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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

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Nach dir, HErr, verlanget mich. Ps. 25, 1. Göttl. Antw. Das Ver-
langen der Elenden hörest du, HErr, ihr Herz ist gewiß, daß
dein Ohr drauf merket.
Ps. 10, 17. Der Glaube verlangt nur Christum
zur Lust, nichts eitles, betrübt sich auch nicht viel über Unglück, sondern wirket
sich, wie Lutherus sagt, aus dem allen durch Lust an Christo und dem Worte
ausser und über alle Creaturen. Das ist: Die Lust an Christo vertreibet ihm
alle andere Lust und Furcht. Laß mich keine Lust noch Furcht von dir etc.

Wenn, da wir nach der Lust verlangen, dasselbe so geachtet wird,
Als wenn wir schon die That begangen: so gilt denn auch (mein treuer Hirt,)
Der mir geschenkte gute Wille, so viel als Werk und That vor dir.
Du wirst nun mein Verlangen stillen: denn dieses wirkt dein Geist in mir.
Drum laß, o JEsu! mein Verlangen, und aller meiner Seufzer Kraft,
Allein nur seyn, dich zu umfangen, bis daß der Trost im Herzen haft.
Laß alle Lust Begier der Erden, und was nicht Glaub und Liebe heißt,
Doch gänzlich ausgersttet werden, stoß alles aus durch deinen Geist.
Laß mich an dir als Braut nur hangen, die nur den Bräutigam begehrt,
Ja laß mich gar nichts mehr verlangen, als was dein Lob in mir vermehrt,
Bis daß mein Geist nach dieser Zeit sich dort im Hochzeit-Haus erfreut.

Nach dir, HErr, verlanget mich. Pſ. 25, 1. Göttl. Antw. Das Ver-
langen der Elenden höreſt du, HErr, ihr Herz iſt gewiß, daß
dein Ohr drauf merket.
Pſ. 10, 17. Der Glaube verlangt nur Chriſtum
zur Luſt, nichts eitles, betrübt ſich auch nicht viel über Unglück, ſondern wirket
ſich, wie Lutherus ſagt, aus dem allen durch Luſt an Chriſto und dem Worte
auſſer und über alle Creaturen. Das iſt: Die Luſt an Chriſto vertreibet ihm
alle andere Luſt und Furcht. Laß mich keine Luſt noch Furcht von dir ꝛc.

Wenn, da wir nach der Luſt verlangen, daſſelbe ſo geachtet wird,
Als wenn wir ſchon die That begangen: ſo gilt denn auch (mein treuer Hirt,)
Der mir geſchenkte gute Wille, ſo viel als Werk und That vor dir.
Du wirſt nun mein Verlangen ſtillen: denn dieſes wirkt dein Geiſt in mir.
Drum laß, o JEſu! mein Verlangen, und aller meiner Seufzer Kraft,
Allein nur ſeyn, dich zu umfangen, bis daß der Troſt im Herzen haft.
Laß alle Luſt Begier der Erden, und was nicht Glaub und Liebe heißt,
Doch gänzlich ausgersttet werden, ſtoß alles aus durch deinen Geiſt.
Laß mich an dir als Braut nur hangen, die nur den Bräutigam begehrt,
Ja laß mich gar nichts mehr verlangen, als was dein Lob in mir vermehrt,
Bis daß mein Geiſt nach dieſer Zeit ſich dort im Hochzeit-Haus erfreut.
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[199/0211] 18. Iul. Nach dir, HErr, verlanget mich. Pſ. 25, 1. Göttl. Antw. Das Ver- langen der Elenden höreſt du, HErr, ihr Herz iſt gewiß, daß dein Ohr drauf merket. Pſ. 10, 17. Der Glaube verlangt nur Chriſtum zur Luſt, nichts eitles, betrübt ſich auch nicht viel über Unglück, ſondern wirket ſich, wie Lutherus ſagt, aus dem allen durch Luſt an Chriſto und dem Worte auſſer und über alle Creaturen. Das iſt: Die Luſt an Chriſto vertreibet ihm alle andere Luſt und Furcht. Laß mich keine Luſt noch Furcht von dir ꝛc. Wenn, da wir nach der Luſt verlangen, daſſelbe ſo geachtet wird, Als wenn wir ſchon die That begangen: ſo gilt denn auch (mein treuer Hirt,) Der mir geſchenkte gute Wille, ſo viel als Werk und That vor dir. Du wirſt nun mein Verlangen ſtillen: denn dieſes wirkt dein Geiſt in mir. Drum laß, o JEſu! mein Verlangen, und aller meiner Seufzer Kraft, Allein nur ſeyn, dich zu umfangen, bis daß der Troſt im Herzen haft. Laß alle Luſt Begier der Erden, und was nicht Glaub und Liebe heißt, Doch gänzlich ausgersttet werden, ſtoß alles aus durch deinen Geiſt. Laß mich an dir als Braut nur hangen, die nur den Bräutigam begehrt, Ja laß mich gar nichts mehr verlangen, als was dein Lob in mir vermehrt, Bis daß mein Geiſt nach dieſer Zeit ſich dort im Hochzeit-Haus erfreut.

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Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/211>, abgerufen am 21.11.2024.