Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.Holländische Reisen Uber die Staats-Affairen wird des Nachts de- Wenn ein grosser Herr mit seinem Gefolge nach Alle Einwohner in Bantam seynd sehr hoffärtig/ Wenn Krieges-Sachen zu berathschlagen seynd/ nichts
Hollaͤndiſche Reiſen Uber die Staats-Affairen wird des Nachts de- Wenn ein groſſer Herr mit ſeinem Gefolge nach Alle Einwohner in Bantam ſeynd ſehr hoffaͤrtig/ Wenn Krieges-Sachen zu berathſchlagen ſeynd/ nichts
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Hollaͤndiſche Reiſen
Uber die Staats-Affairen wird des Nachts de-
liberiret/ bey Mondenſchein/ da man ſich unter einem
groſſen Baume verſammlet/ und ſeynd bey die fuͤnf-
hundert Perſonen beyſammen/ ehe man wegen ei-
ner neuen Anlage oder Steuer ſchluͤßig wird. Sie
ſitzen auff der Erde/ und der Koͤnig oder Gouver-
neur mitten unter ihnen. Er thut den Vortrag/
und fraget hernach einen iedweden/ was ihm dabey
beduͤncket/ daß man thun ſoll. p. 390.
Wenn ein groſſer Herr mit ſeinem Gefolge nach
Hofe gehet/ laͤßt er vor ſich ein Javelin (Schaͤf-
lein oder Wurff-Spieß) und einen Degen in einer
rothen oder ſchwartzen Sammet-Scheide vorher-
tragen. Wenn man dieſes gewahr wird/ darff
kein Sclave oder Sclavin/ ſo ihm begegnet/ fort-
gehen/ ſondern es macht ſich alles auff die Seite/ und
faͤllt auff die Knie/ bis der groſſe Herr voruͤber iſt.
p. 390.
Alle Einwohner in Bantam ſeynd ſehr hoffaͤrtig/
und gehen mit groͤßter Pracht auff der Gaſſen,
in ihren Haͤnden ein Schnupftuch tragend mit
Golde durchwircket/ und auff dem Haupte einen
Turban von Bengaliſcher ſauberer Leinwand. Eini-
ge tragen einen kleinen Mantel von Sammet/ oder
von ſchwartzen oder rothen Tuche.
Wenn Krieges-Sachen zu berathſchlagen ſeynd/
ſo verſammlen ſich bey dieſem Rathe alle Commen-
danten und Capitains, an der Zahl bey die drey-
hundert: Wenn Feuer auskoͤmmt muͤſſen die Wei-
ber loͤſchen/ ohne Beyhuͤlffe einiges Mannes; denn
dieſe ſtehen in Waffen/ um zu verhindern/ daß
nichts
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