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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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Frühlingstümpeln ein wunderbares Röcklein aus Sand, Holz¬
stückchen, Blättern oder winzigen Schneckenhäuschen. Die Teile
werden mit feinsten Seidenfäden, die das Tier nach Spinnen¬
art aus Drüsen seines eigenen Leibes unerschöpflich produziert,
ineinander versponnen zum echtesten "Rock". Im Meer aber
birgt der Einsiedlerkrebs seinen weichen Hinterleib in einer
Schneckenschale, die er huckepack sich von hinten aufstülpt wie
das berühmte Blechstück, das der Schildbürger sich in den
Hosenboden als die gefährdetste Stelle im Kampf einnähen ließ.

Das erotische Schamgefühl in seiner Verbindung mit Be¬
decken der Leibesnacktheit oder gar nur der engeren erotischen
Körperteile ist dagegen das erste spezifisch menschliche
Phänomen des gesamten Liebeslebens in der Natur
.

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Frühlingstümpeln ein wunderbares Röcklein aus Sand, Holz¬
ſtückchen, Blättern oder winzigen Schneckenhäuschen. Die Teile
werden mit feinſten Seidenfäden, die das Tier nach Spinnen¬
art aus Drüſen ſeines eigenen Leibes unerſchöpflich produziert,
ineinander verſponnen zum echteſten „Rock“. Im Meer aber
birgt der Einſiedlerkrebs ſeinen weichen Hinterleib in einer
Schneckenſchale, die er huckepack ſich von hinten aufſtülpt wie
das berühmte Blechſtück, das der Schildbürger ſich in den
Hoſenboden als die gefährdetſte Stelle im Kampf einnähen ließ.

Das erotiſche Schamgefühl in ſeiner Verbindung mit Be¬
decken der Leibesnacktheit oder gar nur der engeren erotiſchen
Körperteile iſt dagegen das erſte ſpezifiſch menſchliche
Phänomen des geſamten Liebeslebens in der Natur
.

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[89/0103] Frühlingstümpeln ein wunderbares Röcklein aus Sand, Holz¬ ſtückchen, Blättern oder winzigen Schneckenhäuschen. Die Teile werden mit feinſten Seidenfäden, die das Tier nach Spinnen¬ art aus Drüſen ſeines eigenen Leibes unerſchöpflich produziert, ineinander verſponnen zum echteſten „Rock“. Im Meer aber birgt der Einſiedlerkrebs ſeinen weichen Hinterleib in einer Schneckenſchale, die er huckepack ſich von hinten aufſtülpt wie das berühmte Blechſtück, das der Schildbürger ſich in den Hoſenboden als die gefährdetſte Stelle im Kampf einnähen ließ. Das erotiſche Schamgefühl in ſeiner Verbindung mit Be¬ decken der Leibesnacktheit oder gar nur der engeren erotiſchen Körperteile iſt dagegen das erſte ſpezifiſch menſchliche Phänomen des geſamten Liebeslebens in der Natur. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/103>, abgerufen am 21.11.2024.