Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.Leidenschaft stört, wird ohne Schonung mit Härte Leidenſchaft ſtört, wird ohne Schonung mit Härte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0226" n="212"/> Leidenſchaft ſtört, wird ohne Schonung mit Härte<lb/> zurückgewieſen. Und alle, auch die, welche es nicht<lb/> angeht, nehmen Parthei gegen den Verfolgten. Es<lb/> geht keine Vorſtellung vorüber, in der nicht ein lau¬<lb/> tes und allgemeines Geſchrei <hi rendition="#aq">à la porte</hi>! <hi rendition="#aq">à la<lb/> porte</hi>! ertönte. Ich ſelbſt habe ſchon einige ſolcher<lb/> Händel gehabt, die mich ſehr amüſirten. Ich hatte<lb/> den Humor davon. Einmal ſetzte ich mich auf einen<lb/> Platz, der mir nicht gehörte, aber ohne meine Schuld,<lb/> die Logenfrau hatte mich falſch angewieſen. Als<lb/> bald darauf der rechtmäßige Beſitzer des Platzes kam,<lb/> weigerte ich mich anfänglich zu weichen, mußte aber<lb/> bald nachgeben, denn meine Geduld und meine fran¬<lb/> zöſiſchen Grobheiten waren bald erſchöpft. Alles<lb/> nahm Parthei gegen mich, und als ich fort ging,<lb/> empfing mich die ganze Reihe im Balkon, an der ich<lb/> vorüber mußte, mit boshaftem Lachen, mit Vorwür¬<lb/> fen und bittern Spöttereien — ich mußte bis zur<lb/> Thüre Spiesruthen laufen. Ein anderes Mal ver¬<lb/> ließ ich meinen Platz, der mir nicht bequem war, um<lb/> mir an der Kaſſe einen andern zu nehmen. Nun<lb/> iſt es Sitte, daß man, um ſich ſeinen Platz zu ſichern,<lb/> wenn man hinausgeht, einen Handſchuh oder ſonſt<lb/> etwas darauf legt. Das wird reſpectirt. Mein<lb/> Nachbar fragte mich, ob ich wieder käme, und in<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [212/0226]
Leidenſchaft ſtört, wird ohne Schonung mit Härte
zurückgewieſen. Und alle, auch die, welche es nicht
angeht, nehmen Parthei gegen den Verfolgten. Es
geht keine Vorſtellung vorüber, in der nicht ein lau¬
tes und allgemeines Geſchrei à la porte! à la
porte! ertönte. Ich ſelbſt habe ſchon einige ſolcher
Händel gehabt, die mich ſehr amüſirten. Ich hatte
den Humor davon. Einmal ſetzte ich mich auf einen
Platz, der mir nicht gehörte, aber ohne meine Schuld,
die Logenfrau hatte mich falſch angewieſen. Als
bald darauf der rechtmäßige Beſitzer des Platzes kam,
weigerte ich mich anfänglich zu weichen, mußte aber
bald nachgeben, denn meine Geduld und meine fran¬
zöſiſchen Grobheiten waren bald erſchöpft. Alles
nahm Parthei gegen mich, und als ich fort ging,
empfing mich die ganze Reihe im Balkon, an der ich
vorüber mußte, mit boshaftem Lachen, mit Vorwür¬
fen und bittern Spöttereien — ich mußte bis zur
Thüre Spiesruthen laufen. Ein anderes Mal ver¬
ließ ich meinen Platz, der mir nicht bequem war, um
mir an der Kaſſe einen andern zu nehmen. Nun
iſt es Sitte, daß man, um ſich ſeinen Platz zu ſichern,
wenn man hinausgeht, einen Handſchuh oder ſonſt
etwas darauf legt. Das wird reſpectirt. Mein
Nachbar fragte mich, ob ich wieder käme, und in
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