Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.von Seltenheiten verkauft; einmal wurde er dreißig Depuis le jour qu'il a perdu son maeitre, Pour lui la vie est un pesant fardeau; Par son instinct il croit le voir paraeitre; Ah! pauvre ami, ce n'est plus qu'un tombeau. Medor hat schon seinen Plutarch gefunden, seine von Seltenheiten verkauft; einmal wurde er dreißig Depuis le jour qu'il a perdu son maître, Pour lui la vie est un pésant fardeau; Par son instinct il croit le voir paraître; Ah! pauvre ami, ce n'est plus qu'un tombeau. Medor hat ſchon ſeinen Plutarch gefunden, ſeine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0112" n="98"/> von Seltenheiten verkauft; einmal wurde er dreißig<lb/> Stunden weit von Paris weggeführt; aber er kehrte<lb/> immer wieder zurück. Man ſiehet Medor oft ein<lb/> kleines Stück Leinwand aus der Erde ſcharren, ſich<lb/> freuen wenn er es gefunden, und dann es wieder<lb/> traurig in die Erde legen und bedecken. Wahrſchein¬<lb/> lich iſt es ein Stück von dem Hemde ſeines Herrn.<lb/> Gibt man ihm ein Stück Brod, Kuchen, verſcharrt<lb/> er es in die Erde, als wollte er ſeinen Freund im<lb/> Grabe damit ſpeiſen, holt es dann wieder heraus,<lb/> und das ſiehet man ihn mehrere Male im Tage<lb/> wiederholen. In den erſten Monaten nahm die<lb/> Wache von der Nationalgarde beim Louvre jede Nacht<lb/> den Medor zu ſich <choice><sic>iu</sic><corr>in</corr></choice> die Wachtſtube. Später ließ<lb/> ſie ihm auf dem Grabe ſelbſt eine Hütte hinſetzen,<lb/> und folgende Verſe darauf ſchreiben, die beſſer ge¬<lb/> meint als ausgeführt ſind:</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">Depuis le jour qu'il a perdu son maître,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Pour lui la vie est un pésant fardeau;</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Par son instinct il croit le voir paraître;</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Ah! pauvre ami, ce n'est plus qu'un tombeau.</hi> </l><lb/> </lg> <p>Medor hat ſchon ſeinen Plutarch gefunden, ſeine<lb/> Rhapſoden und Maler. Als ich auf dem Platz vor<lb/> dem Louvre kam, wurde mir Medors Lebensbeſchrei¬<lb/> bung, Lieder auf ſeine Thaten und ſein Bild feil<lb/> geboten. Für zehen Sous kaufte ich Medors ganze<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0112]
von Seltenheiten verkauft; einmal wurde er dreißig
Stunden weit von Paris weggeführt; aber er kehrte
immer wieder zurück. Man ſiehet Medor oft ein
kleines Stück Leinwand aus der Erde ſcharren, ſich
freuen wenn er es gefunden, und dann es wieder
traurig in die Erde legen und bedecken. Wahrſchein¬
lich iſt es ein Stück von dem Hemde ſeines Herrn.
Gibt man ihm ein Stück Brod, Kuchen, verſcharrt
er es in die Erde, als wollte er ſeinen Freund im
Grabe damit ſpeiſen, holt es dann wieder heraus,
und das ſiehet man ihn mehrere Male im Tage
wiederholen. In den erſten Monaten nahm die
Wache von der Nationalgarde beim Louvre jede Nacht
den Medor zu ſich in die Wachtſtube. Später ließ
ſie ihm auf dem Grabe ſelbſt eine Hütte hinſetzen,
und folgende Verſe darauf ſchreiben, die beſſer ge¬
meint als ausgeführt ſind:
Depuis le jour qu'il a perdu son maître,
Pour lui la vie est un pésant fardeau;
Par son instinct il croit le voir paraître;
Ah! pauvre ami, ce n'est plus qu'un tombeau.
Medor hat ſchon ſeinen Plutarch gefunden, ſeine
Rhapſoden und Maler. Als ich auf dem Platz vor
dem Louvre kam, wurde mir Medors Lebensbeſchrei¬
bung, Lieder auf ſeine Thaten und ſein Bild feil
geboten. Für zehen Sous kaufte ich Medors ganze
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