hatten, als Sie mich so oft einen Verschwender ge¬ nannt Vergleichen Sie meinen Haushalt mit dem Louis Philipps, und Sie werden erfahren, wer von uns ökonomischer ist. Die Verschiedenheit der Ver¬ hältnisse mögen Sie immer dabei berücksichtigen. Freilich ist Louis Philipp König und ich bin keiner, und habe auch, wie die Mannheimer Zeitung meynt, wenig Hoffnung einer zu werden. Freilich hat König Philipp eine Frau und sieben Kinder, und ich bin, Gott sey Dank unverheirathet. Aber auf der an¬ dern Seite hat König Louis Philipp freie Woh¬ nung, und ich muß die meinige bezahlen; er hat freies Holz aus seinen Wäldern; er hat eine Frau, die ihm die Wirthschaft führt, und ich muß Alles selbst besorgen und werde geprellt. Also das gleicht sich aus. jetzt stellen Sie unsere Bedürfnisse nebeneinander. Die meinigen sind Ihnen bekannt, ich brauche Ihnen also blos die des Königs mitzu¬ theilen, wie sie vor einiger Zeit bekannt gemacht wurden. Für Doktor und Apotheker jährlich 80,000 Fr. Ich bin viel krank das Jahr durch und weiß, was es kostet-- nicht geheilt zu werden. Der Hofstaat des Königs soll aus tausend Personen bestehen (doch das ist viel zu viel). Nun wird ange¬ nommen, daß unter tausend Menschen einer das ganze Jahr durch krank ist. Ich will zugeben, daß die Hofkrankheiten immer von der gefährlichsten Art
IV. 3
hatten, als Sie mich ſo oft einen Verſchwender ge¬ nannt Vergleichen Sie meinen Haushalt mit dem Louis Philipps, und Sie werden erfahren, wer von uns ökonomiſcher iſt. Die Verſchiedenheit der Ver¬ hältniſſe mögen Sie immer dabei berückſichtigen. Freilich iſt Louis Philipp König und ich bin keiner, und habe auch, wie die Mannheimer Zeitung meynt, wenig Hoffnung einer zu werden. Freilich hat König Philipp eine Frau und ſieben Kinder, und ich bin, Gott ſey Dank unverheirathet. Aber auf der an¬ dern Seite hat König Louis Philipp freie Woh¬ nung, und ich muß die meinige bezahlen; er hat freies Holz aus ſeinen Wäldern; er hat eine Frau, die ihm die Wirthſchaft führt, und ich muß Alles ſelbſt beſorgen und werde geprellt. Alſo das gleicht ſich aus. jetzt ſtellen Sie unſere Bedürfniſſe nebeneinander. Die meinigen ſind Ihnen bekannt, ich brauche Ihnen alſo blos die des Königs mitzu¬ theilen, wie ſie vor einiger Zeit bekannt gemacht wurden. Für Doktor und Apotheker jährlich 80,000 Fr. Ich bin viel krank das Jahr durch und weiß, was es koſtet— nicht geheilt zu werden. Der Hofſtaat des Königs ſoll aus tauſend Perſonen beſtehen (doch das iſt viel zu viel). Nun wird ange¬ nommen, daß unter tauſend Menſchen einer das ganze Jahr durch krank iſt. Ich will zugeben, daß die Hofkrankheiten immer von der gefährlichſten Art
IV. 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0047"n="33"/>
hatten, als Sie mich ſo oft einen Verſchwender ge¬<lb/>
nannt Vergleichen Sie meinen Haushalt mit dem<lb/>
Louis Philipps, und Sie werden erfahren, wer von<lb/>
uns ökonomiſcher iſt. Die Verſchiedenheit der Ver¬<lb/>
hältniſſe mögen Sie immer dabei berückſichtigen.<lb/>
Freilich iſt Louis Philipp König und ich bin keiner,<lb/>
und habe auch, wie die Mannheimer Zeitung meynt,<lb/>
wenig Hoffnung einer zu werden. Freilich hat König<lb/>
Philipp eine Frau und ſieben Kinder, und ich bin,<lb/>
Gott ſey Dank unverheirathet. Aber auf der an¬<lb/>
dern Seite hat König Louis Philipp freie Woh¬<lb/>
nung, und ich muß die meinige bezahlen; er hat<lb/>
freies Holz aus ſeinen Wäldern; er hat eine Frau,<lb/>
die ihm die Wirthſchaft führt, und ich muß Alles<lb/>ſelbſt beſorgen und werde geprellt. Alſo das gleicht<lb/>ſich aus. jetzt ſtellen Sie unſere Bedürfniſſe<lb/>
nebeneinander. Die meinigen ſind Ihnen bekannt,<lb/>
ich brauche Ihnen alſo blos die des Königs mitzu¬<lb/>
theilen, wie ſie vor einiger Zeit bekannt gemacht<lb/>
wurden. <hirendition="#g">Für Doktor und Apotheker jährlich</hi><lb/>
80,000 Fr. Ich bin viel krank das Jahr durch<lb/>
und weiß, was es koſtet— nicht geheilt zu werden.<lb/>
Der Hofſtaat des Königs ſoll aus tauſend Perſonen<lb/>
beſtehen (doch das iſt viel zu viel). Nun wird ange¬<lb/>
nommen, daß unter tauſend Menſchen <hirendition="#g">einer</hi> das<lb/>
ganze Jahr durch krank iſt. Ich will zugeben, daß<lb/>
die Hofkrankheiten immer von der gefährlichſten Art<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">IV</hi>. 3<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[33/0047]
hatten, als Sie mich ſo oft einen Verſchwender ge¬
nannt Vergleichen Sie meinen Haushalt mit dem
Louis Philipps, und Sie werden erfahren, wer von
uns ökonomiſcher iſt. Die Verſchiedenheit der Ver¬
hältniſſe mögen Sie immer dabei berückſichtigen.
Freilich iſt Louis Philipp König und ich bin keiner,
und habe auch, wie die Mannheimer Zeitung meynt,
wenig Hoffnung einer zu werden. Freilich hat König
Philipp eine Frau und ſieben Kinder, und ich bin,
Gott ſey Dank unverheirathet. Aber auf der an¬
dern Seite hat König Louis Philipp freie Woh¬
nung, und ich muß die meinige bezahlen; er hat
freies Holz aus ſeinen Wäldern; er hat eine Frau,
die ihm die Wirthſchaft führt, und ich muß Alles
ſelbſt beſorgen und werde geprellt. Alſo das gleicht
ſich aus. jetzt ſtellen Sie unſere Bedürfniſſe
nebeneinander. Die meinigen ſind Ihnen bekannt,
ich brauche Ihnen alſo blos die des Königs mitzu¬
theilen, wie ſie vor einiger Zeit bekannt gemacht
wurden. Für Doktor und Apotheker jährlich
80,000 Fr. Ich bin viel krank das Jahr durch
und weiß, was es koſtet— nicht geheilt zu werden.
Der Hofſtaat des Königs ſoll aus tauſend Perſonen
beſtehen (doch das iſt viel zu viel). Nun wird ange¬
nommen, daß unter tauſend Menſchen einer das
ganze Jahr durch krank iſt. Ich will zugeben, daß
die Hofkrankheiten immer von der gefährlichſten Art
IV. 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/47>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.