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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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Denckwürdigkeiten
nen rühmlicher/ ihren bey ihnen gebohrnen als
ausländischen Fürsten zu gehorsamen. Carlomann
und Pipin erwehlen einen neuen König/ so noch von
des Clodovei Stamm übrig/ Childeric der dritte
genannt; der ein einfältiger Herr; und nachdem
man ihn als König gegrüsset/ sperret man selbi-
gen/ wie seine Vorfahren/ auff ein Lust-Schloß;
Carlomannus aber und Pipinus führen die Regie-
rung weiter fort. p. 347. Schlagen Odillon,
Hertzog in Bayern. Das folgende Jahr als Anno
Christi 744. beruffet Pipinus ein Concilium zu
Soissons, wo der Päbstliche Legate Bonifacius prae-
sidi
ret/ und darinnen die beyden Ertzbischoffthü-
mer zu Rheims und Sens auffgerichtet worden.
Was darauff abgehandelt/ wurde nach denen Bi-
schöffen und Abten von Pipino und einigen gros-
sen Herren unterschrieben: Was aber Childerics
Namen anbelangete/ dieser wurde nicht weiter ge-
brauchet/ als zum Dato; nemlich: Geschehen
im andern Jahre Childerici des dritten seines
Reichs.

Hunald Hertzog von Aquitanien, will aber-
mahls die Souverainete suchen/ muß aber mit gros-
ser Submission um Frieden bitten. Einige Zeit
darauff hat er ein Mißtrauen gegen seinen leib-
lichen Bruder Hatto; Locket ihn an seinen Hof/
nachdem er geschworen/ ihm kein Leyd zuzufü-
gen: Allein/ als der gute Hatto sich stel-
let/ läßt er ihm die Augen ausstechen/ und in
ein enge Gefängniß einschliessen. Diese barbari-
sche That macht Hunalden bey aller Welt ver-

haßt;

Denckwuͤrdigkeiten
nen ruͤhmlicher/ ihren bey ihnen gebohrnen als
auslaͤndiſchen Fuͤrſten zu gehorſamen. Carlomann
und Pipin erwehlen einen neuen Koͤnig/ ſo noch von
des Clodovei Stamm uͤbrig/ Childeric der dritte
genannt; der ein einfaͤltiger Herr; und nachdem
man ihn als Koͤnig gegruͤſſet/ ſperret man ſelbi-
gen/ wie ſeine Vorfahren/ auff ein Luſt-Schloß;
Carlomannus aber und Pipinus fuͤhren die Regie-
rung weiter fort. p. 347. Schlagen Odillon,
Hertzog in Bayern. Das folgende Jahr als Anno
Chriſti 744. beruffet Pipinus ein Concilium zu
Soiſſons, wo der Paͤbſtliche Legate Bonifacius præ-
ſidi
ret/ und darinnen die beyden Ertzbiſchoffthuͤ-
mer zu Rheims und Sens auffgerichtet worden.
Was darauff abgehandelt/ wurde nach denen Bi-
ſchoͤffen und Abten von Pipino und einigen groſ-
ſen Herren unterſchrieben: Was aber Childerics
Namen anbelangete/ dieſer wurde nicht weiter ge-
brauchet/ als zum Dato; nemlich: Geſchehen
im andern Jahre Childerici des dritten ſeines
Reichs.

Hunald Hertzog von Aquitanien, will aber-
mahls die Souveraineté ſuchen/ muß aber mit groſ-
ſer Submiſſion um Frieden bitten. Einige Zeit
darauff hat er ein Mißtrauen gegen ſeinen leib-
lichen Bruder Hatto; Locket ihn an ſeinen Hof/
nachdem er geſchworen/ ihm kein Leyd zuzufuͤ-
gen: Allein/ als der gute Hatto ſich ſtel-
let/ laͤßt er ihm die Augen ausſtechen/ und in
ein enge Gefaͤngniß einſchlieſſen. Dieſe barbari-
ſche That macht Hunalden bey aller Welt ver-

haßt;
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[110/0130] Denckwuͤrdigkeiten nen ruͤhmlicher/ ihren bey ihnen gebohrnen als auslaͤndiſchen Fuͤrſten zu gehorſamen. Carlomann und Pipin erwehlen einen neuen Koͤnig/ ſo noch von des Clodovei Stamm uͤbrig/ Childeric der dritte genannt; der ein einfaͤltiger Herr; und nachdem man ihn als Koͤnig gegruͤſſet/ ſperret man ſelbi- gen/ wie ſeine Vorfahren/ auff ein Luſt-Schloß; Carlomannus aber und Pipinus fuͤhren die Regie- rung weiter fort. p. 347. Schlagen Odillon, Hertzog in Bayern. Das folgende Jahr als Anno Chriſti 744. beruffet Pipinus ein Concilium zu Soiſſons, wo der Paͤbſtliche Legate Bonifacius præ- ſidiret/ und darinnen die beyden Ertzbiſchoffthuͤ- mer zu Rheims und Sens auffgerichtet worden. Was darauff abgehandelt/ wurde nach denen Bi- ſchoͤffen und Abten von Pipino und einigen groſ- ſen Herren unterſchrieben: Was aber Childerics Namen anbelangete/ dieſer wurde nicht weiter ge- brauchet/ als zum Dato; nemlich: Geſchehen im andern Jahre Childerici des dritten ſeines Reichs. Hunald Hertzog von Aquitanien, will aber- mahls die Souveraineté ſuchen/ muß aber mit groſ- ſer Submiſſion um Frieden bitten. Einige Zeit darauff hat er ein Mißtrauen gegen ſeinen leib- lichen Bruder Hatto; Locket ihn an ſeinen Hof/ nachdem er geſchworen/ ihm kein Leyd zuzufuͤ- gen: Allein/ als der gute Hatto ſich ſtel- let/ laͤßt er ihm die Augen ausſtechen/ und in ein enge Gefaͤngniß einſchlieſſen. Dieſe barbari- ſche That macht Hunalden bey aller Welt ver- haßt;

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/130>, abgerufen am 22.12.2024.