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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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Er denkt! Das ist im ersten Anklang wirklich der allgewaltige
Phaethonzauber, mit dem er am Ende die Welt besitzen wird.
Aber wie unendlich viel liegt zwischen hier und dort, zwischen
diesem ersten roten Sonnenblitz, der alle Schatten erst heraus¬
arbeitet, und der Zenitstunde da es dem Sieger keinen Schatten
mehr giebt und er ganz einfließt in die große Sonne über sich,
in den Lichtgedanken des Alls ....

[Abbildung]

Da ist noch einmal die Höhle im Kalksteingebirge, vor
der die Sterne brennen und der Eisgletscher blinkt. Und da
steht dieses Rätselwesen, das aus der Puppe des Tieres ent¬
schlüpft ist, -- und denkt.

Vor ihm vollzieht sich zum erstemmal das Dämonische,
das heute noch durch all unsere Philosophie spuckt: die "Welt"
reißt auseinander in zwei Stücke: hier das "Ich" und dort
die "Natur". Im gleichen Augenblick aber erhebt sich im Einen
auch die unendliche Sehnsucht, das Andere zurückzuerobern, zu
meistern, wieder für sich zu bekommen als Glied, als Organ.
Es ist der eigentliche Menschenkampf, er, der die Wurzel bildet
aller Technik mit ihren praktischen objektiven Versuchen, aller
Naturforschung, -- und aller Gottessehnsucht, alles Ringens
der Seele, im tiefsten Weltgedanken auch geistig, als Ich selber
wieder heimzukehren in die Natur als unser tieferes Selbst.

Von Beginn an sah der Mensch in dem Komplex wilder
und milder Dinge, die als "Natur" auf ihn eindrangen, sich
vor zwei Möglichkeiten, zwei Wegen.

Als er zum erstenmal aus dem Feuerstein einen Funken
zu locken lernte, zum erstenmal merkte, daß man auf einem
gehölten Urwaldstamme einen Strom überqueren könne, --
da sah er den einen Weg. Eine Natur, die sich bewältigen,

Er denkt! Das iſt im erſten Anklang wirklich der allgewaltige
Phaethonzauber, mit dem er am Ende die Welt beſitzen wird.
Aber wie unendlich viel liegt zwiſchen hier und dort, zwiſchen
dieſem erſten roten Sonnenblitz, der alle Schatten erſt heraus¬
arbeitet, und der Zenitſtunde da es dem Sieger keinen Schatten
mehr giebt und er ganz einfließt in die große Sonne über ſich,
in den Lichtgedanken des Alls ....

[Abbildung]

Da iſt noch einmal die Höhle im Kalkſteingebirge, vor
der die Sterne brennen und der Eisgletſcher blinkt. Und da
ſteht dieſes Rätſelweſen, das aus der Puppe des Tieres ent¬
ſchlüpft iſt, — und denkt.

Vor ihm vollzieht ſich zum erſtemmal das Dämoniſche,
das heute noch durch all unſere Philoſophie ſpuckt: die „Welt“
reißt auseinander in zwei Stücke: hier das „Ich“ und dort
die „Natur“. Im gleichen Augenblick aber erhebt ſich im Einen
auch die unendliche Sehnſucht, das Andere zurückzuerobern, zu
meiſtern, wieder für ſich zu bekommen als Glied, als Organ.
Es iſt der eigentliche Menſchenkampf, er, der die Wurzel bildet
aller Technik mit ihren praktiſchen objektiven Verſuchen, aller
Naturforſchung, — und aller Gottesſehnſucht, alles Ringens
der Seele, im tiefſten Weltgedanken auch geiſtig, als Ich ſelber
wieder heimzukehren in die Natur als unſer tieferes Selbſt.

Von Beginn an ſah der Menſch in dem Komplex wilder
und milder Dinge, die als „Natur“ auf ihn eindrangen, ſich
vor zwei Möglichkeiten, zwei Wegen.

Als er zum erſtenmal aus dem Feuerſtein einen Funken
zu locken lernte, zum erſtenmal merkte, daß man auf einem
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[308/0322] Er denkt! Das iſt im erſten Anklang wirklich der allgewaltige Phaethonzauber, mit dem er am Ende die Welt beſitzen wird. Aber wie unendlich viel liegt zwiſchen hier und dort, zwiſchen dieſem erſten roten Sonnenblitz, der alle Schatten erſt heraus¬ arbeitet, und der Zenitſtunde da es dem Sieger keinen Schatten mehr giebt und er ganz einfließt in die große Sonne über ſich, in den Lichtgedanken des Alls .... [Abbildung] Da iſt noch einmal die Höhle im Kalkſteingebirge, vor der die Sterne brennen und der Eisgletſcher blinkt. Und da ſteht dieſes Rätſelweſen, das aus der Puppe des Tieres ent¬ ſchlüpft iſt, — und denkt. Vor ihm vollzieht ſich zum erſtemmal das Dämoniſche, das heute noch durch all unſere Philoſophie ſpuckt: die „Welt“ reißt auseinander in zwei Stücke: hier das „Ich“ und dort die „Natur“. Im gleichen Augenblick aber erhebt ſich im Einen auch die unendliche Sehnſucht, das Andere zurückzuerobern, zu meiſtern, wieder für ſich zu bekommen als Glied, als Organ. Es iſt der eigentliche Menſchenkampf, er, der die Wurzel bildet aller Technik mit ihren praktiſchen objektiven Verſuchen, aller Naturforſchung, — und aller Gottesſehnſucht, alles Ringens der Seele, im tiefſten Weltgedanken auch geiſtig, als Ich ſelber wieder heimzukehren in die Natur als unſer tieferes Selbſt. Von Beginn an ſah der Menſch in dem Komplex wilder und milder Dinge, die als „Natur“ auf ihn eindrangen, ſich vor zwei Möglichkeiten, zwei Wegen. Als er zum erſtenmal aus dem Feuerſtein einen Funken zu locken lernte, zum erſtenmal merkte, daß man auf einem gehölten Urwaldſtamme einen Strom überqueren könne, — da ſah er den einen Weg. Eine Natur, die ſich bewältigen,

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/322>, abgerufen am 21.11.2024.