Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.31. Octobr. Bittet -- denn wer da bittet, der nimmt. Luc. 11, 9. 10. Nicht: Komm, o HERR, mit aller Macht, aus der Trägheit mich zu reissen, Laß mich nehmen Kraft um Kraft, wie du deinem Volk verheissen: Laß mich nicht die Kraft verschütten, gib mir selber wahre Treu, Laß mich stets in Furchten wandeln, daß ich immer wachsam sey. Muß ich mich zum Beten zwingen, HERR, so hilf mir also ringen, Bis die Inbrunst Flügel kriegt, daß die Trägheit nur nicht siegt. Aber wenn du mich erweichest, und den Gnaden-Scepter reichest, O so hilf mir, daß ich da desto näher zu dir nah. Hilf bald, eh mich was betreten, früh für mich und andre beten; Hilf auch, daß ich hie und da mich am Tage zu dir nah. Es vergehe keine Stunde, da ich nicht mit Herz und Mundt Zu dir immer näher geh, daß ich stets im Frieden steh. 31. Octobr. Bittet -- denn wer da bittet, der nimmt. Luc. 11, 9. 10. Nicht: Komm, o HERR, mit aller Macht, aus der Trägheit mich zu reiſſen, Laß mich nehmen Kraft um Kraft, wie du deinem Volk verheiſſen: Laß mich nicht die Kraft verſchütten, gib mir ſelber wahre Treu, Laß mich ſtets in Furchten wandeln, daß ich immer wachſam ſey. Muß ich mich zum Beten zwingen, HERR, ſo hilf mir alſo ringen, Bis die Inbrunſt Flügel kriegt, daß die Trägheit nur nicht ſiegt. Aber wenn du mich erweicheſt, und den Gnaden-Scepter reicheſt, O ſo hilf mir, daß ich da deſto näher zu dir nah. Hilf bald, eh mich was betreten, früh für mich und andre beten; Hilf auch, daß ich hie und da mich am Tage zu dir nah. Es vergehe keine Stunde, da ich nicht mit Herz und Mundt Zu dir immer näher geh, daß ich ſtets im Frieden ſteh. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0320" n="304"/> <div n="2"> <dateline>31. <hi rendition="#aq">Octobr.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">B</hi><hi rendition="#fr">ittet -- denn wer da bittet, der nimmt.</hi> Luc. 11, 9. 10. Nicht:<lb/> Er wird nehmen, nein, er <hi rendition="#fr">nimmt</hi> gleich: <hi rendition="#fr">ſo iſt mein Bitten lau-<lb/> ter Nehmen,</hi> ein ieder <hi rendition="#fr">Seufzer</hi> iſt ein <hi rendition="#fr">Griff</hi> in GOttes Vater-Herz und<lb/> Schatz-Haus. O wer will träge ſeyn, und nicht anhaltend beten? Harreſt<lb/> du nun, und hälteſt im Gebet an, ſo denke nicht, du habeſt nichts gekriegt;<lb/> dis Anhalten iſt ſchon eine neue Gabe: denn hätteſt du nicht neue Kraft ge-<lb/> kriegt, du hielteſt gewiß nicht an.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Komm, o HERR, mit aller Macht, aus der Trägheit mich zu reiſſen,</l><lb/> <l>Laß mich nehmen Kraft um Kraft, wie du deinem Volk verheiſſen:</l><lb/> <l>Laß mich nicht die Kraft verſchütten, gib mir ſelber wahre Treu,</l><lb/> <l>Laß mich ſtets in Furchten wandeln, daß ich immer wachſam ſey.</l><lb/> <l>Muß ich mich zum Beten zwingen, HERR, ſo hilf mir alſo ringen,</l><lb/> <l>Bis die Inbrunſt Flügel kriegt, daß die Trägheit nur nicht ſiegt.</l><lb/> <l>Aber wenn du mich erweicheſt, und den Gnaden-Scepter reicheſt,</l><lb/> <l>O ſo hilf mir, daß ich da deſto <hi rendition="#fr">näher</hi> zu dir nah.</l><lb/> <l>Hilf bald, eh mich was betreten, <hi rendition="#fr">früh</hi> für mich und andre beten;</l><lb/> <l>Hilf auch, daß ich hie und da mich am Tage zu dir nah.</l><lb/> <l>Es <hi rendition="#fr">vergehe keine Stunde,</hi> da ich nicht mit Herz und Mundt</l><lb/> <l>Zu dir immer näher geh, daß ich ſtets im Frieden ſteh.</l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [304/0320]
31. Octobr.
Bittet -- denn wer da bittet, der nimmt. Luc. 11, 9. 10. Nicht:
Er wird nehmen, nein, er nimmt gleich: ſo iſt mein Bitten lau-
ter Nehmen, ein ieder Seufzer iſt ein Griff in GOttes Vater-Herz und
Schatz-Haus. O wer will träge ſeyn, und nicht anhaltend beten? Harreſt
du nun, und hälteſt im Gebet an, ſo denke nicht, du habeſt nichts gekriegt;
dis Anhalten iſt ſchon eine neue Gabe: denn hätteſt du nicht neue Kraft ge-
kriegt, du hielteſt gewiß nicht an.
Komm, o HERR, mit aller Macht, aus der Trägheit mich zu reiſſen,
Laß mich nehmen Kraft um Kraft, wie du deinem Volk verheiſſen:
Laß mich nicht die Kraft verſchütten, gib mir ſelber wahre Treu,
Laß mich ſtets in Furchten wandeln, daß ich immer wachſam ſey.
Muß ich mich zum Beten zwingen, HERR, ſo hilf mir alſo ringen,
Bis die Inbrunſt Flügel kriegt, daß die Trägheit nur nicht ſiegt.
Aber wenn du mich erweicheſt, und den Gnaden-Scepter reicheſt,
O ſo hilf mir, daß ich da deſto näher zu dir nah.
Hilf bald, eh mich was betreten, früh für mich und andre beten;
Hilf auch, daß ich hie und da mich am Tage zu dir nah.
Es vergehe keine Stunde, da ich nicht mit Herz und Mundt
Zu dir immer näher geh, daß ich ſtets im Frieden ſteh.
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