Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.Eingang, das Thor. Jetzt hängt eine Tafel davor: Das dritte Haus war das von Beaumar¬ 2*
Eingang, das Thor. Jetzt hängt eine Tafel davor: Das dritte Haus war das von Beaumar¬ 2*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div> <p><pb facs="#f0031" n="19"/> Eingang, das Thor. Jetzt hängt eine Tafel davor:<lb/><hi rendition="#aq #g">Apartement</hi> <hi rendition="#aq">à</hi> <hi rendition="#aq #g">louer</hi>. Wie würde Ninon dar¬<lb/> über lachen, wenn ſie das läſe. Ein <hi rendition="#g">nicht-mö¬<lb/> blirtes</hi> Apartement, alſo nur jahrweiſe zu vermiethen.<lb/> Sie hat ihr Haus oft genug vermiethet; aber die<lb/> längſte Miethzeit war nicht länger als ein Tag un¬<lb/> ſerer Antipoden. Das Haus hat ungewöhnlich viele<lb/> Fenſter, welche die ganze Höhe der Zimmer einneh¬<lb/> men, und von denen jetzt mehr als die Hälfte ver¬<lb/> mauert ſind. Dieſe vielen Fenſter gehören zu dem<lb/> Nachruhme der Ninon. Sie heuchelte nicht; in<lb/> welchem Zimmer, in welchem Winkel ſie auch war,<lb/> es konnte ihr jeder Nachbar in das Herz ſehen.<lb/> Sie war ſo edel, daß, ſobald ein Mann ihre Gunſt<lb/> erhielt, er das Recht ihr ein Geſchenk zu machen<lb/> aus immer verlor. Edel und doch geſtorben — wie<lb/> traurig! Aber es ſterben auch gewöhnliche Men¬<lb/> ſchen, die nichts haben als das Leben, und das iſt<lb/> noch trauriger.</p><lb/> <p>Das dritte Haus war das von <hi rendition="#g">Beaumar¬<lb/> chais</hi>. Dieſes ſuchte ich eigentlich auf, die andern<lb/> ſah ich nur im Vorübergehen. Ich hatte eine Wall¬<lb/> fahrt dahin gelobt, als ich einige Tage vorher im<lb/> Theater Fran<hi rendition="#aq">ç</hi>ais, <hi rendition="#g">Figaro's Hochzeit</hi> aufführen<lb/> geſehen. Das Haus liegt oder lag vielmehr am<lb/> Ende des Boulevards und am Eingang der Vorſtadt<lb/> <fw place="bottom" type="sig">2*<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0031]
Eingang, das Thor. Jetzt hängt eine Tafel davor:
Apartement à louer. Wie würde Ninon dar¬
über lachen, wenn ſie das läſe. Ein nicht-mö¬
blirtes Apartement, alſo nur jahrweiſe zu vermiethen.
Sie hat ihr Haus oft genug vermiethet; aber die
längſte Miethzeit war nicht länger als ein Tag un¬
ſerer Antipoden. Das Haus hat ungewöhnlich viele
Fenſter, welche die ganze Höhe der Zimmer einneh¬
men, und von denen jetzt mehr als die Hälfte ver¬
mauert ſind. Dieſe vielen Fenſter gehören zu dem
Nachruhme der Ninon. Sie heuchelte nicht; in
welchem Zimmer, in welchem Winkel ſie auch war,
es konnte ihr jeder Nachbar in das Herz ſehen.
Sie war ſo edel, daß, ſobald ein Mann ihre Gunſt
erhielt, er das Recht ihr ein Geſchenk zu machen
aus immer verlor. Edel und doch geſtorben — wie
traurig! Aber es ſterben auch gewöhnliche Men¬
ſchen, die nichts haben als das Leben, und das iſt
noch trauriger.
Das dritte Haus war das von Beaumar¬
chais. Dieſes ſuchte ich eigentlich auf, die andern
ſah ich nur im Vorübergehen. Ich hatte eine Wall¬
fahrt dahin gelobt, als ich einige Tage vorher im
Theater Français, Figaro's Hochzeit aufführen
geſehen. Das Haus liegt oder lag vielmehr am
Ende des Boulevards und am Eingang der Vorſtadt
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