endlich auch der gehende Mensch, bei dem diese Befreiung des Gliedes auf dem Gipfel ist. Vielfach ist bei jenen Vierfüßlern noch probiert worden, dem Gliede eine innere Solidierung zu geben durch eine besondere Knocheneinlage. Du kennst den tragikomischen Fall, wenn zwei Hunde ineinander stecken und nicht mehr los können. Der häufige Fall mag hier einerseits auf das Konto kommen, daß unsere Hunderassen so extrem in der Größe verschieden sind und doch nicht lassen können, alle¬ male wieder "Dachsmopswindspielpudel" gründen zu wollen. Aber wichtig ist auch dabei, das gerade solcher Hund im Gliede einen starken Knochen stecken hat, einen sogenannten "Penis¬ knochen". Auch Nager, Raubtiere und andere mehr besitzen dieses seltsame Brett im Gliede. Und selbst bei Fledermäusen und Affen findest du es noch. Aber auch das hat der Mensch völlig wieder abgeworfen als eine Sicherung, die schließlich doch die Freiheit im Akt nur wieder hemmte.
Es läßt sich an deinem Mannesgliede wie an all deinen anderen Gliedern wundervoll jenes Prinzip der "Gliederlösung" studieren, dem der Mensch zweifellos seine überlegene nervöse Gewandtheit verdankt. In deinem ganzen Gliederbau triumphiert die vergeistigte Beweglichkeit, und das so übermächtig, daß selbst das flinkste Tier im Grunde daneben wie ein aus Latten roh zusammengenagelter Hampelmann erscheint.
Denke nur an den Bau deiner Hand, denke an die Zunge, denke an die Art, wie deine Wirbelsäule auf den aufrechten Gang eingestellt ist. Auf dieser allgemeinen Gliedervergeistigung zum Zweck eines wunderbar einheitlichen und zugleich wunder¬ bar verfeinerten, durchgearbeiteten Handelns beruht wesentlich auch die äußerliche Harmonie, die der nackte Menschenkörper für den Anblick gewährte, -- die Schönheit des nackten Menschen.
Zu dieser harmonischen Schönheit gehört nun durchaus auch das Mannesorgan in seiner charakteristischen Winkellage zwischen den Kapitälen gewissermassen der Schenkelsäulen, die den Leibestempel tragen. Und schon aus rein ästhetischem
endlich auch der gehende Menſch, bei dem dieſe Befreiung des Gliedes auf dem Gipfel iſt. Vielfach iſt bei jenen Vierfüßlern noch probiert worden, dem Gliede eine innere Solidierung zu geben durch eine beſondere Knocheneinlage. Du kennſt den tragikomiſchen Fall, wenn zwei Hunde ineinander ſtecken und nicht mehr los können. Der häufige Fall mag hier einerſeits auf das Konto kommen, daß unſere Hunderaſſen ſo extrem in der Größe verſchieden ſind und doch nicht laſſen können, alle¬ male wieder „Dachsmopswindſpielpudel“ gründen zu wollen. Aber wichtig iſt auch dabei, das gerade ſolcher Hund im Gliede einen ſtarken Knochen ſtecken hat, einen ſogenannten „Penis¬ knochen“. Auch Nager, Raubtiere und andere mehr beſitzen dieſes ſeltſame Brett im Gliede. Und ſelbſt bei Fledermäuſen und Affen findeſt du es noch. Aber auch das hat der Menſch völlig wieder abgeworfen als eine Sicherung, die ſchließlich doch die Freiheit im Akt nur wieder hemmte.
Es läßt ſich an deinem Mannesgliede wie an all deinen anderen Gliedern wundervoll jenes Prinzip der „Gliederlöſung“ ſtudieren, dem der Menſch zweifellos ſeine überlegene nervöſe Gewandtheit verdankt. In deinem ganzen Gliederbau triumphiert die vergeiſtigte Beweglichkeit, und das ſo übermächtig, daß ſelbſt das flinkſte Tier im Grunde daneben wie ein aus Latten roh zuſammengenagelter Hampelmann erſcheint.
Denke nur an den Bau deiner Hand, denke an die Zunge, denke an die Art, wie deine Wirbelſäule auf den aufrechten Gang eingeſtellt iſt. Auf dieſer allgemeinen Gliedervergeiſtigung zum Zweck eines wunderbar einheitlichen und zugleich wunder¬ bar verfeinerten, durchgearbeiteten Handelns beruht weſentlich auch die äußerliche Harmonie, die der nackte Menſchenkörper für den Anblick gewährte, — die Schönheit des nackten Menſchen.
Zu dieſer harmoniſchen Schönheit gehört nun durchaus auch das Mannesorgan in ſeiner charakteriſtiſchen Winkellage zwiſchen den Kapitälen gewiſſermaſſen der Schenkelſäulen, die den Leibestempel tragen. Und ſchon aus rein äſthetiſchem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0303"n="287"/>
endlich auch der gehende Menſch, bei dem dieſe Befreiung des<lb/>
Gliedes auf dem Gipfel iſt. Vielfach iſt bei jenen Vierfüßlern<lb/>
noch probiert worden, dem Gliede eine innere Solidierung zu<lb/>
geben durch eine beſondere Knocheneinlage. Du kennſt den<lb/>
tragikomiſchen Fall, wenn zwei Hunde ineinander ſtecken und<lb/>
nicht mehr los können. Der häufige Fall mag hier einerſeits<lb/>
auf das Konto kommen, daß unſere Hunderaſſen ſo extrem in<lb/>
der Größe verſchieden ſind und doch nicht laſſen können, alle¬<lb/>
male wieder „Dachsmopswindſpielpudel“ gründen zu wollen.<lb/>
Aber wichtig iſt auch dabei, das gerade ſolcher Hund im Gliede<lb/>
einen ſtarken Knochen ſtecken hat, einen ſogenannten „Penis¬<lb/>
knochen“. Auch Nager, Raubtiere und andere mehr beſitzen<lb/>
dieſes ſeltſame Brett im Gliede. Und ſelbſt bei Fledermäuſen<lb/>
und Affen findeſt du es noch. Aber auch das hat der Menſch<lb/>
völlig wieder abgeworfen als eine Sicherung, die ſchließlich doch<lb/>
die Freiheit im Akt nur wieder hemmte.</p><lb/><p>Es läßt ſich an deinem Mannesgliede wie an all deinen<lb/>
anderen Gliedern wundervoll jenes Prinzip der „Gliederlöſung“<lb/>ſtudieren, dem der Menſch zweifellos ſeine überlegene nervöſe<lb/>
Gewandtheit verdankt. In deinem ganzen Gliederbau triumphiert<lb/>
die vergeiſtigte Beweglichkeit, und das ſo übermächtig, daß ſelbſt<lb/>
das flinkſte Tier im Grunde daneben wie ein aus Latten<lb/>
roh zuſammengenagelter Hampelmann erſcheint.</p><lb/><p>Denke nur an den Bau deiner Hand, denke an die Zunge,<lb/>
denke an die Art, wie deine Wirbelſäule auf den aufrechten<lb/>
Gang eingeſtellt iſt. Auf dieſer allgemeinen Gliedervergeiſtigung<lb/>
zum Zweck eines wunderbar einheitlichen und zugleich wunder¬<lb/>
bar verfeinerten, durchgearbeiteten Handelns beruht weſentlich<lb/>
auch die äußerliche Harmonie, die der nackte Menſchenkörper<lb/>
für den Anblick gewährte, — die Schönheit des nackten Menſchen.</p><lb/><p>Zu dieſer harmoniſchen Schönheit gehört nun durchaus<lb/>
auch das Mannesorgan in ſeiner charakteriſtiſchen Winkellage<lb/>
zwiſchen den Kapitälen gewiſſermaſſen der Schenkelſäulen, die<lb/>
den Leibestempel tragen. Und ſchon aus rein äſthetiſchem<lb/></p></div></body></text></TEI>
[287/0303]
endlich auch der gehende Menſch, bei dem dieſe Befreiung des
Gliedes auf dem Gipfel iſt. Vielfach iſt bei jenen Vierfüßlern
noch probiert worden, dem Gliede eine innere Solidierung zu
geben durch eine beſondere Knocheneinlage. Du kennſt den
tragikomiſchen Fall, wenn zwei Hunde ineinander ſtecken und
nicht mehr los können. Der häufige Fall mag hier einerſeits
auf das Konto kommen, daß unſere Hunderaſſen ſo extrem in
der Größe verſchieden ſind und doch nicht laſſen können, alle¬
male wieder „Dachsmopswindſpielpudel“ gründen zu wollen.
Aber wichtig iſt auch dabei, das gerade ſolcher Hund im Gliede
einen ſtarken Knochen ſtecken hat, einen ſogenannten „Penis¬
knochen“. Auch Nager, Raubtiere und andere mehr beſitzen
dieſes ſeltſame Brett im Gliede. Und ſelbſt bei Fledermäuſen
und Affen findeſt du es noch. Aber auch das hat der Menſch
völlig wieder abgeworfen als eine Sicherung, die ſchließlich doch
die Freiheit im Akt nur wieder hemmte.
Es läßt ſich an deinem Mannesgliede wie an all deinen
anderen Gliedern wundervoll jenes Prinzip der „Gliederlöſung“
ſtudieren, dem der Menſch zweifellos ſeine überlegene nervöſe
Gewandtheit verdankt. In deinem ganzen Gliederbau triumphiert
die vergeiſtigte Beweglichkeit, und das ſo übermächtig, daß ſelbſt
das flinkſte Tier im Grunde daneben wie ein aus Latten
roh zuſammengenagelter Hampelmann erſcheint.
Denke nur an den Bau deiner Hand, denke an die Zunge,
denke an die Art, wie deine Wirbelſäule auf den aufrechten
Gang eingeſtellt iſt. Auf dieſer allgemeinen Gliedervergeiſtigung
zum Zweck eines wunderbar einheitlichen und zugleich wunder¬
bar verfeinerten, durchgearbeiteten Handelns beruht weſentlich
auch die äußerliche Harmonie, die der nackte Menſchenkörper
für den Anblick gewährte, — die Schönheit des nackten Menſchen.
Zu dieſer harmoniſchen Schönheit gehört nun durchaus
auch das Mannesorgan in ſeiner charakteriſtiſchen Winkellage
zwiſchen den Kapitälen gewiſſermaſſen der Schenkelſäulen, die
den Leibestempel tragen. Und ſchon aus rein äſthetiſchem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/303>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.