Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.Denckwürdigkeiten. tig gelebet/ und ein berühmter Mann gewesen; obschon Erasmus, Vives, Scaliger und andere einen puren Roman oder Fabel von ihm und seinem Leben machen wollen. Dieses aber will Naudaeus nicht zugeben/ daß er alle die Wunder gethan/ welche Philostratus in dessen Leben vor wahr ausgiebt. Machiavellus und Cardanus haben gesagt/ daß Josephi scripta Antiquitatum Hebraicarum & * Muretus flohe aus Franckreich/ weil er allda ben: P
Denckwuͤrdigkeiten. tig gelebet/ und ein beruͤhmter Mann geweſen; obſchon Erasmus, Vives, Scaliger und andere einen puren Roman oder Fabel von ihm und ſeinem Leben machen wollen. Dieſes aber will Naudæus nicht zugeben/ daß er alle die Wunder gethan/ welche Philoſtratus in deſſen Leben vor wahr ausgiebt. Machiavellus und Cardanus haben geſagt/ daß Joſephi ſcripta Antiquitatum Hebraicarum & * Muretus flohe aus Franckreich/ weil er allda ben: P
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0245" n="225"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Denckwuͤrdigkeiten.</hi></fw><lb/> tig gelebet/ und ein beruͤhmter Mann geweſen; ob<lb/> ſchon <hi rendition="#aq">Erasmus, Vives, Scaliger</hi> und andere einen<lb/> puren Roman oder Fabel von ihm und ſeinem Leben<lb/> machen wollen. Dieſes aber will <hi rendition="#aq">Naudæus</hi> nicht<lb/> zugeben/ daß er alle die Wunder gethan/ welche<lb/><hi rendition="#aq">Philoſtratus</hi> in deſſen Leben vor wahr ausgiebt.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Machiavellus</hi> und <hi rendition="#aq">Cardanus</hi> haben geſagt/ daß<lb/><hi rendition="#aq">Gregorius VII.</hi> die meiſten guten Buͤcher der Alten<lb/> laſſen verbrennen. Er war es/ der alle des <hi rendition="#aq">Varro-<lb/> nis Opera</hi> verbrennen lieſſe/ <hi rendition="#aq">qui fuit Romanorum<lb/> togatorum doctiſſimus, ne ex ejus libris plagii pos-<lb/> ſit inſimulari Divus Auguſtinus, qui ſuos libros de<lb/> Civitate Dei totos ex Varrone deſcripſerat. Ali-<lb/> qui negant factum.</hi> Doch iſt es nicht leicht zu<lb/> glauben: Dieſer Pabſt hat darinnen wohl und<lb/> ſorgfaͤltig gehandelt.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Joſephi ſcripta Antiquitatum Hebraicarum &<lb/> belli Judæorum</hi> iſt ein gantz verfaͤlſchter <hi rendition="#aq">Autor.</hi><lb/> Die heutigen Juͤden haben einen gantz andern/ als<lb/> der unſrige iſt/ in welchem viel eingeſchoben. <hi rendition="#aq">Joſe-<lb/> phus Scaliger</hi> hatte Luſt ſich dran zu machen/ wenn<lb/> er nicht geſtorben waͤre. Jch wolte/ er haͤtte es<lb/> gethan. <hi rendition="#aq">Samuel Petit,</hi> welcher dieſe Arbeit un-<lb/> ternimmt/ wird es bey weiten nicht ſo gut machen.<lb/><hi rendition="#aq">Eſt infelix Criticus.</hi></p><lb/> <p>* <hi rendition="#aq">Muretus</hi> flohe aus Franckreich/ weil er allda<lb/> einen erſtochen. Nachdem er vier Jahr zu <hi rendition="#aq">Vene-<lb/> dig</hi> geweſen/ woſelbſt er einer andern Urſache we-<lb/> gen auch ſich muſte unſichtbar machen/ kahm er nach<lb/> Rom/ allda er wohl auffgenommen wurde/ groſſes<lb/> Gluͤck gemacht/ und in vielem Reichthume geſtor-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">P</fw><fw place="bottom" type="catch">ben:</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [225/0245]
Denckwuͤrdigkeiten.
tig gelebet/ und ein beruͤhmter Mann geweſen; ob
ſchon Erasmus, Vives, Scaliger und andere einen
puren Roman oder Fabel von ihm und ſeinem Leben
machen wollen. Dieſes aber will Naudæus nicht
zugeben/ daß er alle die Wunder gethan/ welche
Philoſtratus in deſſen Leben vor wahr ausgiebt.
Machiavellus und Cardanus haben geſagt/ daß
Gregorius VII. die meiſten guten Buͤcher der Alten
laſſen verbrennen. Er war es/ der alle des Varro-
nis Opera verbrennen lieſſe/ qui fuit Romanorum
togatorum doctiſſimus, ne ex ejus libris plagii pos-
ſit inſimulari Divus Auguſtinus, qui ſuos libros de
Civitate Dei totos ex Varrone deſcripſerat. Ali-
qui negant factum. Doch iſt es nicht leicht zu
glauben: Dieſer Pabſt hat darinnen wohl und
ſorgfaͤltig gehandelt.
Joſephi ſcripta Antiquitatum Hebraicarum &
belli Judæorum iſt ein gantz verfaͤlſchter Autor.
Die heutigen Juͤden haben einen gantz andern/ als
der unſrige iſt/ in welchem viel eingeſchoben. Joſe-
phus Scaliger hatte Luſt ſich dran zu machen/ wenn
er nicht geſtorben waͤre. Jch wolte/ er haͤtte es
gethan. Samuel Petit, welcher dieſe Arbeit un-
ternimmt/ wird es bey weiten nicht ſo gut machen.
Eſt infelix Criticus.
* Muretus flohe aus Franckreich/ weil er allda
einen erſtochen. Nachdem er vier Jahr zu Vene-
dig geweſen/ woſelbſt er einer andern Urſache we-
gen auch ſich muſte unſichtbar machen/ kahm er nach
Rom/ allda er wohl auffgenommen wurde/ groſſes
Gluͤck gemacht/ und in vielem Reichthume geſtor-
ben:
P
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDiese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |