Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.Ritter lachen noch immer, sie meinen, die jungen Jetzt kömmt aus dem Hintergrunde des Trauer¬ Ritter lachen noch immer, ſie meinen, die jungen Jetzt kömmt aus dem Hintergrunde des Trauer¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0134" n="122"/> Ritter lachen noch immer, ſie meinen, die jungen<lb/> Damen hätten ſich einen Scherz machen wollen und<lb/> ſich als Mönche verkleidet. Darum hätten ſie auch<lb/> ſo ſchnell den Saal verlaſſen. Es tritt einer der<lb/> Ritter zu den weißen Geſtalten hin und reißt ihr<lb/> die Maske ab. Da ſieht er das wahrhaftige feuchte<lb/> und bleierne Geſicht eines Mönchs. Den armen<lb/> jungen Edelleuten gerinnt das Blut in den Adern.</p><lb/> <p>Jetzt kömmt aus dem Hintergrunde des Trauer¬<lb/> zimmers eine erhabene weibliche Geſtalt hervor.<lb/> Ihr weites ſchwarzes Sammtkleid, die goldene<lb/> Schärpe um den Leib, das goldene Diadem in den<lb/> Haaren, deſſen Spitzen wie Irrlichter hin und her<lb/> funkeln, gaben ihr das Anſehen einer Zauberin.<lb/> Sie tritt an die Stufen der Eſtrade, und ruft mit<lb/> Grimm und Spott in den Saal hinab: Du da!<lb/> Ich habe Deinen Vater vergiftet. Nicht wahr, Du<lb/> weißt das noch? Du da! Ich habe Deinen Bruder<lb/> erwürgt. Du haſt das gewiß nicht vergeſſen. Du<lb/> dort! Ich habe Deinen Vetter erſäufen laſſen, wie<lb/> Dir wohl bekannt iſt. So nennt ſie fünf beim<lb/> Namen. Jetzt müßt Ihr auch ſterben, Ihr ſeid<lb/> vergiftet. Aber beruhigt Euch, Ihr werdet chriſtlich<lb/> bedient werden. Mein Vater, der Papſt, hat dieſe<lb/> guten Mönche, für alle ſolche meine Angelegenheiten,<lb/> gehörig ordinirt und dispenſirt. Sie empfangen<lb/> Euere Beichte und geben Euch die Abſolution und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0134]
Ritter lachen noch immer, ſie meinen, die jungen
Damen hätten ſich einen Scherz machen wollen und
ſich als Mönche verkleidet. Darum hätten ſie auch
ſo ſchnell den Saal verlaſſen. Es tritt einer der
Ritter zu den weißen Geſtalten hin und reißt ihr
die Maske ab. Da ſieht er das wahrhaftige feuchte
und bleierne Geſicht eines Mönchs. Den armen
jungen Edelleuten gerinnt das Blut in den Adern.
Jetzt kömmt aus dem Hintergrunde des Trauer¬
zimmers eine erhabene weibliche Geſtalt hervor.
Ihr weites ſchwarzes Sammtkleid, die goldene
Schärpe um den Leib, das goldene Diadem in den
Haaren, deſſen Spitzen wie Irrlichter hin und her
funkeln, gaben ihr das Anſehen einer Zauberin.
Sie tritt an die Stufen der Eſtrade, und ruft mit
Grimm und Spott in den Saal hinab: Du da!
Ich habe Deinen Vater vergiftet. Nicht wahr, Du
weißt das noch? Du da! Ich habe Deinen Bruder
erwürgt. Du haſt das gewiß nicht vergeſſen. Du
dort! Ich habe Deinen Vetter erſäufen laſſen, wie
Dir wohl bekannt iſt. So nennt ſie fünf beim
Namen. Jetzt müßt Ihr auch ſterben, Ihr ſeid
vergiftet. Aber beruhigt Euch, Ihr werdet chriſtlich
bedient werden. Mein Vater, der Papſt, hat dieſe
guten Mönche, für alle ſolche meine Angelegenheiten,
gehörig ordinirt und dispenſirt. Sie empfangen
Euere Beichte und geben Euch die Abſolution und
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