Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.ist nicht ewig genug, mit eurer ewigen Geduld ewige iſt nicht ewig genug, mit eurer ewigen Geduld ewige <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0092" n="80"/> iſt nicht ewig genug, mit eurer ewigen Geduld ewige<lb/> Geduld zu haben, und laute Flüche wären ihm wohl¬<lb/> gefälliger, als ſtille Gebete. Der Eröffnung der<lb/> Würtemberger Stände ging ein feierlicher Gottesdienſt<lb/> voraus, und ein Prälat — verſteht ſich ein Haas<lb/> — predigte über den Pſalmen-Vers „<hi rendition="#g">daß die<lb/> Furcht des Herrn Ehre und Heil in das<lb/> Land bringe</hi>“ und ging dann geſchickt von dem<lb/> Könige David auf den König Wilhelm über und nä¬<lb/> ſelte „<hi rendition="#g">von der Treue gegen unſern verehr¬<lb/> ten König</hi>.“ Und die Deputirten fürchten die Furcht<lb/> und laufen nicht zur Kirche hinaus! Und dann wird<lb/> die Sitzung eröffnet, „<hi rendition="#g">nachdem der Präſident<lb/> in einer kurzen Anrede den Segen des Him¬<lb/> mels erfleht für den bevorſtehenden Land¬<lb/> tag</hi>!“ Und dann erhebt ſich ein hochherziger Depu¬<lb/> tirter, den ganz gewiß irgend ein loſer Schelm von<lb/> Staatsrath heimlich an ſeiner Großmuth gewitzelt,<lb/> und macht den Vorſchlag: man ſolle die Diäten der<lb/> Deputirten von 5 auf 4 Gulden herabſetzen.<lb/> Taumelnd ſtand gleich alles auf, was Edles auf den<lb/> Bänken ſaß, und alle, einer nach den Andern, ſchrien<lb/> wie die Kinder: „<hi rendition="#g">ich auch</hi>, <hi rendition="#g">ich auch</hi>!“ Es war<lb/> eine Rührung zum Erſaufen, und die Junker im<lb/> Trocknen lachten wieder. Darauf nahm ein anderer<lb/> Deputirter das Wort und ſprach: „Ich verzichte nicht<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [80/0092]
iſt nicht ewig genug, mit eurer ewigen Geduld ewige
Geduld zu haben, und laute Flüche wären ihm wohl¬
gefälliger, als ſtille Gebete. Der Eröffnung der
Würtemberger Stände ging ein feierlicher Gottesdienſt
voraus, und ein Prälat — verſteht ſich ein Haas
— predigte über den Pſalmen-Vers „daß die
Furcht des Herrn Ehre und Heil in das
Land bringe“ und ging dann geſchickt von dem
Könige David auf den König Wilhelm über und nä¬
ſelte „von der Treue gegen unſern verehr¬
ten König.“ Und die Deputirten fürchten die Furcht
und laufen nicht zur Kirche hinaus! Und dann wird
die Sitzung eröffnet, „nachdem der Präſident
in einer kurzen Anrede den Segen des Him¬
mels erfleht für den bevorſtehenden Land¬
tag!“ Und dann erhebt ſich ein hochherziger Depu¬
tirter, den ganz gewiß irgend ein loſer Schelm von
Staatsrath heimlich an ſeiner Großmuth gewitzelt,
und macht den Vorſchlag: man ſolle die Diäten der
Deputirten von 5 auf 4 Gulden herabſetzen.
Taumelnd ſtand gleich alles auf, was Edles auf den
Bänken ſaß, und alle, einer nach den Andern, ſchrien
wie die Kinder: „ich auch, ich auch!“ Es war
eine Rührung zum Erſaufen, und die Junker im
Trocknen lachten wieder. Darauf nahm ein anderer
Deputirter das Wort und ſprach: „Ich verzichte nicht
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