſchen Jahrmillionen bis auf den Men¬
ſchen von heute läuft an dem goldenen Schickſalsſeil der Zeugung.
Der erſte Bazillus aber ſoll entſtanden ſein — durch Urzeugung.

Das iſt nun ein Begriff der beſonderſten Art. Unſere
Betrachtung, die von dem großen Bilde der Geſchlechtszeugung
beim heutigen, lebenden Menſchen ausging und dann in den
Schacht der Äonen ſtieg auf der Suche nach ſeinem tiefſten
philoſophiſchen Sinn, muß einen Moment hier feſt Auge in
Auge ſtehen .....

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[103/0119] ihre Stütze. Und ſo giebt es der Gründe mehr. Faßt du ſie als Bündel zuſammen, ſo merkſt du wohl, daß ſie einzeln das kühne Bild einer ſonnenhaft flammenden Urerde kaum tragen könnten, aber im Verbande allerdings ſtark genug ſind, um in den roten Nebel, der allgemein über ſolcher Urphantasmagorie ſchwebt, wenigſtens die vorläufig beſten Umriſſe zu bringen. Alſo: die Geſamtentwickelung der Dinge geht für unſere Phantaſie noch weit über den irdiſchen Urbazillenſtrand hinaus. Erſt jenſeits ungeheuerlicher Syſtembildungen, Ringabſchleude¬ rungen, kosmiſchen Verdichtungen und Erkaltungen fällt ſie in die Schwärze des ganz Unfaßbaren — des Myſteriums — ab. Innerhalb dieſer extremeren Entwickelung beginnt aber jenſeits des Urbazillenſtrandes ſofort Rotglut der Erdkugel, die den Bazillen, dem Leben, der Liebe ein Ziel zu ſetzen ſcheint. Erinnere dich noch einmal wohl: in dem Urbazillus ſteckt ſchon der Menſch. Im Sinne einer durch Entwickelung ver¬ änderten, aber innerlich kontinuierlichen Zeugungskette der älteſte Menſch. Bis hierher zurück geht der feſte, nie zer¬ riſſene Faden der Unſterblichkeit durch die Liebe. Aber was nun? Woher kamen die erſten Bazillen an der Grenzſcheide zwiſchen rotglühender und abgekühlter Erde? Der Naturforſcher macht dir einen ſcharfen Schnitt. Alles vom Bazillus der vorkambriſchen Jahrmillionen bis auf den Men¬ ſchen von heute läuft an dem goldenen Schickſalsſeil der Zeugung. Der erſte Bazillus aber ſoll entſtanden ſein — durch Urzeugung. Das iſt nun ein Begriff der beſonderſten Art. Unſere Betrachtung, die von dem großen Bilde der Geſchlechtszeugung beim heutigen, lebenden Menſchen ausging und dann in den Schacht der Äonen ſtieg auf der Suche nach ſeinem tiefſten philoſophiſchen Sinn, muß einen Moment hier feſt Auge in Auge ſtehen ..... [Abbildung]

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/119>, abgerufen am 25.11.2024.