"de cette facon, devient la pluscruelle et la "plus sanglante des injures." Er wolle für jetzt den Vers nicht bezeichnen, treibe ihn aber die Noth der Vertheidigung dazu, werde er sich deutlicher er¬ klären.
Ich suchte mit dem größten Eifer, den im drit¬ ten Akte enthaltenen für den König beleidigenden Vers auf und glaubte ihn im Folgenden gefunden zu haben.
Un roi qui fait pleurer une femme! O mon dieu Lachete!
Ich dachte, das könnte auf die Gefangenschaft der Herzogin von Berry bezogen werden, und das denkend kam mir die Aengstlichkeit der Minister um so toller vor. Wer bekümmert sich um die Berry? Wer denkt an sie? Und die wenigen Legitimisten die im Theater francais sitzen, würden in Gegenwart des demokratischen Parterres und der Philippisten- Logen, nie wagen eine solche Anspielung laut werden zu lassen. Aber ich bin fehl gegangen. Ich hörte später erzählen, es sei eine andere Stelle im dritten Akte, die den Minister stutzig gemacht. In der Scene nemlich wo Triboulet im Vorzimmer des Kö¬ nigs um seine geraubte Tochter jammert, und die Hofleute ihn verlachen, wendet er sich an diese der Reihe nach und sagt ihnen mit Grimm und Hohn: was wollt ihr? Du da hast eine Frau, du eine
„de cette façon, devient la pluscruelle et la „plus sanglante des injures.“ Er wolle für jetzt den Vers nicht bezeichnen, treibe ihn aber die Noth der Vertheidigung dazu, werde er ſich deutlicher er¬ klären.
Ich ſuchte mit dem größten Eifer, den im drit¬ ten Akte enthaltenen für den König beleidigenden Vers auf und glaubte ihn im Folgenden gefunden zu haben.
Un roi qui fait pleurer une femme! O mon dieu Lacheté!
Ich dachte, das könnte auf die Gefangenſchaft der Herzogin von Berry bezogen werden, und das denkend kam mir die Aengſtlichkeit der Miniſter um ſo toller vor. Wer bekümmert ſich um die Berry? Wer denkt an ſie? Und die wenigen Legitimiſten die im Theater français ſitzen, würden in Gegenwart des demokratiſchen Parterres und der Philippiſten- Logen, nie wagen eine ſolche Anſpielung laut werden zu laſſen. Aber ich bin fehl gegangen. Ich hörte ſpäter erzählen, es ſei eine andere Stelle im dritten Akte, die den Miniſter ſtutzig gemacht. In der Scene nemlich wo Triboulet im Vorzimmer des Kö¬ nigs um ſeine geraubte Tochter jammert, und die Hofleute ihn verlachen, wendet er ſich an dieſe der Reihe nach und ſagt ihnen mit Grimm und Hohn: was wollt ihr? Du da haſt eine Frau, du eine
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0098"n="86"/>„<hirendition="#aq">de cette façon, devient la pluscruelle et la</hi><lb/>„<hirendition="#aq">plus sanglante des injures</hi>.“ Er wolle für jetzt<lb/>
den Vers nicht bezeichnen, treibe ihn aber die Noth<lb/>
der Vertheidigung dazu, werde er ſich deutlicher er¬<lb/>
klären.</p><lb/><p>Ich ſuchte mit dem größten Eifer, den im drit¬<lb/>
ten Akte enthaltenen für den König beleidigenden Vers<lb/>
auf und glaubte ihn im Folgenden gefunden zu haben.</p><lb/><prendition="#et"><hirendition="#aq">Un roi qui fait pleurer une femme</hi>! <hirendition="#aq">O mon <choice><sic>dien</sic><corr>dieu</corr></choice><lb/>
Lacheté</hi>!</p><lb/><p>Ich dachte, das könnte auf die Gefangenſchaft<lb/>
der Herzogin von Berry bezogen werden, und das<lb/>
denkend kam mir die Aengſtlichkeit der Miniſter um<lb/>ſo toller vor. Wer bekümmert ſich um die Berry?<lb/>
Wer denkt an ſie? Und die wenigen Legitimiſten die<lb/>
im Theater fran<hirendition="#aq">ç</hi>ais ſitzen, würden in Gegenwart<lb/>
des demokratiſchen Parterres <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> der Philippiſten-<lb/>
Logen, nie wagen eine ſolche Anſpielung laut werden<lb/>
zu laſſen. Aber ich bin fehl gegangen. Ich hörte<lb/>ſpäter erzählen, es ſei eine andere Stelle im dritten<lb/>
Akte, die den Miniſter ſtutzig gemacht. In der<lb/>
Scene nemlich wo Triboulet im Vorzimmer des Kö¬<lb/>
nigs um ſeine geraubte Tochter jammert, und die<lb/>
Hofleute ihn verlachen, wendet er ſich an dieſe der<lb/>
Reihe nach und ſagt ihnen mit Grimm und Hohn:<lb/>
was wollt ihr? Du da haſt eine Frau, du eine<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[86/0098]
„de cette façon, devient la pluscruelle et la
„plus sanglante des injures.“ Er wolle für jetzt
den Vers nicht bezeichnen, treibe ihn aber die Noth
der Vertheidigung dazu, werde er ſich deutlicher er¬
klären.
Ich ſuchte mit dem größten Eifer, den im drit¬
ten Akte enthaltenen für den König beleidigenden Vers
auf und glaubte ihn im Folgenden gefunden zu haben.
Un roi qui fait pleurer une femme! O mon dieu
Lacheté!
Ich dachte, das könnte auf die Gefangenſchaft
der Herzogin von Berry bezogen werden, und das
denkend kam mir die Aengſtlichkeit der Miniſter um
ſo toller vor. Wer bekümmert ſich um die Berry?
Wer denkt an ſie? Und die wenigen Legitimiſten die
im Theater français ſitzen, würden in Gegenwart
des demokratiſchen Parterres und der Philippiſten-
Logen, nie wagen eine ſolche Anſpielung laut werden
zu laſſen. Aber ich bin fehl gegangen. Ich hörte
ſpäter erzählen, es ſei eine andere Stelle im dritten
Akte, die den Miniſter ſtutzig gemacht. In der
Scene nemlich wo Triboulet im Vorzimmer des Kö¬
nigs um ſeine geraubte Tochter jammert, und die
Hofleute ihn verlachen, wendet er ſich an dieſe der
Reihe nach und ſagt ihnen mit Grimm und Hohn:
was wollt ihr? Du da haſt eine Frau, du eine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/98>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.