Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.der seit hundert Jahren nicht in Hannover residirte, Weiter. Für Heitzung 250,000 Fr. Da¬ 3 *
der ſeit hundert Jahren nicht in Hannover reſidirte, Weiter. Für Heitzung 250,000 Fr. Da¬ 3 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0049" n="35"/> der ſeit hundert Jahren nicht in Hannover reſidirte,<lb/> werden dort gefüttert mit dem Brode, getränkt mit<lb/> dem Schweiße der unglücklichen Unterthanen, damit<lb/> die Majeſtät des Thrones auch in Abweſenheit des<lb/> Königs ſichtbar werde. Und wenn es kalt iſt in<lb/> Hannover, aber recht kalt, ſo daß die Thränen der<lb/> Unglücklichen zu Eis werden, dann — wird in der<lb/> Nacht Stroh geſtreut auf dem Steinboden des Mar¬<lb/> ſtalles, quer über die durchlaufende trübe Goſſe ge¬<lb/> legt, und die armen Leute, die kein Holz haben und<lb/> kein Bett und keine Suppe haben, ihre erfrornen<lb/> Glieder zu wärmen, dürfen dahin kommen und dort<lb/> ſchlafen zwiſchen den königlichen Pferden bis der Tag<lb/> graut. Es iſt keine Verſchwendung, wie man ſie<lb/> oft den Höfen vorwirft; o nein. Das Stroh kann<lb/> man den andern Tag für die Pferde gebrauchen, und<lb/> den Stellvertretern der königlichen Majeſtät iſt der<lb/> warme Dunſt ſo vieler Menſchen ohnedies gedeihlich.<lb/> Gott, Gott! nein, Teufel! Teufel! Da wir doch<lb/> keine Heiden mehr ſeyn dürfen, welche die menſch¬<lb/> lichen Götter anriefen!</p><lb/> <p>Weiter. Für <hi rendition="#g">Heitzung</hi> 250,000 Fr. Da¬<lb/> mit könnte man ganz Sibirien wärmen, und das<lb/> Holz wäre dort beſſer verwendet, damit unſere armen<lb/> Polen nicht erfrieren. Uebrigens ſteht die ganze<lb/> Ausgabe betrügeriſch da, da der König ſein Holz aus<lb/> ſeinen Domainen-Waldungen zieht, und es alſo nicht<lb/> <fw place="bottom" type="sig">3 *<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [35/0049]
der ſeit hundert Jahren nicht in Hannover reſidirte,
werden dort gefüttert mit dem Brode, getränkt mit
dem Schweiße der unglücklichen Unterthanen, damit
die Majeſtät des Thrones auch in Abweſenheit des
Königs ſichtbar werde. Und wenn es kalt iſt in
Hannover, aber recht kalt, ſo daß die Thränen der
Unglücklichen zu Eis werden, dann — wird in der
Nacht Stroh geſtreut auf dem Steinboden des Mar¬
ſtalles, quer über die durchlaufende trübe Goſſe ge¬
legt, und die armen Leute, die kein Holz haben und
kein Bett und keine Suppe haben, ihre erfrornen
Glieder zu wärmen, dürfen dahin kommen und dort
ſchlafen zwiſchen den königlichen Pferden bis der Tag
graut. Es iſt keine Verſchwendung, wie man ſie
oft den Höfen vorwirft; o nein. Das Stroh kann
man den andern Tag für die Pferde gebrauchen, und
den Stellvertretern der königlichen Majeſtät iſt der
warme Dunſt ſo vieler Menſchen ohnedies gedeihlich.
Gott, Gott! nein, Teufel! Teufel! Da wir doch
keine Heiden mehr ſeyn dürfen, welche die menſch¬
lichen Götter anriefen!
Weiter. Für Heitzung 250,000 Fr. Da¬
mit könnte man ganz Sibirien wärmen, und das
Holz wäre dort beſſer verwendet, damit unſere armen
Polen nicht erfrieren. Uebrigens ſteht die ganze
Ausgabe betrügeriſch da, da der König ſein Holz aus
ſeinen Domainen-Waldungen zieht, und es alſo nicht
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