"Diese Unvergleichlichen Wollen immer weiter, Sehnsuchtsvolle Hungerleider Nach dem Unerreichlichen."
Goethe (aus der klassischen Walpurgisnacht).
Wühle dein Haupt ins wilde Heidekraut wie in eine rote Dornenkrone. Dein müdes Menschenhaupt, auf dem so viel Philosophie lastet. Das die Welt begreifen soll vom Flammen¬ gürtel des Orion bis zum Volvox, dessen Weltkugel durch ein Tröpfchen irdischen Wassers rollt.
Hörst du das leise Singen der Biene, die von Blüte zu Blüte eilt? Dort verschwebt sie im Licht wie ein blinkendes Sonnenstäubchen, -- ihre zarte Flügelmelodie klingt ferne aus. Philosophie, alles Philosophie. Eine Welt wieder von Problemen in dieser kleinen Biene im Heidekraut. Und auch tiefste Liebes¬ philosophie.
Kennst du die Legende von dem Heiligen, der sich bei seinem Gott beklagte, die Welt sei seinem Denken zu eng? Da öffnete ihm der Gott die Augen für die Geheimnisse eines Sonnenstäubchens. Tausend Jahre gingen hin, bis der Gott wieder auf die Erde kam. Da saß der Heilige immer noch und starrte dem Sonnenstäubchen nach, -- er war erst beim Anfang .....
Folge der Biene im Geiste nach. Und auch ihr leises, traumhaft zartes Summen wächst dir zu einer riesigen Melodie. Das Epos umklingt dich auf einmal von der Liebe, die Staat wurde. Die im Staate aufging. Und die im starren
„Dieſe Unvergleichlichen Wollen immer weiter, Sehnſuchtsvolle Hungerleider Nach dem Unerreichlichen.“
Goethe (aus der klaſſiſchen Walpurgisnacht).
Wühle dein Haupt ins wilde Heidekraut wie in eine rote Dornenkrone. Dein müdes Menſchenhaupt, auf dem ſo viel Philoſophie laſtet. Das die Welt begreifen ſoll vom Flammen¬ gürtel des Orion bis zum Volvox, deſſen Weltkugel durch ein Tröpfchen irdiſchen Waſſers rollt.
Hörſt du das leiſe Singen der Biene, die von Blüte zu Blüte eilt? Dort verſchwebt ſie im Licht wie ein blinkendes Sonnenſtäubchen, — ihre zarte Flügelmelodie klingt ferne aus. Philoſophie, alles Philoſophie. Eine Welt wieder von Problemen in dieſer kleinen Biene im Heidekraut. Und auch tiefſte Liebes¬ philoſophie.
Kennſt du die Legende von dem Heiligen, der ſich bei ſeinem Gott beklagte, die Welt ſei ſeinem Denken zu eng? Da öffnete ihm der Gott die Augen für die Geheimniſſe eines Sonnenſtäubchens. Tauſend Jahre gingen hin, bis der Gott wieder auf die Erde kam. Da ſaß der Heilige immer noch und ſtarrte dem Sonnenſtäubchen nach, — er war erſt beim Anfang .....
Folge der Biene im Geiſte nach. Und auch ihr leiſes, traumhaft zartes Summen wächſt dir zu einer rieſigen Melodie. Das Epos umklingt dich auf einmal von der Liebe, die Staat wurde. Die im Staate aufging. Und die im ſtarren
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„Dieſe Unvergleichlichen
Wollen immer weiter,
Sehnſuchtsvolle Hungerleider
Nach dem Unerreichlichen.“
Goethe (aus der klaſſiſchen
Walpurgisnacht).
Wühle dein Haupt ins wilde Heidekraut wie in eine rote
Dornenkrone. Dein müdes Menſchenhaupt, auf dem ſo viel
Philoſophie laſtet. Das die Welt begreifen ſoll vom Flammen¬
gürtel des Orion bis zum Volvox, deſſen Weltkugel durch ein
Tröpfchen irdiſchen Waſſers rollt.
Hörſt du das leiſe Singen der Biene, die von Blüte zu
Blüte eilt? Dort verſchwebt ſie im Licht wie ein blinkendes
Sonnenſtäubchen, — ihre zarte Flügelmelodie klingt ferne aus.
Philoſophie, alles Philoſophie. Eine Welt wieder von Problemen
in dieſer kleinen Biene im Heidekraut. Und auch tiefſte Liebes¬
philoſophie.
Kennſt du die Legende von dem Heiligen, der ſich bei
ſeinem Gott beklagte, die Welt ſei ſeinem Denken zu eng?
Da öffnete ihm der Gott die Augen für die Geheimniſſe eines
Sonnenſtäubchens. Tauſend Jahre gingen hin, bis der Gott
wieder auf die Erde kam. Da ſaß der Heilige immer noch
und ſtarrte dem Sonnenſtäubchen nach, — er war erſt beim
Anfang .....
Folge der Biene im Geiſte nach. Und auch ihr leiſes,
traumhaft zartes Summen wächſt dir zu einer rieſigen Melodie.
Das Epos umklingt dich auf einmal von der Liebe, die
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/376>, abgerufen am 22.11.2024.
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