Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.zogen. Dort verlor sie im Gedränge ihren Mann, zogen. Dort verlor ſie im Gedränge ihren Mann, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0167" n="153"/> zogen. Dort verlor ſie im Gedränge ihren Mann,<lb/> und wurde als leichte Waare von einem Paſcha, von<lb/> einem Kreuzritter dem andern zugeworfen. Sie kam<lb/> als Mann verkleidet nach Rom, trat in den geiſtli¬<lb/> chen Orden, und als ſie es durch pfäffiſche Geſchmei¬<lb/> digkeit ſo weit gebracht, daß ſie nichts mehr roth<lb/> machen konnte, als der Purpur, bekam ſie ihn. Die<lb/> Cardinälin gehts ins Seitenzimmer, ſich als Mann<lb/> umzukleiden. Unterdeſſen tritt ein alter Cardinal<lb/> herein, tändelt mit dem Kammermädchen und macht<lb/> ihm Liebeserklärungen. Jeanne erſcheint im rothen<lb/> Ornate. Wechſelſeitige Heuchelei und chriſtliche<lb/> Bruderliebe der beiden Cardinäle. Der männliche<lb/> Cardinal geht fort, und dem weiblichen wird ein<lb/> Kreuzfahrer gemeldet, der aus dem gelobten Lande<lb/> kömmt. Ein gemeiner Reiter tritt herein, ein gehar¬<lb/> niſchter Lümmel, ſieht dem Cardinal ins Geſicht, und<lb/> ſchreit: <hi rendition="#g">meine Frau</hi>! <hi rendition="#g">Meine Frau Cardinal</hi>!<lb/> Der Kerl möchte ſich todt lachen. Die erſchrockene<lb/> Johanna bittet um Gottes willen, ſie nicht zu ver¬<lb/> rathen. Er gelobt Verſchwiegenheit für vieles Geld<lb/> und vielen Wein. Er bekömmt beides, und betrinkt<lb/> ſich. In dieſem Zuſtande vergißt er ſein Wort, und<lb/> ruft in einem fort: <hi rendition="#g">meine Frau Cardinal</hi>!<lb/> und lacht unbändig. In dieſer Lage der Dinge kom¬<lb/> men ſämmtliche Cardinäle herein, um Johanna in das<lb/> Conclave abzuholen, wo ein neuer Papſt gewählt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0167]
zogen. Dort verlor ſie im Gedränge ihren Mann,
und wurde als leichte Waare von einem Paſcha, von
einem Kreuzritter dem andern zugeworfen. Sie kam
als Mann verkleidet nach Rom, trat in den geiſtli¬
chen Orden, und als ſie es durch pfäffiſche Geſchmei¬
digkeit ſo weit gebracht, daß ſie nichts mehr roth
machen konnte, als der Purpur, bekam ſie ihn. Die
Cardinälin gehts ins Seitenzimmer, ſich als Mann
umzukleiden. Unterdeſſen tritt ein alter Cardinal
herein, tändelt mit dem Kammermädchen und macht
ihm Liebeserklärungen. Jeanne erſcheint im rothen
Ornate. Wechſelſeitige Heuchelei und chriſtliche
Bruderliebe der beiden Cardinäle. Der männliche
Cardinal geht fort, und dem weiblichen wird ein
Kreuzfahrer gemeldet, der aus dem gelobten Lande
kömmt. Ein gemeiner Reiter tritt herein, ein gehar¬
niſchter Lümmel, ſieht dem Cardinal ins Geſicht, und
ſchreit: meine Frau! Meine Frau Cardinal!
Der Kerl möchte ſich todt lachen. Die erſchrockene
Johanna bittet um Gottes willen, ſie nicht zu ver¬
rathen. Er gelobt Verſchwiegenheit für vieles Geld
und vielen Wein. Er bekömmt beides, und betrinkt
ſich. In dieſem Zuſtande vergißt er ſein Wort, und
ruft in einem fort: meine Frau Cardinal!
und lacht unbändig. In dieſer Lage der Dinge kom¬
men ſämmtliche Cardinäle herein, um Johanna in das
Conclave abzuholen, wo ein neuer Papſt gewählt
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