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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.

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Fähnlein bis vor der Burg Eures bösen Nachbarn
vorüber, beschützt uns und duldet nicht, daß er uns
beraube und zu Grunde richte. Für Euern guten
Willen geben wir Euch jedesmal hundert Goldgulden.
Ritter Kunz erwiederte: Ihr seyd kluge Leute und
ich will es bedenken, heute Abend gebe ich meinen
Nachbarn einen Schmaus: Habt Ihr nicht vielleicht
ein Fäßchen Bacharacher auf Euerem Schiff? Die
Kaufleute holten das Fäßchen, gingen darauf zu Rit¬
ter Ruprecht und sagten ihm: Herr Ritter, Ihr
seyd ein ehrlicher Mann, Ihr habt uns nie etwas
zu Leid gethan; aber Euer Nachbar der Ritter Kunz,
ist ein Spitzbube und ein Räuber, der, so oft wir
vorbeikommen, uns mishandelt und beraubt. Wir
kommen also Euch einen Vorschlag zu machen. So
oft wir an Eure Burg kommen, begleitet uns mit
einem Fähnlein bis vor der Burg Eures bösen Nach¬
barn vorüber, beschützt uns und duldet nicht, daß er
uns beraube und zu Grunde richte. Für Euern
guten Willen geben wir Euch jedesmal hundert Gold¬
gulden. Ritter Ruprecht erwiederte: Ihr seyd kluge
Leute und ich will es bedenken; morgen Mittag gebe
ich meinen Nachbarn einen Schmaus, habt Ihr nicht
vielleicht einige gute Schinken auf Euerm Wagen?
Die Kaufherren holten die Schinken und gingen dar¬
auf zum Ritter Eberstein, und so gingen sie von
einem Ritter zum andern von Rüdesheim bis nach

Fähnlein bis vor der Burg Eures böſen Nachbarn
vorüber, beſchützt uns und duldet nicht, daß er uns
beraube und zu Grunde richte. Für Euern guten
Willen geben wir Euch jedesmal hundert Goldgulden.
Ritter Kunz erwiederte: Ihr ſeyd kluge Leute und
ich will es bedenken, heute Abend gebe ich meinen
Nachbarn einen Schmaus: Habt Ihr nicht vielleicht
ein Fäßchen Bacharacher auf Euerem Schiff? Die
Kaufleute holten das Fäßchen, gingen darauf zu Rit¬
ter Ruprecht und ſagten ihm: Herr Ritter, Ihr
ſeyd ein ehrlicher Mann, Ihr habt uns nie etwas
zu Leid gethan; aber Euer Nachbar der Ritter Kunz,
iſt ein Spitzbube und ein Räuber, der, ſo oft wir
vorbeikommen, uns mishandelt und beraubt. Wir
kommen alſo Euch einen Vorſchlag zu machen. So
oft wir an Eure Burg kommen, begleitet uns mit
einem Fähnlein bis vor der Burg Eures böſen Nach¬
barn vorüber, beſchützt uns und duldet nicht, daß er
uns beraube und zu Grunde richte. Für Euern
guten Willen geben wir Euch jedesmal hundert Gold¬
gulden. Ritter Ruprecht erwiederte: Ihr ſeyd kluge
Leute und ich will es bedenken; morgen Mittag gebe
ich meinen Nachbarn einen Schmaus, habt Ihr nicht
vielleicht einige gute Schinken auf Euerm Wagen?
Die Kaufherren holten die Schinken und gingen dar¬
auf zum Ritter Eberſtein, und ſo gingen ſie von
einem Ritter zum andern von Rüdesheim bis nach

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[84/0098] Fähnlein bis vor der Burg Eures böſen Nachbarn vorüber, beſchützt uns und duldet nicht, daß er uns beraube und zu Grunde richte. Für Euern guten Willen geben wir Euch jedesmal hundert Goldgulden. Ritter Kunz erwiederte: Ihr ſeyd kluge Leute und ich will es bedenken, heute Abend gebe ich meinen Nachbarn einen Schmaus: Habt Ihr nicht vielleicht ein Fäßchen Bacharacher auf Euerem Schiff? Die Kaufleute holten das Fäßchen, gingen darauf zu Rit¬ ter Ruprecht und ſagten ihm: Herr Ritter, Ihr ſeyd ein ehrlicher Mann, Ihr habt uns nie etwas zu Leid gethan; aber Euer Nachbar der Ritter Kunz, iſt ein Spitzbube und ein Räuber, der, ſo oft wir vorbeikommen, uns mishandelt und beraubt. Wir kommen alſo Euch einen Vorſchlag zu machen. So oft wir an Eure Burg kommen, begleitet uns mit einem Fähnlein bis vor der Burg Eures böſen Nach¬ barn vorüber, beſchützt uns und duldet nicht, daß er uns beraube und zu Grunde richte. Für Euern guten Willen geben wir Euch jedesmal hundert Gold¬ gulden. Ritter Ruprecht erwiederte: Ihr ſeyd kluge Leute und ich will es bedenken; morgen Mittag gebe ich meinen Nachbarn einen Schmaus, habt Ihr nicht vielleicht einige gute Schinken auf Euerm Wagen? Die Kaufherren holten die Schinken und gingen dar¬ auf zum Ritter Eberſtein, und ſo gingen ſie von einem Ritter zum andern von Rüdesheim bis nach

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/98>, abgerufen am 21.11.2024.