Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.es die Nachwelt, was die Despoten unserer Tage ge¬ Ihr heutiger Brief kann mir spätere Nachrichten es die Nachwelt, was die Despoten unſerer Tage ge¬ Ihr heutiger Brief kann mir ſpätere Nachrichten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0134" n="120"/> es die Nachwelt, was die Despoten unſerer Tage ge¬<lb/> than; aber was ſie geredet, das kann ſie nicht glau¬<lb/> ben. Vielleicht glaubt die Nachwelt, was die alten<lb/> Völker geduldet, aber was ſie angehört und dazu ge¬<lb/> ſchwiegen, das kann ſie nicht glauben. Das Schwert<lb/> zerſtört bloß den Beſitz und mordet den Leib; aber<lb/> das Wort zerſtört das Recht und mordet die Seele.<lb/> Zu ſolchen Reden, ſolches Schweigen! Und wenn<lb/> die Polen vertilgt ſind, dann voran die deutſchen<lb/> Hunde, gegen den Sitz der Freiheit, gegen Frank¬<lb/> reich! dann ſtellt man ſie zwiſchen das Schwert der<lb/> Franzoſen und die Peitſche der Ruſſen, zwiſchen Tod<lb/> und Schande! .... Iſt es nicht ſchmachvoll für uns,<lb/> daß der Kaiſer von Rußland Herr über ſechzig Mil¬<lb/> lionen Sklaven, keinen derſelben knechtiſch genug ge¬<lb/> funden hat, die Freiheit der Polen zu ermorden, als<lb/> den Diebitſch allein, einen Deutſchen?</p><lb/> <p>Ihr heutiger Brief kann mir ſpätere Nachrichten<lb/> bringen, als die hieſigen, wenn ſie ſchlimm ſind, ich<lb/> meine das Siegel müßte davon ſchwarz werden. O!<lb/> ich kann nicht mehr, ich muß weinen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [120/0134]
es die Nachwelt, was die Despoten unſerer Tage ge¬
than; aber was ſie geredet, das kann ſie nicht glau¬
ben. Vielleicht glaubt die Nachwelt, was die alten
Völker geduldet, aber was ſie angehört und dazu ge¬
ſchwiegen, das kann ſie nicht glauben. Das Schwert
zerſtört bloß den Beſitz und mordet den Leib; aber
das Wort zerſtört das Recht und mordet die Seele.
Zu ſolchen Reden, ſolches Schweigen! Und wenn
die Polen vertilgt ſind, dann voran die deutſchen
Hunde, gegen den Sitz der Freiheit, gegen Frank¬
reich! dann ſtellt man ſie zwiſchen das Schwert der
Franzoſen und die Peitſche der Ruſſen, zwiſchen Tod
und Schande! .... Iſt es nicht ſchmachvoll für uns,
daß der Kaiſer von Rußland Herr über ſechzig Mil¬
lionen Sklaven, keinen derſelben knechtiſch genug ge¬
funden hat, die Freiheit der Polen zu ermorden, als
den Diebitſch allein, einen Deutſchen?
Ihr heutiger Brief kann mir ſpätere Nachrichten
bringen, als die hieſigen, wenn ſie ſchlimm ſind, ich
meine das Siegel müßte davon ſchwarz werden. O!
ich kann nicht mehr, ich muß weinen.
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