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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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Fixsternsonnen, Sternhaufen, Nebelflecken schließlich, das noch
dämmernd sein Licht da und dort zu uns nieder schickt, --
das alles, alles hast du eines Tages hinter dir.

Und wenn du nun im Fluge dich umschaust, so schmilzt
es in seiner Allheit hinter dir zusammen zu einer leuchtenden
Schneewolke, einem blanken länglichen Silberschild, einer fernen
glimmenden Axenstelle des unendlichen schwarzen Raumes.
Und wieder, da du eine lange Weile geradeaus vorwärts ge¬
flogen, wendest du dich: da ist dieser ganze Sternenhimmel
mit all seinen Sonnen und Nebelflecken nur wieder ein ein¬
zelner Stern
, -- ein einziger Lichtpunkt in der Weite, aus
der du steigst, -- Millionen Weltkörper alle wieder in einen
Punkt gebannt.

Schau es recht an, dieses glimmende Sternchen. Deine
Fingerspitze magst du davor halten -- und sie verdeckt es.
Es ist nicht größer, als das brennende Stäubchen, das von
deiner Zigarre fällt. Und doch Millionen und Millionen
Erden in diesem Licht, alle mit Hoffen und Sehnen der
Menschenbrust. Und alles, was diese Menschenaugen sehen in
ihrem höchsten Moment, dieses glühende Firmament mit all
seinen brennenden Fragen, -- alles, alles in dem einen, einen
kleinen weltverlorenen Sternenpunkt. Nicht bloß du bist als
früherer Mensch dort darin, sondern alles, was dieses Du im
Weitesten war, die ganze Welt, die in diesem Du sich spiegelte,
durch dieses Du hindurch ging. Ja, es ist eine "Welt", dieser
Stern dort, eine ganze, in sich geschlossene Welt ....

Doch dein Auge wandert. Da sind ja noch mehr Sterne.
Wieder Sternbilder, Sternhaufen, Nebelflecke, wie dort drinnen.
Dein Weltenstern ist schlicht dabei. Sieh, er bildet sogar mit
anderen ein Sternbild, ein geheimnisvolles Dreieck, und dieses
Dreieck ist wieder das Schwert nur einer überweltlich riesigen,
aus Weltensternen aufgebauten Oriongestalt. Alles wie bei
uns. Bloß jeder Stern nicht eine Sonne, sondern eine
ganze Welt.

Fixſternſonnen, Sternhaufen, Nebelflecken ſchließlich, das noch
dämmernd ſein Licht da und dort zu uns nieder ſchickt, —
das alles, alles haſt du eines Tages hinter dir.

Und wenn du nun im Fluge dich umſchauſt, ſo ſchmilzt
es in ſeiner Allheit hinter dir zuſammen zu einer leuchtenden
Schneewolke, einem blanken länglichen Silberſchild, einer fernen
glimmenden Axenſtelle des unendlichen ſchwarzen Raumes.
Und wieder, da du eine lange Weile geradeaus vorwärts ge¬
flogen, wendeſt du dich: da iſt dieſer ganze Sternenhimmel
mit all ſeinen Sonnen und Nebelflecken nur wieder ein ein¬
zelner Stern
, — ein einziger Lichtpunkt in der Weite, aus
der du ſteigſt, — Millionen Weltkörper alle wieder in einen
Punkt gebannt.

Schau es recht an, dieſes glimmende Sternchen. Deine
Fingerſpitze magſt du davor halten — und ſie verdeckt es.
Es iſt nicht größer, als das brennende Stäubchen, das von
deiner Zigarre fällt. Und doch Millionen und Millionen
Erden in dieſem Licht, alle mit Hoffen und Sehnen der
Menſchenbruſt. Und alles, was dieſe Menſchenaugen ſehen in
ihrem höchſten Moment, dieſes glühende Firmament mit all
ſeinen brennenden Fragen, — alles, alles in dem einen, einen
kleinen weltverlorenen Sternenpunkt. Nicht bloß du biſt als
früherer Menſch dort darin, ſondern alles, was dieſes Du im
Weiteſten war, die ganze Welt, die in dieſem Du ſich ſpiegelte,
durch dieſes Du hindurch ging. Ja, es iſt eine „Welt“, dieſer
Stern dort, eine ganze, in ſich geſchloſſene Welt ....

Doch dein Auge wandert. Da ſind ja noch mehr Sterne.
Wieder Sternbilder, Sternhaufen, Nebelflecke, wie dort drinnen.
Dein Weltenſtern iſt ſchlicht dabei. Sieh, er bildet ſogar mit
anderen ein Sternbild, ein geheimnisvolles Dreieck, und dieſes
Dreieck iſt wieder das Schwert nur einer überweltlich rieſigen,
aus Weltenſternen aufgebauten Oriongeſtalt. Alles wie bei
uns. Bloß jeder Stern nicht eine Sonne, ſondern eine
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[334/0350] Fixſternſonnen, Sternhaufen, Nebelflecken ſchließlich, das noch dämmernd ſein Licht da und dort zu uns nieder ſchickt, — das alles, alles haſt du eines Tages hinter dir. Und wenn du nun im Fluge dich umſchauſt, ſo ſchmilzt es in ſeiner Allheit hinter dir zuſammen zu einer leuchtenden Schneewolke, einem blanken länglichen Silberſchild, einer fernen glimmenden Axenſtelle des unendlichen ſchwarzen Raumes. Und wieder, da du eine lange Weile geradeaus vorwärts ge¬ flogen, wendeſt du dich: da iſt dieſer ganze Sternenhimmel mit all ſeinen Sonnen und Nebelflecken nur wieder ein ein¬ zelner Stern, — ein einziger Lichtpunkt in der Weite, aus der du ſteigſt, — Millionen Weltkörper alle wieder in einen Punkt gebannt. Schau es recht an, dieſes glimmende Sternchen. Deine Fingerſpitze magſt du davor halten — und ſie verdeckt es. Es iſt nicht größer, als das brennende Stäubchen, das von deiner Zigarre fällt. Und doch Millionen und Millionen Erden in dieſem Licht, alle mit Hoffen und Sehnen der Menſchenbruſt. Und alles, was dieſe Menſchenaugen ſehen in ihrem höchſten Moment, dieſes glühende Firmament mit all ſeinen brennenden Fragen, — alles, alles in dem einen, einen kleinen weltverlorenen Sternenpunkt. Nicht bloß du biſt als früherer Menſch dort darin, ſondern alles, was dieſes Du im Weiteſten war, die ganze Welt, die in dieſem Du ſich ſpiegelte, durch dieſes Du hindurch ging. Ja, es iſt eine „Welt“, dieſer Stern dort, eine ganze, in ſich geſchloſſene Welt .... Doch dein Auge wandert. Da ſind ja noch mehr Sterne. Wieder Sternbilder, Sternhaufen, Nebelflecke, wie dort drinnen. Dein Weltenſtern iſt ſchlicht dabei. Sieh, er bildet ſogar mit anderen ein Sternbild, ein geheimnisvolles Dreieck, und dieſes Dreieck iſt wieder das Schwert nur einer überweltlich rieſigen, aus Weltenſternen aufgebauten Oriongeſtalt. Alles wie bei uns. Bloß jeder Stern nicht eine Sonne, ſondern eine ganze Welt.

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/350>, abgerufen am 22.11.2024.