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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.

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schönen Tage Zions kehren zurück und das hohe
Lied Salamonis wird ein allerhöchstes Lied werden.
Dem armen Magistrate zu Freiberg in Sachsen,
der erst kürzlich verordnete, es soll kein Jude ohne
Begleitung eines Polizeidieners durch die Stadt
reisen, wird es am Halse jucken, denn er wird sehr
fürchten den Galgen verdient zu haben. Wehe nun
allen, die je einen Juden gehaßt, verfolgt und ge¬
lästert, sie finden keinen Stein in Europa, auf dem
sie ihr müdes Haupt niederlegen können. Zwischen
Sibirien und der Haus-Vogtei, zwischen Köpenik
und Spielberg, lauert auf sie alle zehen Schritte ein
Hochverrath, alle zehen Schritte ein Majestätsver¬
brechen. Schon hat sich Deutz bei Gerard sein
Porträt bestellt, vor dem jeder, der ihn einmal mit
nicht gehöriger Ehrfurcht angesehen, knieend Abbitte
thun muß. Der Bundestag wird eine Bundeslade,
das Taxische Haus eine Stiftshütte werden, und der
rothe Adler-Orden wird erbleichen vor dem Juwelen-
Glanze der Urim und Thumim. Ihr Töchter
Israels, lernt die Nase rümpfen, Knixe machen und
Französisch sprechen! denn Ihr werdet hoffähig
werden. Und Ihr, meine guten Deutschen, aller
Fürsten treues Volk ruft: es lebe unser viel¬
geliebter Deutz
I., der Wiederhersteller der
weiblichen Verfassung in ihrer ursprüng¬

ſchönen Tage Zions kehren zurück und das hohe
Lied Salamonis wird ein allerhöchſtes Lied werden.
Dem armen Magiſtrate zu Freiberg in Sachſen,
der erſt kürzlich verordnete, es ſoll kein Jude ohne
Begleitung eines Polizeidieners durch die Stadt
reiſen, wird es am Halſe jucken, denn er wird ſehr
fürchten den Galgen verdient zu haben. Wehe nun
allen, die je einen Juden gehaßt, verfolgt und ge¬
läſtert, ſie finden keinen Stein in Europa, auf dem
ſie ihr müdes Haupt niederlegen können. Zwiſchen
Sibirien und der Haus-Vogtei, zwiſchen Köpenik
und Spielberg, lauert auf ſie alle zehen Schritte ein
Hochverrath, alle zehen Schritte ein Majeſtätsver¬
brechen. Schon hat ſich Deutz bei Gerard ſein
Porträt beſtellt, vor dem jeder, der ihn einmal mit
nicht gehöriger Ehrfurcht angeſehen, knieend Abbitte
thun muß. Der Bundestag wird eine Bundeslade,
das Taxiſche Haus eine Stiftshütte werden, und der
rothe Adler-Orden wird erbleichen vor dem Juwelen-
Glanze der Urim und Thumim. Ihr Töchter
Israels, lernt die Naſe rümpfen, Knixe machen und
Franzöſiſch ſprechen! denn Ihr werdet hoffähig
werden. Und Ihr, meine guten Deutſchen, aller
Fürſten treues Volk ruft: es lebe unſer viel¬
geliebter Deutz
I., der Wiederherſteller der
weiblichen Verfaſſung in ihrer urſprüng¬

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[189/0201] ſchönen Tage Zions kehren zurück und das hohe Lied Salamonis wird ein allerhöchſtes Lied werden. Dem armen Magiſtrate zu Freiberg in Sachſen, der erſt kürzlich verordnete, es ſoll kein Jude ohne Begleitung eines Polizeidieners durch die Stadt reiſen, wird es am Halſe jucken, denn er wird ſehr fürchten den Galgen verdient zu haben. Wehe nun allen, die je einen Juden gehaßt, verfolgt und ge¬ läſtert, ſie finden keinen Stein in Europa, auf dem ſie ihr müdes Haupt niederlegen können. Zwiſchen Sibirien und der Haus-Vogtei, zwiſchen Köpenik und Spielberg, lauert auf ſie alle zehen Schritte ein Hochverrath, alle zehen Schritte ein Majeſtätsver¬ brechen. Schon hat ſich Deutz bei Gerard ſein Porträt beſtellt, vor dem jeder, der ihn einmal mit nicht gehöriger Ehrfurcht angeſehen, knieend Abbitte thun muß. Der Bundestag wird eine Bundeslade, das Taxiſche Haus eine Stiftshütte werden, und der rothe Adler-Orden wird erbleichen vor dem Juwelen- Glanze der Urim und Thumim. Ihr Töchter Israels, lernt die Naſe rümpfen, Knixe machen und Franzöſiſch ſprechen! denn Ihr werdet hoffähig werden. Und Ihr, meine guten Deutſchen, aller Fürſten treues Volk ruft: es lebe unſer viel¬ geliebter Deutz I., der Wiederherſteller der weiblichen Verfaſſung in ihrer urſprüng¬

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834/201>, abgerufen am 23.11.2024.