Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

und Pedanterie.
Panir oder die grosse Reichs-Fahne hertragen.
Der Schild des darinnen befindlichen Wapens
ware Purpur/ und in solchem zwey goldgestickte
Ruthen/ Creutzweis in einander gefüget/ und
wiederum mit andern/ als wie die Fasces umgeben/
so ehemahls die Römischen Bürgermeister vor sich
liessen hertragen. Auff beyden Seiten des Wa-
pens sahe man zweene sich in die Höhe bäumende
Esel/ röthlicht und mit schwartzem Huf und Zun-
gen; dabey einen Hermelin um die Hälse/ und Kap-
pen auff denen Köpfen. Stat des Federbusches
auff dem Helme sahe man eine alte stählerne offene
Pickel-Haube; und die Wahrheit zu bekennen/
so exprimirete dieses Wapen sehr wohl die Natur
der Leute desselben Landes.

Mit einer so starcken Armee that Printz Gali-
matias
einen starcken Einfall in der Rhetorica
ihr Königreich/ und nahme viele Plätze hinwe g/
ehe man sich in genugsame Verfassung gesetzet ihm
zu widerstehen. Sonderlich bemächtigte er sich
der Provinz Dicaea, und hilten sich bey Attaqui-
rung selbiger Plätze vor andern die Antitheses und
Autoritäten wohl. Auch fiel er in die Provinz
Homiliaire
ein/ wo unterschiedene kleine Berge
sind/ welche über die Flecken und Dörffer zu gebie-
then haben. Es war ein altes Domain der Köni-
gin/ und von solcher Wichtigkeit/ daß/ wer sich erst
davon Meister gemacht/ fast das gantze Königreich in
seiner Gewalt hatte. Bey dieser Expedition hatten
die Allegorien, die Epiphonemata, die Antith[e-]
ses
und Autoritäten viel zu thun; um nun dieses

Land
M 4

und Pedanterie.
Panir oder die groſſe Reichs-Fahne hertragen.
Der Schild des darinnen befindlichen Wapens
ware Purpur/ und in ſolchem zwey goldgeſtickte
Ruthen/ Creutzweis in einander gefuͤget/ und
wiederum mit andern/ als wie die Faſces umgeben/
ſo ehemahls die Roͤmiſchen Buͤrgermeiſter vor ſich
lieſſen hertragen. Auff beyden Seiten des Wa-
pens ſahe man zweene ſich in die Hoͤhe baͤumende
Eſel/ roͤthlicht und mit ſchwartzem Huf und Zun-
gen; dabey einen Hermelin um die Haͤlſe/ und Kap-
pen auff denen Koͤpfen. Stat des Federbuſches
auff dem Helme ſahe man eine alte ſtaͤhlerne offene
Pickel-Haube; und die Wahrheit zu bekennen/
ſo exprimirete dieſes Wapen ſehr wohl die Natur
der Leute deſſelben Landes.

Mit einer ſo ſtarcken Armée that Printz Gali-
matias
einen ſtarcken Einfall in der Rhetorica
ihr Koͤnigreich/ und nahme viele Plaͤtze hinwe g/
ehe man ſich in genugſame Verfaſſung geſetzet ihm
zu widerſtehen. Sonderlich bemaͤchtigte er ſich
der Provinz Dicæa, und hilten ſich bey Attaqui-
rung ſelbiger Plaͤtze vor andern die Antitheſes und
Autoritaͤten wohl. Auch fiel er in die Provinz
Homiliaire
ein/ wo unterſchiedene kleine Berge
ſind/ welche uͤber die Flecken und Doͤrffer zu gebie-
then haben. Es war ein altes Domain der Koͤni-
gin/ und von ſolcher Wichtigkeit/ daß/ wer ſich erſt
davon Meiſter gemacht/ faſt das gantze Koͤnigreich in
ſeiner Gewalt hatte. Bey dieſer Expedition hatten
die Allegorien, die Epiphonemata, die Antith[e-]
ſes
und Autoritaͤten viel zu thun; um nun dieſes

Land
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0203" n="183"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und</hi><hi rendition="#aq">Pedanterie.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Panir</hi> oder die gro&#x017F;&#x017F;e Reichs-Fahne hertragen.<lb/>
Der Schild des darinnen befindlichen Wapens<lb/>
ware Purpur/ und in &#x017F;olchem zwey goldge&#x017F;tickte<lb/>
Ruthen/ Creutzweis in einander gefu&#x0364;get/ und<lb/>
wiederum mit andern/ als wie die <hi rendition="#aq">Fa&#x017F;ces</hi> umgeben/<lb/>
&#x017F;o ehemahls die Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter vor &#x017F;ich<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;en hertragen. Auff beyden Seiten des Wa-<lb/>
pens &#x017F;ahe man zweene &#x017F;ich in die Ho&#x0364;he ba&#x0364;umende<lb/>
E&#x017F;el/ ro&#x0364;thlicht und mit &#x017F;chwartzem Huf und Zun-<lb/>
gen; dabey einen Hermelin um die Ha&#x0364;l&#x017F;e/ und Kap-<lb/>
pen auff denen Ko&#x0364;pfen. Stat des Federbu&#x017F;ches<lb/>
auff dem Helme &#x017F;ahe man eine alte &#x017F;ta&#x0364;hlerne offene<lb/>
Pickel-Haube; und die Wahrheit zu bekennen/<lb/>
&#x017F;o <hi rendition="#aq">exprimire</hi>te die&#x017F;es Wapen &#x017F;ehr wohl die Natur<lb/>
der Leute de&#x017F;&#x017F;elben Landes.</p><lb/>
        <p>Mit einer &#x017F;o &#x017F;tarcken <hi rendition="#aq">Armée</hi> that Printz <hi rendition="#aq">Gali-<lb/>
matias</hi> einen &#x017F;tarcken Einfall in der <hi rendition="#aq">Rhetorica</hi><lb/>
ihr Ko&#x0364;nigreich/ und nahme viele Pla&#x0364;tze hinwe g/<lb/>
ehe man &#x017F;ich in genug&#x017F;ame Verfa&#x017F;&#x017F;ung ge&#x017F;etzet ihm<lb/>
zu wider&#x017F;tehen. Sonderlich bema&#x0364;chtigte er &#x017F;ich<lb/>
der <hi rendition="#aq">Provinz Dicæa,</hi> und hilten &#x017F;ich bey <hi rendition="#aq">Attaqui-</hi><lb/>
rung &#x017F;elbiger Pla&#x0364;tze vor andern die <hi rendition="#aq">Antithe&#x017F;es</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Autori</hi>ta&#x0364;ten wohl. Auch fiel er in die <hi rendition="#aq">Provinz<lb/>
Homiliaire</hi> ein/ wo unter&#x017F;chiedene kleine Berge<lb/>
&#x017F;ind/ welche u&#x0364;ber die Flecken und Do&#x0364;rffer zu gebie-<lb/>
then haben. Es war ein altes <hi rendition="#aq">Domain</hi> der Ko&#x0364;ni-<lb/>
gin/ und von &#x017F;olcher Wichtigkeit/ daß/ wer &#x017F;ich er&#x017F;t<lb/>
davon Mei&#x017F;ter gemacht/ fa&#x017F;t das gantze Ko&#x0364;nigreich in<lb/>
&#x017F;einer Gewalt hatte. Bey die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Expedition</hi> hatten<lb/>
die <hi rendition="#aq">Allegorien,</hi> die <hi rendition="#aq">Epiphonemata,</hi> die <hi rendition="#aq">Antith<supplied>e-</supplied><lb/>
&#x017F;es</hi> und <hi rendition="#aq">Autori</hi>ta&#x0364;ten viel zu thun; um nun die&#x017F;es<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Land</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0203] und Pedanterie. Panir oder die groſſe Reichs-Fahne hertragen. Der Schild des darinnen befindlichen Wapens ware Purpur/ und in ſolchem zwey goldgeſtickte Ruthen/ Creutzweis in einander gefuͤget/ und wiederum mit andern/ als wie die Faſces umgeben/ ſo ehemahls die Roͤmiſchen Buͤrgermeiſter vor ſich lieſſen hertragen. Auff beyden Seiten des Wa- pens ſahe man zweene ſich in die Hoͤhe baͤumende Eſel/ roͤthlicht und mit ſchwartzem Huf und Zun- gen; dabey einen Hermelin um die Haͤlſe/ und Kap- pen auff denen Koͤpfen. Stat des Federbuſches auff dem Helme ſahe man eine alte ſtaͤhlerne offene Pickel-Haube; und die Wahrheit zu bekennen/ ſo exprimirete dieſes Wapen ſehr wohl die Natur der Leute deſſelben Landes. Mit einer ſo ſtarcken Armée that Printz Gali- matias einen ſtarcken Einfall in der Rhetorica ihr Koͤnigreich/ und nahme viele Plaͤtze hinwe g/ ehe man ſich in genugſame Verfaſſung geſetzet ihm zu widerſtehen. Sonderlich bemaͤchtigte er ſich der Provinz Dicæa, und hilten ſich bey Attaqui- rung ſelbiger Plaͤtze vor andern die Antitheſes und Autoritaͤten wohl. Auch fiel er in die Provinz Homiliaire ein/ wo unterſchiedene kleine Berge ſind/ welche uͤber die Flecken und Doͤrffer zu gebie- then haben. Es war ein altes Domain der Koͤni- gin/ und von ſolcher Wichtigkeit/ daß/ wer ſich erſt davon Meiſter gemacht/ faſt das gantze Koͤnigreich in ſeiner Gewalt hatte. Bey dieſer Expedition hatten die Allegorien, die Epiphonemata, die Antithe- ſes und Autoritaͤten viel zu thun; um nun dieſes Land M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/203
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/203>, abgerufen am 22.12.2024.