Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.St. Antoine, sehr bezeichnend als Grenze zwischen St. Antoine, ſehr bezeichnend als Grenze zwiſchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div> <p><pb facs="#f0032" n="20"/> St. Antoine, ſehr bezeichnend als Grenze zwiſchen<lb/> Monarchie und Republik, wie Beaumarchais ſelbſt<lb/> eine war. Das Haus, der Garten, einſt zu den<lb/> Merkwürdigkeiten von Paris gehörend, die jeder<lb/> Fremde zu ſehen eilte, ſind verſchwunden. Nur die<lb/> Gartenmauern ſtehen noch, hoch, mit Frazenmäulern<lb/> zum Abfluſſe des Waſſers verſehen; es ſcheint der<lb/> Garten lag auf einer Terraſſe. Auch noch ein Luſt¬<lb/> häuschen hat ſich erhalten, von launiſcher Bauart,<lb/> einen reichen Beſitzer verrathend. Ich trat in den<lb/> geräumigen Hof. Dieſer umſchließt jetzt ein neues<lb/> Gebäude zur Salzniederlage beſtimmt. Salz —<lb/> Beaumarchais — es iſt ein Erbe der ſeiner nicht<lb/> ganz unwürdig iſt. Beaumarchais gehörte zum<lb/> Salze ſeiner Zeit Unſer heutiges Leben hat kein<lb/> Gewürz mehr, es iſt wie ein Kinderbrei. Auch iſt<lb/> jetzt die Menſchheit ein Kind, das in die Schule<lb/> geht. Nichts trauriger als eine ſolche Zeit der Ent¬<lb/> wickelung und der Lehre, wie die unſere und die ſchon<lb/> ein halbes Jahrhundert dauert. Man iſt da immer<lb/> entweder zu jung oder zu alt. Iſt man zu jung,<lb/> iſt man gedankenlos und die Zeit geht einem verlo¬<lb/> ren; iſt man zu alt, iſt man ſorgenvoll und man<lb/> geht ſelbſt verloren In der ganzen franzöſiſchen<lb/> Geſchichte, war das achtzehnte Jahrhundert gewiß<lb/> das glücklichſte für alle genußliebenden Menſchen,<lb/> Philoſophen und Müſſiggänger. Wer aber von je¬<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0032]
St. Antoine, ſehr bezeichnend als Grenze zwiſchen
Monarchie und Republik, wie Beaumarchais ſelbſt
eine war. Das Haus, der Garten, einſt zu den
Merkwürdigkeiten von Paris gehörend, die jeder
Fremde zu ſehen eilte, ſind verſchwunden. Nur die
Gartenmauern ſtehen noch, hoch, mit Frazenmäulern
zum Abfluſſe des Waſſers verſehen; es ſcheint der
Garten lag auf einer Terraſſe. Auch noch ein Luſt¬
häuschen hat ſich erhalten, von launiſcher Bauart,
einen reichen Beſitzer verrathend. Ich trat in den
geräumigen Hof. Dieſer umſchließt jetzt ein neues
Gebäude zur Salzniederlage beſtimmt. Salz —
Beaumarchais — es iſt ein Erbe der ſeiner nicht
ganz unwürdig iſt. Beaumarchais gehörte zum
Salze ſeiner Zeit Unſer heutiges Leben hat kein
Gewürz mehr, es iſt wie ein Kinderbrei. Auch iſt
jetzt die Menſchheit ein Kind, das in die Schule
geht. Nichts trauriger als eine ſolche Zeit der Ent¬
wickelung und der Lehre, wie die unſere und die ſchon
ein halbes Jahrhundert dauert. Man iſt da immer
entweder zu jung oder zu alt. Iſt man zu jung,
iſt man gedankenlos und die Zeit geht einem verlo¬
ren; iſt man zu alt, iſt man ſorgenvoll und man
geht ſelbſt verloren In der ganzen franzöſiſchen
Geſchichte, war das achtzehnte Jahrhundert gewiß
das glücklichſte für alle genußliebenden Menſchen,
Philoſophen und Müſſiggänger. Wer aber von je¬
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