Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.des Königreichs Franckreich. einer nach dem andern König wird: Erchinoaldusaber führet die Regierung/ und theilet alle Chargen nach Gefallen aus. Grimoaldus, Gros-Hofmei- ster in Austrasien, regieret seinen König Sigibert e- ben auch nach seinem eigenen Gefallen. Beredet Sigiberten, daß/ weil er mit seiner Gemahlin Imne- childen keine Kinder hat/ er in Geheim seinen Sohn/ Childebert Namens/ an Kindes statt annimmt/ auch ein Testament machet/ darinnen er ihn zu sei- nem Nachfolger des Königreichs Austrasien erkläh- ret. Nach diesem Handel befindet sich die Königin Clodoveo G
des Koͤnigreichs Franckreich. einer nach dem andern Koͤnig wird: Erchinoaldusaber fuͤhret die Regierung/ und theilet alle Chargen nach Gefallen aus. Grimoaldus, Gros-Hofmei- ſter in Auſtraſien, regieret ſeinen Koͤnig Sigibert e- ben auch nach ſeinem eigenen Gefallen. Beredet Sigiberten, daß/ weil er mit ſeiner Gemahlin Imne- childen keine Kinder hat/ eꝛ in Geheim ſeinen Sohn/ Childebert Namens/ an Kindes ſtatt annimmt/ auch ein Teſtament machet/ darinnen er ihn zu ſei- nem Nachfolger des Koͤnigreichs Auſtraſien erklaͤh- ret. Nach dieſem Handel befindet ſich die Koͤnigin Clodoveo G
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0117" n="97"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Koͤnigreichs Franckreich.</hi></fw><lb/> einer nach dem andern Koͤnig wird: <hi rendition="#aq">Erchinoaldus</hi><lb/> aber fuͤhret die Regierung/ und theilet alle <hi rendition="#aq">Chargen</hi><lb/> nach Gefallen aus. <hi rendition="#aq">Grimoaldus,</hi> Gros-Hofmei-<lb/> ſter in <hi rendition="#aq">Auſtraſien,</hi> regieret ſeinen Koͤnig <hi rendition="#aq">Sigibert</hi> e-<lb/> ben auch nach ſeinem eigenen Gefallen. Beredet<lb/><hi rendition="#aq">Sigiberten,</hi> daß/ weil er mit ſeiner Gemahlin <hi rendition="#aq">Imne-<lb/> childen</hi> keine Kinder hat/ eꝛ in Geheim ſeinen Sohn/<lb/><hi rendition="#aq">Childebert</hi> Namens/ an Kindes ſtatt annimmt/<lb/> auch ein Teſtament machet/ darinnen er ihn zu ſei-<lb/> nem Nachfolger des Koͤnigreichs <hi rendition="#aq">Auſtraſien</hi> erklaͤh-<lb/> ret.</p><lb/> <p>Nach dieſem Handel befindet ſich die Koͤnigin<lb/><hi rendition="#aq">Imnechildis</hi> ſchwanger/ und gebiehret einen Printz/<lb/> den ſie <hi rendition="#aq">Dagobert</hi> nennet. <hi rendition="#aq">Sigibert</hi> will alſo das<lb/><hi rendition="#aq">Teſtament</hi> widerruffen. <hi rendition="#aq">Grimoalden</hi> ſteckt ein-<lb/> mahl die Regierung im Kopfe/ wie demnach <hi rendition="#aq">Sigibert</hi><lb/> im Jahr Chriſti 654. ſtirbet/ ſo laͤßt er den jungen<lb/> Printz <hi rendition="#aq">Dagobert</hi> in <hi rendition="#aq">Hibernien</hi> fuͤhren/ daß er allda<lb/> die Kloſter-Luft ſchoͤpfen ſoll. <hi rendition="#aq">Imnechildis</hi> vermag<lb/> ſolches mit aller ihrer Widerſetzung nicht zu ver-<lb/> hindern. <hi rendition="#aq">Grimoaldus</hi> bringt aus/ als ob dieſes<lb/> des Koͤniges letzter Wille geweſen/ daß ſein Printz<lb/> ein Geiſtlicher werden ſolte: Schaffet auch das<lb/> Herrlem ſo gehling fort/ ehe die Staͤnde ſich darwi-<lb/> der ſetzen koͤnnen. Die Koͤnigin <hi rendition="#aq">Imnechildis,</hi> welche<lb/> wegen ihrer eigenen Perſon beſorget/ nimmt die<lb/> Flucht zu Koͤnig <hi rendition="#aq">Clodoveo</hi> in <hi rendition="#aq">Neuſtrien,</hi> und bittet<lb/> um deſſen Huͤlffe. <hi rendition="#aq">Grimoald</hi> ſetzet ſeinen Sohn<lb/><hi rendition="#aq">Childebert</hi> auf den Thron. Die Staͤnde in <hi rendition="#aq">Auſtra-<lb/> ſien</hi> empoͤhren ſich/ ſtoſſen ihn wieder herunter/ be-<lb/> maͤchtigen ſich <hi rendition="#aq">Grimoalds,</hi> fuͤhren ſelbigen zu Koͤnig<lb/> <fw place="bottom" type="sig">G</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Clodoveo</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [97/0117]
des Koͤnigreichs Franckreich.
einer nach dem andern Koͤnig wird: Erchinoaldus
aber fuͤhret die Regierung/ und theilet alle Chargen
nach Gefallen aus. Grimoaldus, Gros-Hofmei-
ſter in Auſtraſien, regieret ſeinen Koͤnig Sigibert e-
ben auch nach ſeinem eigenen Gefallen. Beredet
Sigiberten, daß/ weil er mit ſeiner Gemahlin Imne-
childen keine Kinder hat/ eꝛ in Geheim ſeinen Sohn/
Childebert Namens/ an Kindes ſtatt annimmt/
auch ein Teſtament machet/ darinnen er ihn zu ſei-
nem Nachfolger des Koͤnigreichs Auſtraſien erklaͤh-
ret.
Nach dieſem Handel befindet ſich die Koͤnigin
Imnechildis ſchwanger/ und gebiehret einen Printz/
den ſie Dagobert nennet. Sigibert will alſo das
Teſtament widerruffen. Grimoalden ſteckt ein-
mahl die Regierung im Kopfe/ wie demnach Sigibert
im Jahr Chriſti 654. ſtirbet/ ſo laͤßt er den jungen
Printz Dagobert in Hibernien fuͤhren/ daß er allda
die Kloſter-Luft ſchoͤpfen ſoll. Imnechildis vermag
ſolches mit aller ihrer Widerſetzung nicht zu ver-
hindern. Grimoaldus bringt aus/ als ob dieſes
des Koͤniges letzter Wille geweſen/ daß ſein Printz
ein Geiſtlicher werden ſolte: Schaffet auch das
Herrlem ſo gehling fort/ ehe die Staͤnde ſich darwi-
der ſetzen koͤnnen. Die Koͤnigin Imnechildis, welche
wegen ihrer eigenen Perſon beſorget/ nimmt die
Flucht zu Koͤnig Clodoveo in Neuſtrien, und bittet
um deſſen Huͤlffe. Grimoald ſetzet ſeinen Sohn
Childebert auf den Thron. Die Staͤnde in Auſtra-
ſien empoͤhren ſich/ ſtoſſen ihn wieder herunter/ be-
maͤchtigen ſich Grimoalds, fuͤhren ſelbigen zu Koͤnig
Clodoveo
G
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDiese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |