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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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und Pedanterie.
Schlösser auf Hügeln zu finden/ darinnen/ eitel Pre-
tieuses
verwahret wird.

Man findet allda die Schweitzer-Wache/ und
wenn man auch durch selbige wäre hindurch gedrun-
gen/ so seynd doch hernach annoch so viel Treppen/
Chambren/ Antichambren/ und andre Abschnitte/
daß man nichts ausrichten kan. Die Galanterie,
eine Dame, die bey der Königin in gutem Ansehen/
hatie über diese Vestungen die Auffsicht/ und weil
ihr alle brave und polite Hof-Leute den Eyd der
Treue geschworen/ so ware sie so wachsam/ daß sie kei-
nen eintzigen in ihre Plätze einließ/ so der Pedante-
rie
ihre Liberey truge. Einige aus der Provintz
Hablerie (Schwätzerey) hatten bisweilen die Ge-
legenheit/ daß sie ein paar Gefangene mit hinweg
fischeten.

Was nun anderer Seiten die Königin Rhetori-
ca
betrifft/ so hatte man zwar gleich nach angekün-
digtem Kriege Völcker geworben. Allein weil ihr
Reich bey weitem nicht so groß ist/ als die Pedante-
rie,
so brachte man auch weniger zusammen/ und
die/ welche Succurs schicken sollen/ zauderten auch
gar sehr damit. Endlich brachte sie doch eine Ar-
mee
zusammen/ und waren viele Völcker darunter
von eben der Natur/ als diejenigen/ welche in dem
feindlichen Lager dieneten/ aber besser discipliniret
und zum Fechten gewöhnet. Man sahe auch bey
ihr die Antitheses, aber nicht solche wüste und un-
ordentliche/ als die unter dem Printz Galimatias; son-
dern die auf Academien ihre Exercitia wohl gelernet/

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und Pedanterie.
Schloͤſſer auf Huͤgeln zu finden/ darinnen/ eitel Pre-
tieuſes
verwahret wird.

Man findet allda die Schweitzer-Wache/ und
wenn man auch durch ſelbige waͤre hinduꝛch gedrun-
gen/ ſo ſeynd doch hernach annoch ſo viel Treppen/
Chambren/ Antichambren/ und andre Abſchnitte/
daß man nichts ausrichten kan. Die Galanterie,
eine Dame, die bey der Koͤnigin in gutem Anſehen/
hatie uͤber dieſe Veſtungen die Auffſicht/ und weil
ihr alle brave und polite Hof-Leute den Eyd der
Treue geſchworen/ ſo ware ſie ſo wachſam/ daß ſie kei-
nen eintzigen in ihre Plaͤtze einließ/ ſo der Pedante-
rie
ihre Liberey truge. Einige aus der Provintz
Hablerie (Schwaͤtzerey) hatten bisweilen die Ge-
legenheit/ daß ſie ein paar Gefangene mit hinweg
fiſcheten.

Was nun anderer Seiten die Koͤnigin Rhetori-
ca
betrifft/ ſo hatte man zwar gleich nach angekuͤn-
digtem Kriege Voͤlcker geworben. Allein weil ihr
Reich bey weitem nicht ſo groß iſt/ als die Pedante-
rie,
ſo brachte man auch weniger zuſammen/ und
die/ welche Succurs ſchicken ſollen/ zauderten auch
gar ſehr damit. Endlich brachte ſie doch eine Ar-
mée
zuſammen/ und waren viele Voͤlcker darunter
von eben der Natur/ als diejenigen/ welche in dem
feindlichen Lager dieneten/ aber beſſer diſcipliniret
und zum Fechten gewoͤhnet. Man ſahe auch bey
ihr die Antitheſes, aber nicht ſolche wuͤſte und un-
ordentliche/ als die unter dem Printz Galimatias; ſon-
dern die auf Academien ihre Exercitia wohl gelernet/

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[185/0205] und Pedanterie. Schloͤſſer auf Huͤgeln zu finden/ darinnen/ eitel Pre- tieuſes verwahret wird. Man findet allda die Schweitzer-Wache/ und wenn man auch durch ſelbige waͤre hinduꝛch gedrun- gen/ ſo ſeynd doch hernach annoch ſo viel Treppen/ Chambren/ Antichambren/ und andre Abſchnitte/ daß man nichts ausrichten kan. Die Galanterie, eine Dame, die bey der Koͤnigin in gutem Anſehen/ hatie uͤber dieſe Veſtungen die Auffſicht/ und weil ihr alle brave und polite Hof-Leute den Eyd der Treue geſchworen/ ſo ware ſie ſo wachſam/ daß ſie kei- nen eintzigen in ihre Plaͤtze einließ/ ſo der Pedante- rie ihre Liberey truge. Einige aus der Provintz Hablerie (Schwaͤtzerey) hatten bisweilen die Ge- legenheit/ daß ſie ein paar Gefangene mit hinweg fiſcheten. Was nun anderer Seiten die Koͤnigin Rhetori- ca betrifft/ ſo hatte man zwar gleich nach angekuͤn- digtem Kriege Voͤlcker geworben. Allein weil ihr Reich bey weitem nicht ſo groß iſt/ als die Pedante- rie, ſo brachte man auch weniger zuſammen/ und die/ welche Succurs ſchicken ſollen/ zauderten auch gar ſehr damit. Endlich brachte ſie doch eine Ar- mée zuſammen/ und waren viele Voͤlcker darunter von eben der Natur/ als diejenigen/ welche in dem feindlichen Lager dieneten/ aber beſſer diſcipliniret und zum Fechten gewoͤhnet. Man ſahe auch bey ihr die Antitheſes, aber nicht ſolche wuͤſte und un- ordentliche/ als die unter dem Printz Galimatias; ſon- dern die auf Academien ihre Exercitia wohl gelernet/ dahero M 5

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/205>, abgerufen am 22.12.2024.