men und den will ich zwiebeln und zurecht machen. Einen Artikel im literarischen Unterhaltungsblatt, den der Referendar Häring unter dem Schäfernamen Wil¬ libald Alexis gegen mich geschrieben, und von dem ich früher schon gehört, habe ich jetzt erhalten und ihn gelesen. Nun weiß ich wahrhaftig selbst nicht, wie mir in den Sinn gekommen, diesem Männchen zu antworten; aber eine innere Stimme rieth mir dazu. Dabei machen mir meine ungeschickten Ver¬ suche, die Sprache solcher Gegner nachzuahmen, tau¬ send Spaß. Ich bin an gar keine grobe Arbeit ge¬ wöhnt, und meine rechte Hand ist mir wund von dem wenigen Schimpfen. Ich bin dabei eigentlich in einer wunderlichen Lage. Warum ich mich mit solchen unbedeutenden Menschen und auf solche Weise einlasse, darf ich nicht deutlich machen, denn sonst würde ich meine beabsichtigte Wirkung verfehlen. Und doch möchte ich aus Eigenliebe durchschaut und er¬ rathen seyn. Das setzt mich in Verlegenheit. Hä¬ rings-Salat, Zwiebeln, Zurechtmachen, Schäfer, Männchen, unbedeutender Mensch -- Sie werden sehen, daß mein Wörterbuch von Schimpfwörtern viel reicher werden wird, als das von Meyer, von Wurm, von Robert und von Alexis.
men und den will ich zwiebeln und zurecht machen. Einen Artikel im literariſchen Unterhaltungsblatt, den der Referendar Häring unter dem Schäfernamen Wil¬ libald Alexis gegen mich geſchrieben, und von dem ich früher ſchon gehört, habe ich jetzt erhalten und ihn geleſen. Nun weiß ich wahrhaftig ſelbſt nicht, wie mir in den Sinn gekommen, dieſem Männchen zu antworten; aber eine innere Stimme rieth mir dazu. Dabei machen mir meine ungeſchickten Ver¬ ſuche, die Sprache ſolcher Gegner nachzuahmen, tau¬ ſend Spaß. Ich bin an gar keine grobe Arbeit ge¬ wöhnt, und meine rechte Hand iſt mir wund von dem wenigen Schimpfen. Ich bin dabei eigentlich in einer wunderlichen Lage. Warum ich mich mit ſolchen unbedeutenden Menſchen und auf ſolche Weiſe einlaſſe, darf ich nicht deutlich machen, denn ſonſt würde ich meine beabſichtigte Wirkung verfehlen. Und doch möchte ich aus Eigenliebe durchſchaut und er¬ rathen ſeyn. Das ſetzt mich in Verlegenheit. Hä¬ rings-Salat, Zwiebeln, Zurechtmachen, Schäfer, Männchen, unbedeutender Menſch — Sie werden ſehen, daß mein Wörterbuch von Schimpfwörtern viel reicher werden wird, als das von Meyer, von Wurm, von Robert und von Alexis.
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Einen Artikel im literariſchen Unterhaltungsblatt, den
der Referendar Häring unter dem Schäfernamen Wil¬
libald Alexis gegen mich geſchrieben, und von dem
ich früher ſchon gehört, habe ich jetzt erhalten und
ihn geleſen. Nun weiß ich wahrhaftig ſelbſt nicht,
wie mir in den Sinn gekommen, dieſem Männchen
zu antworten; aber eine innere Stimme rieth mir
dazu. Dabei machen mir meine ungeſchickten Ver¬
ſuche, die Sprache ſolcher Gegner nachzuahmen, tau¬
ſend Spaß. Ich bin an gar keine grobe Arbeit ge¬
wöhnt, und meine rechte Hand iſt mir wund von
dem wenigen Schimpfen. Ich bin dabei eigentlich
in einer wunderlichen Lage. Warum ich mich mit
ſolchen unbedeutenden Menſchen und auf ſolche Weiſe
einlaſſe, darf ich nicht deutlich machen, denn ſonſt
würde ich meine beabſichtigte Wirkung verfehlen. Und
doch möchte ich aus Eigenliebe durchſchaut und er¬
rathen ſeyn. Das ſetzt mich in Verlegenheit. Hä¬
rings-Salat, Zwiebeln, Zurechtmachen,
Schäfer, Männchen, unbedeutender Menſch
— Sie werden ſehen, daß mein Wörterbuch von
Schimpfwörtern viel reicher werden wird, als das
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/108>, abgerufen am 24.11.2024.
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